"Eine der größten Demonstrationen": Stolz in München nach den Protesten gegen rechts

Die Zahl der Demonstranten in München wird immer weiter nach oben korrigiert. Der Oberbürgermeister Dieter Reiter ist begeistert von seinen Bürgern – und damit wahrlich nicht alleine.
Felix Müller
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Nach Absage der Demo sperrt die Polizei die Potsdamer Straße in München ab.
Nach Absage der Demo sperrt die Polizei die Potsdamer Straße in München ab. © Sigi Müller

Schwabing - Am Sonntagmittag machte schnell diese unglaubliche Zahl in der Stadt die Runde. 100.000! Eine sechsstellige Anzahl Demonstranten gegen rechts. Das, so sehen es sehr, sehr viele Münchner, ist ein starkes Zeichen für eine weltoffene Stadt. Ein Symbol, auf das sie sehr stolz sein können. Seit der legendären Lichterkette 1992 waren nicht mehr Menschen auf einer Demonstration.

Und die unglaubliche Zahl wächst weiter. Denn noch am Sonntag meldeten die Veranstalter zunächst, dass sie von 200.000, dann gar dass sie von 250.000 Menschen auf den Straßen ausgingen. Am Montag korrigierten sie die Zahl erneut nach oben. Auf 320.000. Die Teilnehmer seien noch stärker verteilt gewesen, als man zunächst angenommen habe, hieß es. Deshalb habe man die Zahlen erneut nach oben korrigiert.

Mindestens 100.000 Menschen sind am Sonntag zwischen Siegestor und Münchner Freiheit, schätzt die Polizei. Die Veranstalter sprechen gar von 250.000 Teilnehmern.
Mindestens 100.000 Menschen sind am Sonntag zwischen Siegestor und Münchner Freiheit, schätzt die Polizei. Die Veranstalter sprechen gar von 250.000 Teilnehmern. © Sigi Müller

Demo gegen die AfD in München: OB Dieter Reiter kritisiert "inhaltliche Schwäche der Wortbeiträge"

Ein Wahnsinn. Ein wunderbarer Wahnsinn, findet auch der Oberbürgermeister Dieter Reiter. "Es war einfach großartig, wie viele Menschen in München für die Demokratie und gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Hetze aufgestanden sind!", sagte er am Montag der AZ. Er habe "viele ganz unterschiedliche Menschen getroffen, die alle eines eint: Sie machen sich Sorgen um unsere Demokratie und wollen nicht, dass Hass, Spaltung und rechtsextreme Einstellungen gewinnen."

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nimmt ebenfalls an der Demonstration teil.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nimmt ebenfalls an der Demonstration teil. © Sigi Müller

Reiter kritisierte die "inhaltliche Schwäche der Wortbeiträge und die Tonalität einiger Rednerinnen", das habe seine Freude über die vielen Menschen gegen rechts aber nicht trüben können. "Spätestens seit den Demonstrationen der vergangenen Tage ist deutlich geworden: aus der bisherigen schweigenden Mehrheit ist eine aktive Mehrheit geworden", so der OB. "Und das macht mich zuversichtlich, dass immer mehr Menschen mutig und aktiv für unsere Demokratie eintreten und sich das auch dann bei Wahlen niederschlägt."

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Münchens Bürgermeister Dominik Krause: " Wir stehen zusammen und lassen uns nicht spalten"

Stolz auf die Stadtgesellschaft – zu der Demonstration war bewusst ohne Parteien aufgerufen worden – zeigte sich auch der Zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). Auf Anfrage der AZ sagte er am Montag: "Das war eine der größten Demonstrationen in der Nachkriegsgeschichte Münchens. Das zeigt, wie sehr der Rechtsruck und die Deportationsfantasien rechtsextremer Politiker den Menschen Sorgen machen. München ist eine sehr vielfältige und weltoffene Stadt und die Münchnerinnen und Münchner haben am Sonntag sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie diese Art zu leben gegen die Feinde einer bunten Gesellschaft verteidigen werden."

Gegen die AfD und gegen Nazis – viele Münchner tun ihren Protest am Sonntag auch auf Schildern kund.
Gegen die AfD und gegen Nazis – viele Münchner tun ihren Protest am Sonntag auch auf Schildern kund. © Sigi Müller

Krause betonte, er halte die Riesen-Demo für "ein wichtiges Zeichen an alle Münchner mit Migrationsgeschichte: Wir stehen als Stadtgesellschaft zusammen und lassen uns nicht spalten." Er hofft auf einen dauerhaften Effekt und dass viele Menschen jetzt in Parteien und Vereinen für die Demokratie eintreten. "Es war ein historischer Tag für München", so Krause, "und ich bin dankbar und glücklich, Bürgermeister einer Stadt mit so einer starken Zivilgesellschaft zu sein."

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Demo in München: CSU kritisiert "linksradikales Politikbashing"

Auch aus der CSU gab es positive Reaktionen, wenn auch etwas verhaltener. Rathaus-Vize Hans Theiss sagte, er sei als Münchner "stolz" auf die Menschenmenge. Er kritisierte aber das "teils linksradikale Politikbashing" der Organisatoren, das "viele Menschen vor Ort nicht teilten".
Auch aus dem Kulturbetrieb hatten am Sonntag sehr viele teilgenommen.

"Ganz München hasst die AfD", zitierte die Autorin Amelie Fried einen Schlachtruf. "Münchner Bürger und Zugereiste verteidigen die Demokratie! Wir sind die Mehrheit und wir werden jetzt laut!" Ein Gefühl, das hunderttausendfach zu spüren war, am Sonntag auf Münchens überfüllten Straßen.

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  • SL am 24.01.2024 12:31 Uhr / Bewertung:

    wo war eigentlich Hubsi bei diesen Demos. Dieser kämpft doch immer für die "anständigen" Leute im Lande

  • eule75 am 23.01.2024 18:24 Uhr / Bewertung:

    Rechts, links, Mitte - eines steht fest, alles ist nicht besser, sondern wesentlich schlechter geworden. Wer ist schuld? Da helfen keine Demonstrationen, diese helfen nur, das Miteinander noch mehr zu spalten.

  • SagI am 23.01.2024 10:51 Uhr / Bewertung:

    Fazit nach dem linken Massenspektakel (aktuelle Umfrage, Focus 23.01.24): AfD verliert 1,5% auf 21,5%, CDU und SPD verlieren jeweils 0,5%, Sonstige gewinnen 3,5% (WerteUnion, BSW?). Die Begeisterung von OB Reiter und vielen anderen wackeren Anti-AfD-Kämpfer (und -innen) ist also nicht der Rede wert.

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