Ein "uneitler Arbeiter" lenkt die Flüchtlingsaufnahme

Bei der Ankunft der Tausenden von Flüchtlingen in München kommt es am Wochenende auf eine gute Zusammenarbeit der Behörden an. Einer der wichtigsten Krisenmanager dabei ist Christoph Hillenbrand, ein gebürtiger Augsburger.  
von  dpa
Der Regierungspräsident von Oberbayern: Christoph Hillenbrand.
Der Regierungspräsident von Oberbayern: Christoph Hillenbrand.

Bei der Ankunft der Tausenden von Flüchtlingen in München kommt es am Wochenende auf eine gute Zusammenarbeit der Behörden an. Einer der wichtigsten Krisenmanager dabei ist Christoph Hillenbrand, ein gebürtiger Augsburger.

München  - Natürlich ist es Teamwork. Natürlich arbeiten bei der Flüchtlingsaufnahme in München Behörden, Hilfsorganisationen und Ehrenamtliche eng zusammen. Ein Rad soll ins andere greifen. Und doch fokussiert sich der Blick auf einen Mann: Christoph Hillenbrand. Der Präsident der Regierung von Oberbayern koordiniert die Lagebesprechungen. Und angesichts der Tausenden von Flüchtlingen, die am Wochenende in München ankommen, jagt eine Lagebesprechung die andere. Der 58-Jährige ist damit einer der wichtigsten Krisenmanager.

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"Ich bin seit elf Jahren Regierungspräsident, aber dies ist eine der anstrengendsten Lagen, die ich je erlebt habe", sagt er am Sonntag. "Wir machen eine nationale Aufgabe, ohne ein nationales Element zur Verfügung zu haben." Und mit Blick auf den Bund sagt er: "Die Regierung von Oberbayern ist nicht in der Lage, ein bundesweites Lagezentrum zu ersetzen." Aber die Behörden haben sich gut vorbereitet. Der Empfang der Flüchtlinge, ein erstes medizinisches Screening, die Weiterleitung in Erstaufnahme-Einrichtungen und eigens eingerichtete Notaufnahmestellen, unter anderem in drei Messehallen und im Münchner Luisengymnasium, verläuft reibungslos, auch die Weiterleitung ganzer Züge mit Flüchtlingen in andere Bundesländer.

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In den Lagebesprechungen arbeiten Stadt, Landes- und Bundespolizei, das bayerische Sozialministerium, die Deutsche Bahn, die Hilfsorganisationen und die Ehrenamtlichen zusammen. Als Koordinator bemüht sich Hillenbrand, die Kommunikationsstränge optimal zusammenzuführen - und jeder gibt die Entscheidungen dann in seinen Bereich weiter.

Doch der gebürtige Augsburger will kein Aufheben um seine Rolle als Koordinator machen. "Ich bin kein Politiker", betont er. Er ist Beamter und will sich nicht in den Vordergrund stellen. Einen "uneitlen Arbeiter" hat ihn die "Süddeutsche Zeitung" einmal genannt.

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Hillenbrand ist Jurist. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Augsburg hatte er dort auch studiert und trat 1983 in den Staatsdienst ein, zunächst bei der Oberfinanzdirektion München. Nach verschiedenen Stationen wurde der zweifache Vater schließlich Pressesprecher im bayerischen Innenministerium. Auf seinem weiteren Werdegang war er unter anderem in der Bayerischen Staatskanzlei tätig, bevor er 2005 zum Regierungspräsidenten von Oberbayern ernannt wurde.

Auf der Pressekonferenz am Sonntagnachmittag - seine vierte in zwei Tagen - merkt man Hillenbrand seine Erschöpfung und Anspannung an. Mit heiserer, teilweise brüchiger Stimme gibt er die neuesten Flüchtlingszahlen bekannt und appelliert eindringlich an höhere Instanzen, den Regierungsbezirk Oberbayern und die Stadt München zu entlasten.

Begeistert ist Hillenbrand von der großen Welle ehrenamtlicher Hilfe, nicht nur in München, sondern überall dort, wo Flüchtlinge ankommen: "Bayern, München und Deutschland leuchtet", sagt er.

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