Eine circensische Liebesbeziehung auf dem Tollwood

Der starke Victor, die zierliche Kati, eine wunderliche Zigarrenkiste und die Liebe - Die Beziehungsgeschichte "Pour le meilleur et pour le pire" auf dem Tollwood.
von  Jasmin Menrad
In dieser circensischen Liebesbeziehung müssen Kati Pikkarainen und ihr Partner Victor Cathala stark sein.
In dieser circensischen Liebesbeziehung müssen Kati Pikkarainen und ihr Partner Victor Cathala stark sein. © Mario del Curto

Oh là là“, denkt sich die Zuschauerin, "das ist ja ein schmuckes Kerlchen", wenn der Franzose Victor Cathala muskulös und brusthaarös in der Manege des Tollwood-Theaterzeltes posiert. „Mon Dieu“, denkt sich die Zuschauerin, wenn der Franzose Victor Cathala in seiner weißen Unterhose plötzlich den Bauch raushängen lässt, "der schaut ja aus wie mein Mann daheim". Victor, egal ob sexy oder schäbby, muss vor allem stark sein in der Beziehungsgeschichte „Pour le meilleur et pour le pire“ – zu Deutsch: In guten wie in schlechten Zeiten.

Er balanciert seine zierliche Partnerin Kati Pikkarainen auf dem Kopf, schleudert sie durch die Luft und zerdeppert Bretter am Dickschädel. Stark sein muss aber auch Kati. Denn ihr Victor ist ein rechter Vollhorst: Beim Federballspiel am Strand drischt er den Federball nach jedem ihrer sanften Aufschläge in den Sand. Beim Autowaschen macht er sie von Kopf bis Fuß nass. Und statt mit ihr zu sprechen, raucht er lieber in klassischer Cowboymanier eine Zigarette.

All diese großen und kleinen Dramen, erzählt mit Slapstick, Artistik und Musik spielen sich um ein Hilfsmittel ab, das im Circus eher selten vorkommt: ein alter, roter Simca. Das ist jene schrullige, französische Karre aus den 70ern, die einer Zigarrenkiste ähnelt. In diesem Auto verstecken sich ganz wunderbare Ideen, die nach und nach ausgepackt werden: Bei jedem Öffnen der Türen ändert sich die Musik. Klapp. Tür auf. Hardrock. Knall. Tür zu. Oper. Von der Kühlerhaube macht Kati im Badeanzug einen Köpfer in die Arme von Victor. Und unterm Auto zieht sie als trotzige Mechanikerin eine Stange hervor, auf der sie geschickt herumturnt. Die beiden, man merkt’s auch am perfekten Zusammenspiel und den süßen Zärtlichkeiten, sind nicht nur in der Manege ein Liebespaar.

Das einstündige Stück hat jedoch seine Längen. Die sind verzeihlich, weil’s so charmant erzählt ist und Spaß macht. Falls sich jemand fragen sollte, wie das Lied beim wunderbaren Pas-de-Deux-Gewirbel am Ende heißt: „Le vent nous portera“ von Sophie Hunger. Merci. De rien.


Nächste Vorstellungen: 1.7 - 19 Uhr; 2.7 - 17 Uhr; 5.7 -19 Uhr; 6.7 - 19.30 Uhr. Karten 24 Euro, ermäßigt 18 Euro.

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