Ein Wanderer wird 105

Robert Winterstein, einer der ältesten Münchner, feiert in Nymphenburg einen seltenen Geburtstag – und erzählt von seinem Leben
Johanna Jauernig |
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Hoch soll er leben: Der Jubilar Robert Winterstein (105), sein Sohn Mike (mitte) und Gratulant Stadtrat Reinhard Bauer
Daniel von Loeper Hoch soll er leben: Der Jubilar Robert Winterstein (105), sein Sohn Mike (mitte) und Gratulant Stadtrat Reinhard Bauer

Robert Winterstein, einer der ältesten Münchner, feiert in Nymphenburg einen seltenen Geburtstag – und erzählt von seinem Leben

„Licht und Schatten und die richtige Perspektive, das ist das Wichtigste beim Zeichnen.“
 

Mit diesem Satz beschreibt Robert Winterstein seine Leidenschaft. Irgendwie gilt er aber auch für sein Leben. Gerade ist Winterstein 105 Jahre alt geworden – und damit einer der ältesten Münchner.


1907 in Chemnitz geboren. Zwei Brüder in den Weltkriegen verloren. Durch den Bau der Mauer von seinen Verwandten abgeschnitten. Später hat er seine schwer kranke Frau jahrelang gepflegt.


Doch das sind nicht die Erinnerungen, von denen er erzählt, nachdem er amüsiert fragt, wieso denn die AZ über so einen alten Mann berichten wolle. Stolz erzählt er dann lieber von seiner Wanderschaft, die er als junger Mann unternahm: „Ich wollte immer große Schiffe sehen, also bin ich nach Hamburg gegangen – zu Fuß. Unterwegs hab’ ich gearbeitet, wenn mir das Geld ausgegangen ist.“


Schiffsingenieur ist Robert Winterstein trotzdem nicht geworden. Er konstruierte Umspannwerke. Und hat sein ganzes Leben lang gezeichnet: Landschaften, Häuser – und, als er 1955 nach München kam, das Schloss Nymphenburg.


Mit 105 lebt Robert Winterstein allein in seiner Wohnung in Nymphenburg. Sein Sohn und eine Pflegekraft schauen einmal am Tag vorbei – zum Mittagessen, Spazierengehen oder Zeitungvorlesen. Er ist noch ganz gut auf den Beinen und lässt es sich nicht nehmen, seine Gratulanten (darunter Stadtrat Reinhard Bauer) selbst an der Wohnzimmertür zu begrüßen. „Als junger Mann bin ich Vegetarier geworden – wie Mahatma Gandhi, deswegen bin ich noch so fit“, vermutet Winterstein.


Was er sich für sein nächstes, das 106. Jahr wünscht? „Wärme und Sonne.“ Gelassenheit hat er nämlich schon. „Jetzt wandern wir halt ein Stück weiter“, sagt er.
Und dann fängt er plötzlich an, Max Eyth, seinen Lieblingsdichter, zu rezitieren: „So ziehe getrost bergauf, bergab, Und trage und schaffe und scherze; bringst du nur zurück, was Gott dir gab, dein altes, fröhliches Herze.“


 

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