Eine Milliarde Überschuss: So reich ist München

Vergangenes Jahr hat die Stadt erstmals einen Überschuss in vierstelliger Millionenhöhe erwirtschaftet. Ob dieser finanzielle Höhenflug anhält? Die AZ hat die Antworten.
von  Florian Zick

München - Mehr als eine Milliarde Überschuss im Stadtsäckl – das gab es noch nie. Entsprechend gut gelaunt hat Kämmerer Ernst Wolowicz gestern seine Bilanz für das Jahr 2014 vorgestellt. Wo das ganze Geld herkommt und wofür es die Stadt wieder ausgibt – die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie viel hat München 2014 eingenommen?

In die städtischen Kassen sind vergangenes Jahr gut sechs Milliarden Euro geflossen. Knapp fünf davon hat die Stadt wieder ausgegeben. Am Ende blieb also über eine Milliarde Euro übrig – oder genauer gesagt: 1181 Millionen. 2013 hat die Stadt schon einmal an der Milliarden-Marke gekratzt. Übrig geblieben sind damals allerdings „nur“ 996 Millionen Euro.

Vergangenes Jahr war die Stadtkasse nun noch üppiger gefüllt, noch einmal 15,1 Prozent mehr Geld kamen herein. Das reichte letztendlich deutlich für die Milliarden-Hürde.

Woher kommt das ganze Geld her?

Den größten Batzen zahlen die Unternehmen. 2,329 Milliarden nahm die Stadt 2014 über die Gewerbesteuer ein. Weitere 957 Millionen Euro klimperten über die Einkommenssteuer ins Stadtsäckl. Dazu kommen weitere Millionenbeträge aus Grundsteuer, Umsatzsteuer und Grunderwerbssteuer. Insgesamt machen die Steuereinnahmen 65 Prozent des städtischen Haushalts aus. Dass vor allem das Gewerbe so fleißig zahlt, freut Wolowicz zwar. „Auf der anderen Seite sind wir dadurch natürlich ein Stück weit davon abhängig, wie es unseren Unternehmen in München geht“, sagt der Kämmerer.

Und wofür geht das Geld wieder drauf?

Mit einem Anteil von 44 Prozent an den Ausgaben machen die Transferleistungen hier den größten Posten aus. So hat die Stadt vergangenes Jahr für Sozialhilfe, Jugendhilfe und die Mieten von Hartz-IV-Empfängern 2,126 Milliarden Euro ausgegeben.

Auch die Angestellten im Rathaus wollen freilich bezahlt werden. Für Lohn und Vorsorgeleistungen der Stadtbediensteten wurden dabei insgesamt 1,707 Milliarden fällig.

Zudem hat die Stadt auch 2014 natürlich wieder ordentlich investiert, vor allem in den Schulbau (164 Millionen), den Wohnungsbau (143 Millionen) und den Unterhalt des Straßennetzes (110 Millionen). So sind vergangenes Jahr knapp über eine Milliarde Euro an Investitionskosten angefallen.

Was sagen die Prognosen für 2015?

Zwei Drittel des Jahres sind rum – und bisher läuft alles nach Plan. Bis Jahresende rechnet die Stadt mit Einnahmen in Höhe von 5,637 Milliarden Euro. 3,288 davon konnten bis Ende Juli bereits fest verbucht werden.

„Wenn nichts Gravierendes mehr passiert“, sagt Ernst Wolowicz, „wird 2015 wieder ein Rekordjahr.“ Der Kämmerer rechnet mit 2,4 Milliarden bei der Gewerbesteuer – so viel wie noch nie. Und bei der Einkommenssteuer peilt er einen Wert jenseits von einer Milliarde an – auch das wäre ein neuer Höchstwert.

Bleibt die Wirtschaftslage 2016 so gut?

Da möchte sich der Kämmerer nicht festlegen. Zwar sieht es momentan nicht so aus, als würden sich die Münchner Wirtschaftsaussichten eintrüben. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich die Konjunktur plötzlich verschlechtert, sagt Wolowicz. 2001/02 ist die Internet-Blase geplatzt, 2008/09 die Immobilien-Blase. Und derzeit sind die Märkte in China in leichter Unruhe. Wie sich das auf München auswirkt – Wolowicz wagt da keine nähere Prognose.

Ist München trotzdem bald schuldenfrei?

Auch im laufenden Haushaltsjahr hat die Stadt bereits wieder 42 Millionen Euro an Ausständen getilgt. Der Schuldenstand belief sich im August auf nunmehr 863 Millionen, oder umgerechnet: auf 575 Euro pro Kopf.

Ein paar Millionen wird die Stadt da heuer auf jeden Fall noch abknabbern. So lange die Konjunktur so gut ist, ist vom Stadtrat schließlich eine Schuldentilgung in Höhe von 60 Millionen Euro pro Jahr vorgegeben. Kämmerer Wolowicz sieht allerdings keinen Sinn darin, sich jetzt auf einen Schlag komplett freizukaufen. Das Geld, sagt er, sollte die Stadt besser dazu nutzen, die Infrastruktur auszubauen. Schließlich wächst München. Da müsse auch in erheblichem Umfang investiert werden.

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