Ein Stangerl in der Klinik

„Das dürfte einer der sichersten Orte Münchens sein“. Im Rechts der Isar lagert der Haidhauser Maibaum.
MÜNCHEN Der Weg führt an der Frauenklinik und dem Tumortherapiezentrum vorbei. Man passiert das HNO-Labor, schreitet an Betriebsräumen und Fahrstühlen entlang – und steht plötzlich direkt davor: Vor dem Raum im Krankenhaus rechts der Isar, der für einen ganz besonderen Besucher reserviert ist, den Haidhauser Maibaum.
Bereits seit Anfang des Monats wird das Traditionsstangerl der Freunde Haidhausens im Untergeschoss der Klinik für seinen großen Tag vorbereitet. „Vor einigen Jahren ist uns der Baum bereits von den Unterbrunner Burschen gestohlen worden“, erzählt der stellvertretende Vorsitzende, Andreas Micksch, „das wollten wir heuer unbedingt verhindern“.
Deshalb kam Micksch die Hilfe des Landtagsabgeordneten Dr. Thomas Zimmermann gerade recht. Mit Claus Thaller, dem kaufmännischen Direktor der Klinik, vereinbarte er, den Baum im Lagerhof des Krankenhauses aufzubewahren: „Das dürfte einer der sichersten Orte Münchens sein“, Freude sich Zimmermann.
Trotzdem haben die Burschenvereine bereits ihre Fühler ausgestreckt. Erst in der Nacht zum Dienstag stellte der Wachdienst drei Männer, die das Untergeschoss des Krankenhauses ausgekundschaftet hatten. Zum Glück ist die komplette Halle, in der das 25 Meter lange Stangerl liegt, videoüberwacht.
Noch bis zum 30. April wird der Baum in der Klinik bleiben. Einen Tag später soll er dann am Wiener Platz aufgestellt werden. „Aufgrund seiner Vorgeschichte kann man sicher sein, dass es ein gesunder Baum ist“, scherzt Zimmermann.
Mit ganz anderen Sorgen schlägt sich derzeit die schwul-lesbische Gemeinde im Glockenbachviertel herum. Am Dienstag wurde der 20 Meter lange „Integrationsmaibaum“, der auf dem Karl-Heinrich-Ulrichs–Platz aufgestellt werden soll, von den Ismaninger Burschen entwendet. „Wir haben uns drei Wochen auf die Lauer gelegt und am Dienstag um 20.30 Uhr endlich zugeschlagen“, berichtet der Erste Vorsitzende Gregor Mülbl. Gegen elf Uhr kam der Baum dann wohlbehalten in Ismaning an.
Jetzt geht’s um die Auslöse – doch da sind die Mitarbeiter des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums „Sub“ etwas knauserig: In einer ersten E-Mail sollen sie die Ismaninger Burschen bereits gebeten haben, es mit ihren Forderungen nicht allzu sehr zu übertreiben: „Ein paar Bier und Brotzeit werden sie aber schon rausrücken müssen“, kündigt Mülbl an.
Daniel Aschoff