Einbrecherbande: Anwältin (46) besorgt Polizei-Daten

Die Juristin und eine Komplizin sind wegen Bandenhehlerei angeklagt. Gericht stellt Bewährung in Aussicht.
München Eins muss man ihm lassen: Organisieren kann der Mann offenbar. So bezog der derzeit wegen einer millionenschweren Einbruchsserie in München und Ingolstadt angeklagte Bojan K. (38, Namen geändert) – der Prozess gegen ihn und drei Komplizen läuft parallel am Landgericht – Infos zu lukrativen Immobilien-Objekten direkt aus dem Finanzamt. Seine ebenfalls angeklagte Ex-Frau war dort beschäftigt. Seine Anwältin soll er eingespannt haben, um sich sensible Polizeidaten zu besorgen.
Für ihre Kurierdienste sitzt die Anwältin Ivona T. (46) nun in einem zweiten Verfahren gemeinsam mit Evica P. (23), der Lebensgefährtin von Bojan K. wegen Bandenhehlerei auf der Anklagebank. Während die 23-Jährige versucht haben soll, Teile der Beute in Sicherheit zu bringen, habe die 46-Jährige vor allem Anweisungen des in U-Haft sitzenden Mandanten an seine Komplizen nach draußen übermittelt.
So habe Bojan K. sie aufgefordert, einen Komplizen zu warnen, dass er nicht ins Schengen-Gebiet einreisen solle und seiner Schwester zu stecken, dass sie Beute und Werkzeuge verstecken solle. Der mitangeklagten Lebensgefährtin von Bojan K. sollte sie sagen, weder „facebook“ zu nutzen, noch am Telefon über Straftaten zu reden.
Die Juristin nutzte zudem ihre Beziehung zu einem Polizisten, um an sensible Polizeidaten heranzukommen. Mit dem Beamten will sie vor zwölf Jahren ein intimes, aber kurzes Verhältnis gehabt haben. Seitdem nutzte sie ihn ein paar Mal jedes Jahr als Quelle für Informationen aus dem Polizeicomputer. So auch im Fall der Millionenbande. Ivona T. ließ sich unter anderem von ihrem Ex-Liebhaber darüber informieren, ob gegen die Schwester des Bandenchefs Ermittlungen laufen. Er verneinte.
Der Beamte erhielt eine Strafbefehl über 9000 Euro wegen Verrats von Dienstgeheimnissen. Außerdem muss er noch mit einem Disziplinarverfahren rechnen.
Warum Sie das getan hat, wird Ivona T. gefragt. „Weil ich als tolle Anwältin dastehen wollte“, gibt sie zur Antwort. Außerdem habe sie 2000 Euro Vorschuss bekommen. Das habe sie damals beeindruckt. Der Bandenchef habe zudem ein sehr einnehmendes, aber auch dominantes Wesen.
Ivona T. sitzt seit Mai 2014 in U-Haft. Das Gericht stellte ihr – und ihrer Mitangeklagten – jetzt aber eine Bewährungsstrafe in Aussicht.
Der Prozess wird fortgesetzt.