Eine friedliche Razzia
MÜNCHEN Bei der Marktaufsicht herrschte am Vorabend Alarmstufe 1. Es wurde geputzt und sämtliche parkende Autos waren vom Viktualienmarkt verbannt, damit ja keine Klagen kommen konnten, als sich am Freitagmittag Münchens Macht über den Markt ein Bauchgefühl verschaffte.
Über eine Stunde durchstöberten Behördenvertreter, an der Spitze Interims-Kommunalreferent Axel Markwarth, eine patentreife Amts-Persönlichkeit, Markt-Big Boss Rainer Hechinger, der sich ganz selten vor Ort sehen lässt, und Stadtrat Georg Schlagbauer mit Standl-Sprecherin Elke Fett (Duftstandl) das Lukkullus-Paradies von München, das in die Jahre gekommen ist und eine Schönheits-OP benötigt. Obwohl kein Brandschützer dabei war, galt der Ortstermin in erster Linie dem Brandschutz im Untergrund des 23000 Quadratmeter großen Buden-Reichs aus dem Jahre 1972, das zur Hälfte unterkellert ist.
Obwohl kein Brandschützer dabei war, galt der Ortstermin in erster Linie dem Brandschutz im Untergrund des 23000 Quadratmeter großen Buden-Reichs von 1972, das zur Hälfte unterkellert ist.
Zunächst sollen dort provisorisch Mauerwerk, Rohre und Leitungen, Fliesen und Decken nach feuerpolizeilichen Richtlinien in Ordnung gebracht werden. „Mir nützt das Wort eines Münchner Feuerwehr-Sprechers nichts, der sich gut über den Markt geäußert hat und damit ein Sommerloch füllte”, sagt Markwarth, der mit dem Fahrrad zur Amtsbegehung vorfuhr.
Werksleiter-Fuchs Hechinger führte mit geradezu vorauseilendem Charme die Gruppe durch die Katakomben, die für Markwarth pures Neuland waren. Vor der Jeanne d’Arc Elke Fett wäre Hechinger fast in die Knie gegangen, so gut war er drauf.
Die schlimmsten Zustände herrschten in der Metzger-Zeile unter dem Petersbergl. Danach spähten die Marktlenker in den Keller der Hofpfisterei – wo schnell Hand angelegt werden muss – sowie des Früchtestands Tretter, wo die patinierte Decke so tief hängt, dass man den Kopf einziehen muss. „Für Frau Fett ist die Höhe geeignet”, lästerte Hechinger und spielte nicht auf die Größe, sondern auf die Länge der forschen Standlbesitzerin an. Sie kämpft mit ihren Marktfrauen darum, dass sie bei allen Entscheidungen ein Mitsprache-Recht behält.
Über die oscarverdächtige Hässlichkeit des Müllhäusls waren sich alle Amtsleute einig. Beim Begehen des Undergrounds von Bella Lerners Kleinster Gaststätte blitzten die Augen Hechingers, der die Wirtin gut kennt.
Beim Rundgang wurde bekannt, dass die Schrannenhalle am 14. September um 9 Uhr eröffnet wird und am 16. September OB Christian Ude mit einer Feier um 16 Uhr die zweite Hallen-Karriere einläutet.