Einbrecher in München! Ein Opfer erzählt

Über 1000 Münchner hat es heuer bereits erwischt. Betroffene sind traumatisiert, leiden oft jahrelang an den Folgen. Ein Opfer erzählte am Freitag von seinem Fall.
München – Im Geheimfach ist der Familienschmuck sicher, dachte Achmed Ergin. Bis zwei Teenager bei dem 62-jährigen Ingenieur zu Hause im Lehel einbrachen und das Versteck im Schminktisch seiner Frau innerhalb von Minuten entdeckten und plünderten.
Ahnungslos kam Achmed Ergin an jenem Sommertag nach Hause. Als Erstes fiel ihm auf, dass die Wohnungstür unversperrt war. Dann bemerkte er, dass ein Schrank in der Diele offenstand und schließlich sah er das geplünderte Geheimfach im Schminktisch. „Es war ein Schock“, sagt Achmed Ergin. „Man fühlt sich im eigenen Zuhause nicht mehr sicher.“
Ein unersetzlicher Verlust
Zwei wertvolle Uhren seines Urgroßvaters, und eine teure Perlenkette, ein Hochzeitsgeschenk seiner Mutter an seine Ehefrau, waren verschwunden. Nichts davon ist je wieder aufgetaucht. „Geld kann man verdienen, Schmuck neu kaufen – doch solche Familienerbstücke sind unersetzlich“, beklagt Ahmed Ergin den Verlust.
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Dabei hat die Polizei die Täter erwischt, einen Burschen (19) und ein Mädchen. Die 17-Jährige war in München mit Schmuck aus einem anderen Einbruch herumgelaufen. Die Besitzerin erkannte ihr Eigentum wieder und rief die Polizei.
Die Banden schicken Teenager
Achmed Ergin ist sicher, dass eine dritte Person am Einbruch beteiligt war. Zwei wertlose Uhren und eine billige Perlenkette ließen die Täter zurück. „Ich glaube nicht, dass zwei Teenager den Unterschied kennen. Da war ein Experte dabei.“ Doch der wurde nie gefasst.
Nachbarn waren am Tattag zwei Männer im Treppenhaus aufgefallen. Als sie die Fremden ansprachen, wurden die pampig. Sie seien Handwerker und müssten Fenster im Haus auswechseln, behaupteten sie.
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Am selben Tag wurde ganz in der Nähe in eine zweite Wohnung in der Sternstraße eingebrochen. An einen Zufall mag der 62-Jährige nicht glauben.
Um die Familie zu schützen, hat Achmed Ergin ein zweites Türschloss und weitere Sicherheitsvorkehrungen einbauen lassen. Kosten: 4000 Euro. Bei der Planung gab es Probleme mit dem Denkmalschutz. Achmed Ergin: „Vorschriften sind offenbar wichtiger als der Schutz von Menschen.“
Einbrüche gehen zurück
Im Schnitt werden in München jeden Tag vier Einbrüche verübt. 1077 waren es von Januar bis September. Gesamtschaden: 3,2 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es laut Polizeipräsidium 1515 Einbrüche. Ein Rückgang um fast ein Drittel. „Die Gründe kennen wir nicht“, sagt Polizeivizepräsident Werner Feiler.
In ganz Bayern gehen die Einbruchszahlen momentan zurück. Doch das könnte sich jetzt zum Beginn der dunklen Jahreszeit wieder schnell ändern. Deshalb startet die Polizei eine einwöchige Aufklärungsaktion.
Beamte in Uniform sind in der Stadt unterwegs, klären über Risiken auf und geben Tipps, wie man sich schützt. Zudem setzt die Polizei bei der Jagd nach Einbrechern verstärkt auf Spürhunde und die Beamte der Reiterstaffel - die haben hoch zu Ross einen besseren Überblick.