Ein Stück Italien am Großmarkt

Felice Bussone führt eine Cafeteria, Pasticceria und Pizzerai in der ehemaligen Sortieranlage am den münchner Großmarkthallen. Dort trifft Italien auf die Türkei und Tomaten auf Fisch ...
von  Abendzeitung
Felice Bussone sitzt in seiner Cafeteria und Pasticceria - Tomatenhändler Salvatore Varano begrüßt ihn.
Felice Bussone sitzt in seiner Cafeteria und Pasticceria - Tomatenhändler Salvatore Varano begrüßt ihn. © Daniel von Loeper

Felice Bussone führt eine Cafeteria, Pasticceria und Pizzerai in der ehemaligen Sortieranlage am den münchner Großmarkthallen. Dort trifft Italien auf die Türkei und Tomaten auf Fisch ...

Hallo alter Freund! Kochst du heute selber?“ Felice Bussone kommt kaum dazu zu, von sich und seiner Bar zu erzählen, denn es ist Mittagszeit und laufend kommen Gäste zur Tür herein, begrüßen den Chef und wollen am liebsten von ihm bekocht werden.

Wir sind an der Ecke Thalkirchner und Gotzinger Straße, gegenüber dem Eingang zum Münchner Großmarkt. Der Föhn hat die grauen Winterwolken aufgerissen und macht nicht nur das Viertel hinter Großmarkt und Schlachthof freundlicher, sondern auch die Gesichter der Passanten: Die ersten Frühlingsvorboten heben die Stimmung. Die meisten, die hier einkehren, haben irgendetwas mit dem „Bauch von München“ zu tun, als Händler, als Lagerarbeiter, als Handwerker . Aber auch Architekten, Künstler und natürlich Bewohner des Viertels treten durch die Tür und wollen einen Espresso, Nudeln oder eine Pizza bestellen.

Seit 1995 führt Felice Bussone den Laden. Angefangen hat der gelernte Koch und Pizzabäcker mit einer kleinen Bar in einem Raum, der vorher ein Fischgeschäft war. Auch der ganze Gebäudekomplex gehört zu den Großmarkthallen: Das leicht geknickte Dreieck ist die ehemalige Sortieranlage, in der früher verdorbenes Obst und Gemüse von gerade noch verkäuflichen Waren getrennt wurde.

„Zu mir kommt ganz München, vom Staplerfahrer bis zum FC-Bayern-Millionär“, sagt der 42-Jährige, „und alle wollen, dass ich selber koche“. Wie zum Beweis unterbricht er sich schon wieder und begrüßt einen älteren Herrn, der zwei Mobiltelefone in der Hand hält: „Das ist einer der größten Tomatenhändler hier.“ Salvatore Varano kommt aus Comiso auf Sizilien und hat schon den Vater von Felice Bussone beliefert: „Er war einer der ersten Italiener auf dem Großmarkt. Er ist 1960 hierher gekommen.“ Mittlerweile hat er sich vom Geschäft zurückgezogen, seine beiden Söhne aber sind dem Großmarkt treu geblieben – als Gastwirte: Gennaro führt eine Trattoria gleich nebenan, auf der anderen Seite der Einfahrt zur Sortieranlage, früher unter dem Namen „O’Scugnizz“, und zurzeit ein Szenetreff (siehe Seite 6).

„Ich bin ein bayerischer Italiener“, sagt Felice Bussone, dessen Familie aus Neapel kommt, von sich selbst. Genauso ist auch die Atmosphäre in der Bar: eine Mischung aus Münchner Großmarkt und italienischem Autobahnrestaurant, manchmal laut, immer lebendig, und gelegentlich auch schon mal etwas chaotisch.

Nach und nach haben beide Bussone-Brüder ihre Gaststätten erweitert. Felice bietet schon längst nicht mehr nur Espresso und Sandwiches an, sondern tägliche Mittagsmenüs mit Pizza oder Pasta. Und im Sommer soll auch noch Eis dazukommen.

Die Spezialität allerdings liegt in der großen Auslage im Eingangsbereich: italienische Süßigkeiten aus der eigenen Bäckerei, die auf der anderen Seite des Großmarktgeländes ebenfalls in der Thalkirchner Straße liegt. „Coda di Aragoste“, „Sfogliatelle di Aragoste“ oder „Cannuoli Siciliano“ heißen die kleinen Kunstwerke, die es so in München tatsächlich nur bei Bussone zu essen (und zu kaufen) gibt. „Aber wir machen auch Torten für Hochzeiten oder für die Kommunion. Die größte Torte war eine achtstöckig – für eine Feier von 800 Leuten“, erzählt er stolz.

Doch jetzt muss er weiter, sein Laden ist mittlerweile voll – und bei allem Stolz: Vor allem ist er für seine Gäste da.

Klaus Dreyer

Felice Bussone, Bar, Pasticceria, Pizzeria, Mo.-Fr. 6-22 Uhr, Sa. ab 8 Uhr, So. ab 9 Uhr, Thalkirchner Str. 126, Tel.7213164

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