Ein Tunnel für BMW: Wie der Osterhase das Hasenbergl retten will
München - Wer mit dem Osterhasen sprechen will, muss in den Münchner Norden fahren, wo man von weitem die Autobahn hört. Denn der Osterhase redet nur auf der grünen Wiese, seinem Zuhause, dem Hasenbergl, nicht am Telefon. Weil er Angst hat, dass die Polizei mithört, heißt es. Tatsächlich ist dieser Osterhase keiner, der Eier versteckt, sondern einer, der sie schmeißt. Vergangenes Wochenende donnerte er Farbeier gegen die Glasfassade der BMW-Welt, filmte das Ganze und verbreitete es im Internet. Die Reinigungskosten werden auf 1.000 Euro geschätzt.
Mit dieser Aktion wollte ein Aktivist im Hasenkostüm darauf aufmerksam machen, dass ein Tunnel durchs Hasenbergl gebaut werden könnte. Schon seit langem fordert BMW diesen, um sein Werk besser anzubinden. Selbst Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) deutete in der AZ an, der Tunnel sei nötig, um BWM in München zu halten. Einen Beschluss traf der Stadtrat allerdings noch nicht. Die Grünen klingen verhalten, wenn man sie auf den Tunnel anspricht. Die Linke hält den Tunnel für nicht vereinbar mit den Klimazielen der Stadt.
München: Aktivisten wollen den Tunnel verhindern
Ursprünglich gab es Pläne, den Tunnel durch das sogenannte Hartelholz führen zu lassen. Doch weil die Natur dort unter Schutz steht, musste sich die Stadt eine Alternative überlegen - und die verläuft durch eine Grünfläche im Hasenbergl. Hier, nördlich der Aschenbrennerstraße, will sich der Osterhase treffen.
Dazu kommen: Philipp Duschinger, ein Student Anfang 20, der im Hasenbergl aufwuchs und der seit ein paar Monaten beim "Antikapitalistischen Klimatreffen" aktiv ist, eine Gruppe von linken Klimaschützern. Und Volker Oppermann (42), der auch im Hasenbergl lebt und sich bei Greenpeace engagiert.
Die drei sagen, sie kennen sich nicht. Und doch haben sie etwas gemeinsam: Keiner besitzt ein Auto, alle wollen den Tunnel verhindern.
Farbeier auf die BMW-Welt: "keine Lösung"
"Farbeier auf die BMW-Welt zu schmeißen, hat sich befriedigend angefühlt", sagt der Hase. "Aber es ist keine Lösung." Ziel sei gewesen, die Öffentlichkeit anzusprechen.
Tatsächlich wissen viele Anwohner noch nichts von dem Tunnel, sagen auch Philipp Duschinger und Volker Oppermann. In den vergangenen Wochen verteilten sie Flyer und hängten Plakate auf: "BMW- Autobahn verhindern, Hasenbergl verteidigen", steht darauf. Am Samstag sind sie ab 13 Uhr bei einer Demo vor dem Mira-Einkaufszentrum dabei.
Der Petueltunnel wurde nur gebaut, weil Anwohner dafür kämpften. Über den Park freuen sich heute viele. Im Hasenbergl hingegen organisieren die Anwohner eine Demo und werfen mit Farbeiern. Warum?
Volker Oppermann ist davon überzeugt, dass der Tunnel das Leben der Anwohner verschlechtert. Gleich neben der Trasse stehen Wohnhäuser, ein Altenheim, ein heilpädagogisches Zentrum, Kindergärten. "Dort ist eine ganze Galerie an Spielplätzen", sagt Oppermann. Und eine Schrebergartensiedlung.
Entschließt sich die Stadt, den Tunnel zu bauen, wird daraus jahrelang eine Baustelle. Im dicht besiedelten Hasenbergl gebe dann noch weniger Grün, wo sich die Menschentreffen können, sagt er. Oppermann ist davon überzeugt, dass mehr Straßen zu mehr Verkehr führen. Sinnvoller sei das Geld im ÖPNV und im Radnetz angelegt. Auch Philipp Duschinger findet, dass sich die Stadt von BMW erpressen lasse.
"Das stimmt so nicht", entgegnet der SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl. "Neben BMW fordern auch andere Unternehmen wie Knorr-Bremse den Tunnel." Auch für Anwohner gebe es eine Entlastung - allerdings woanders. Laut Prognosen fahren mit dem Tunnel bis zu 5.000 Autos weniger durch die Dülferstraße, so Gradl. Der Osterhase glaubt an keine Vorteile. Und je nach dem, wie sich die Verhandlungen entwickeln, behalte er sich weiteres Auftreten vor, sagt er: "Wir Osterhasen haben keine Angst, denn wir sind viele."
Die Demo findet am Samstag ab 13 Uhr am Mira-Einkaufszentrum statt. Von dort aus laufen die Teilnehmer die Trasse ab.