Eine echte Granate: Bub bringt Bombe zur Polizei
MÜNCHEN - Jeffrey Kirschenbaum (11) findet beim Spielen an der Isar in Oberföhring einen Granaten-Zünder und fackelt nicht lang: Der Schüler bringt die Bombe direkt ins Polizeipräsidium in die Ettstraße - und fürchtet sich kein bisschen.
Das Ding hätte Jeffrey die Hand wegbrennen können. Der Elfjährige fand am vergangenen Mittwoch beim Spielen am Oberföhringer Wehr einen Granaten-Zündkopf im Kies. Er hob das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg auf und lieferte es bei der Polizei in der Ettstraße ab – dafür reiste der mutige Bub mit seiner Sprengladung durch die ganze Stadt.
Am Mittwoch um 13 Uhr radelt Jeffrey Kirschenbaum zum Oberföhringer Wehr. Er will dort spielen, sich die Zeit vertreiben. Jeffrey wirft Kiesel ins Wasser, schaut sich um – und entdeckt etwas Blitzendes auf einer Kiesbank: „Es lag in einem kleinen Loch voll mit Wasser, es war rund zehn Zentimeter lang und sah aus wie ein Kegel.“ Jeffrey nimmt es in die Hand und weiß gleich, was es ist: Ein Granaten-Zündkopf, „so was habe ich schon im Fernsehen gesehen. Es hatte Risse und war verrostet – nicht im besten Zustand. “
Gegen 15 Uhr wirft sich Jeffrey auf sein Radl und fährt heim in die Leopoldstraße. Auf dem Weg trifft er seinen Freund Lukas (11). Jeffrey ruft seinen Vater Lester an: „Papa, ich habe einen Granaten-Zündkopf gefunden.“ Der Vater sagt: „Frag’ einen Polizisten, was du damit machen sollst.“ Jeffrey nimmt das wörtlich – und macht sich auf zum Polizeipräsidium in der Ettstraße.
"Grüß Gott, ich habe einen Granaten-Zündkopf gefunden"
Er steigt in die U-Bahn Giselastraße und fährt mit Lukas und der Bombe zum Marienplatz. Von dort spazieren die Buben durch die Fußgängerzone zum Haupteingang. Als Jeffrey bei den Beamten an der Anmeldung ankommt, sagt er: „Guten Tag, ich habe einen Granaten-Zündkopf gefunden.“ Klar: helle Aufregung in der Löwengrube.
Sprengstoffspezialisten untersuchen die deutsche Granate aus dem Zweiten Weltkrieg – und schauen, dass Jeffrey und Lukas schnell von der Höllenmaschine wegkommen: „In der Zeit hat uns ein Beamter eine Führung gegeben. Wir waren in der Verkehrsleitzentrale – da sind 69 Bildschirme“, weiß Jeffrey noch. Bei der Untersuchung kommt heraus: Der Zündkopf ist nicht scharf – theoretisch aber hätte ein Strahl entstehen können, der Jeffrey verletzt hätte.
Eine knappe Woche später ist sein Vater noch immer stolz auf seinen Sohn – aber auch leicht geschockt: „Ich hätte ihm sagen sollen: Mein Gott, lass das Ding fallen! Wenn’s dumm gelaufen wäre...“ Mehr sagt der Hausverwalter nicht – er wagt nicht daran zu denken, was seinem Jeffrey hätte passieren können. Der aber bleibt ganz entspannt: „Hat Spaß gemacht.“
T. Gautier