„Eine echte Bausünde“

Der Schweizer Platz in Fürstenried bietet Ödnis und Ärgernisse und soll mehr sein als bloßer Verkehrsknotenpunkt. Teil 6 des Reports über die Plätze, wo München richtig greislig ist - und wie die AZ und der Verein "Mobil in München“ das ändern wollen.
FÜRSTENRIED Das ist ein überraschendes Urteil: Hans Bauer, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Fürstenried, findet den Schweizer Platz im Prinzip „ganz ok. Er wurde ja als städtischer Platz konzipiert, daher ist die geometrisch strenge Form in Ordnung.“
Da ist Michael Haberland vom Verein „Mobil in München“ aber ganz anderer Meinung: „Der Schweizer Platz ist doch wirklich eine typische Bausünde aus den 70er Jahren, wo es vor allem darum ging, funktionell zu bauen und wo die Architektur wohl nur eine sehr geringe Rolle spielte. Funktionell ist der Platz bis heute in Ordnung, hässlich ist er aber allemal. Eine Betonwüste wie aus dem Bilderbuch, die zur Verstärkung des Eindrucks auch noch von grauem und tristem Beton eingerahmt ist. Der Schweizer Platz ist ein Paradebeispiel dafür, wo man einen Architekturwettbewerb starten könnte.“
Der einzige Glanzpunkt auf der tristen Ödnis des Fürstenrieder Platzes, die von den Anwohnern offenbar aus lauter Gewohnheit schon gar nicht mehr so recht wahrgenommen wird, ist der Wochenmarkt am Samstag.
Den Rest der Woche nutzen die meisten Menschen den Schweizer Platz aber lediglich zum möglichst zügigen Umsteigen zwischen Tram und U-Bahn. Oder sie flüchten schleunigst in eines der Taxis. Kein Wunder: Jugendgangs hängen oft auf dem Platz herum, machen Lärm und werfen manchmal sogar mit Flaschen. Auch die vielen Alkoholiker machen den Anwohnern Angst. „Wir haben das aber im Griff“, versichert BA-Chef Hans Bauer.
Auch der Brunnen gefällt vielen nicht, das zumindest muss Bauer zugeben – „als die U-Bahn 1998 fertiggestellt wurde, wollte die Bürgerversammlung statt des Brunnens lieber eine bronzene Wildsau haben“, sagt er.
Sie bekamen das Viech aber nicht – und so wird es auch mit einer Umgestaltung in naher Zukunft sein. Der Bezirksausschuss hat bisher keinerlei Pläne eingereicht.
tg