Ein zweites Werksviertel: Neues Industriegebiet im Münchner Norden

München - Zwischen angesprayten Containern und Hochhäusern kann man im Werksviertel am Ostbahnhof leben, arbeiten, ausgehen, einkaufen - und sich dabei ziemlich hip und urban fühlen.
Gerade plant die Stadt ein zweites Quartier dieser Art - diesmal im Norden, im Bereich des Gewerbebands Frankfurter Ring. Am Mittwoch stimmte der Stadtrat zu, dass die Verwaltung für dieses Gebiet zwischen Oberwiesenfeld im Westen und Ungererstraße im Osten ein neues "Entwicklungsgerüst" erarbeiten soll.
Vielfältig und zukunftsorientiert soll es werden
Dieser Bereich habe, so schreibt es das Referat für Stadtplanung, "das Potenzial eines Werkstattcharakters, ähnlich dem des Werksviertels". So wie dort solle es ein lebendiges Nebeneinander verschiedener baulicher Ausprägungen geben. Ziel sei ein zukunftsorientierter, lebendiger und facettenreicher Arbeitsplatzstandort.
Für bestimmte Bereiche wollen SPD und Grüne dort auch Wohnungen realisieren. Außerdem soll die Verwaltung prüfen, ob sich dort eine Konzerthalle, Bandübungsräume oder Sportmöglichkeiten geschaffen werden könnten. Auch der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann fordert, eine Konzerthalle. Schließlich sei die "Hallenkultur" im Münchner Norden lange zuhause gewesen, heißt es in einem Antrag der SPD.
Es soll ein Standort für Handwerker bleiben
Allerdings solle ein neuer Bebauungsplan nicht zu einer Gentrifizierung führen. Das stellte die SPD-Stadträtin Simone Burger klar. Ziel sei, dass die Mieten einmal nicht so teuer werden, dass dort bloß noch schicke Büros stehen. "Es ist uns wichtig, dass es ein Standort für Handwerker bleibt."
Ob dies mit diesen Ideen funktionieren kann - daran hatte Brigitte Wolf (Linke) Zweifel: "Es besteht die Gefahr, dass für kleinere Gewerbe kein Platz mehr ist", sagte sie. Auch Alexander Reissl von der CSU forderte, den industriellen Charakter des Areals beizubehalten. Für Wohnungsbau sei es dort aus seiner Sicht ohnehin zu laut.
Auch die Clubszene dürfte sich hier heimisch fühlen
Optimale Bedingungen für die Club- und Kreativszene - findet Simone Burger. Denn die habe in der Stadt so wie das Handwerk auch mit Anwohnern zu kämpfen, die sich über den Lärm beschweren. Tatsächlich gibt es an dem Areal schon heute ein dichtes Nebeneinander von produzierendem Gewerbe, Dienstleistungsbetrieben, großen Hotels und Bürogebäuden.
Im Westen dominieren die großen Industrieareale von BMW und Knorr Bremse. Außerdem steht in der Gegend das Kraft- und Umspannwerk Freimann, das die Stadtwerke München 2020 zur Strom- und Wärmeversorgung wieder in Betrieb genommen haben.
In Zukunft könnten dort noch weitere, prägende Bauwerke stehen. Denn grundsätzlich, so geht es aus den Unterlagen des Planungsreferats hervor, eignet sich das Gebiet auch für Hochhäuser mit einer Höhe von mehr als 80 Metern.