Ein Trend in München: Sein eigener Chef sein

Rund 50 Existenzgründer strömen in der Stadt täglich auf den Arbeitsmarkt. Der Wunsch, sein eigener Chef zu sein, ist bei vielen Arbeitenden groß. Vor allem in München tummeln sich die Freiberufler.
von  Abendzeitung
Sarah Voigtländer und Ronny Somiesk haben ihren Traum vom eigenen Getränk wahrgemacht. Am Anfang gab es davon nur 86 Kästen. Jetzt wollen sie Läden bundesweit beliefern.
Sarah Voigtländer und Ronny Somiesk haben ihren Traum vom eigenen Getränk wahrgemacht. Am Anfang gab es davon nur 86 Kästen. Jetzt wollen sie Läden bundesweit beliefern. © privat

Rund 50 Existenzgründer strömen in der Stadt täglich auf den Arbeitsmarkt. Der Wunsch, sein eigener Chef zu sein, ist bei vielen Arbeitenden groß. Vor allem in München tummeln sich die Freiberufler.

MÜNCHEN Im einen Monat ist das Geld knapp, im nächsten kann man sich vor Aufträgen kaum retten. Und trotzdem ist der Wunsch, sein eigener Chef zu sein, bei vielen Arbeitenden groß. Vor allem in München tummeln sich die Freiberufler: Statistisch gesehen drängen dort täglich etwa 50 Existenzgründer mit einem neuen Unternehmen auf den Markt, beschreibt Peter Kammerer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, den aktuellen Trend.

Die große Nachfrage erklärt Kammerer vor allem mit der wirtschaftlichen Prosperität Münchens, aber auch mit dem „zunehmenden Wunsch der Menschen, freiberuflich zu arbeiten“. Zudem räumt er Kammerer ein, dass in Krisenzeiten prinzipiell mehr Menschen aufgeschlossen seien, ihre berufliche Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Denn die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, steigt. Entsprechend wagten in Oberbayern laut IHK im Krisenjahr 2009 rund 50000 Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit – 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

In München blieb die Zahl der neu angemeldeten Gewerbe – 23 356 an der Zahl – aber ähnlich hoch wie in den Vorjahren, berichtet das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Stadt. Die Zahl der gewerblichen Betriebe, die von 2004 bis 2009 angemeldet wurden, seien „kaum konjunkturabhängig“ und auf einem gleichbleibend hohen Niveau“ von etwa 23500 bis 24500 Anmeldungen. Zu den Neuanmeldungen der Gewerbe kämen pro Jahr noch einmal etwa genauso viele Freiberufler dazu. Gemeint sind zum Beispiel freien Journalisten, Mediengestalter oder EDV-Spezialisten, die in München arbeiten.

Wer sich zurzeit selbstständig macht, kann laut Dieter Reiter, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München, frohen Mutes sein. 97 Prozent der aktuell Betroffenen würden sich wieder für die Selbstständigkeit entscheiden, betont Reiter und bezieht sich dabei auf das Ergebnis einer jetzt veröffentlichten Umfrage des Münchner Existenzgründungsbüros (MEB) – eine gemeinsame Einrichtung von Stadt und IHK, das Existenzgründern etwa bei der Aufstellung des Finanzierungsplans für ihr Unternehmen hilft. Das MEB hat für die Umfrage angehende Existenzgründer befragt, die sich zwischen 2007 und 2009 selbstständig machen wollten und vom MEB beraten wurden.

Ergebnis: 62,9 Prozent der geplanten Gründungsvorhaben wurden nach Beratungsgesprächen der MEB in die Tat umgesetzt. Davon wiederum seien 96,1 Prozent der Befragten noch am Markt. Nicht realisiert wurden dagegen 18,4 Prozent geplanten Selbstständigkeiten. 18,7 Prozent der Befragten gaben an, sie seien weiterhin in der Planungsphase.

Die Umfrage macht aber auch deutlich: 27 Prozent der betroffenen Selbstständigen waren vor ihrer Existenzgründung arbeitssuchend. Immerhin fünfzig Prozent waren vorher angestellt. Anne Hund

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