Ein Sanierungs-Plan für die klammen Kliniken
Jahres-Defizit bis zu 43 Millionen Euro: Die Chefin will die fünf Häuser nun neu ordnen. Die städtischen Kliniken sind finanziell kranker als gedacht.
MÜNCHEN - Die städtischen Kliniken sind finanziell kranker als gedacht. Ursprünglich war nach dem Hygiene-Skandal in diesem Jahr mit einem Defizit von 3,6 Millionen Euro gerechnet worden. Aber es können für dieses Jahr bis zu 43 Millionen Euro werden.
Dem Aufsichtsrat hat die neue Klinikchefin Elizabeth Harrison am Mittwoch ein Sanierungkonzept vorgelegt, das Ende November beschlossen werden soll.
Im vorigen Jahr schrieb das Klinikum 25 Millionen Euro Miese. In diesem Jahr soll das Defizit im günstigsten Fall 23Millionen Euro ausmachen. Im August rechnete man mit 30 Millionen Euro – im schlechtesten Fall werden es 43 Millionen Euro. Um die fünf städtischen Krankenhäuser unter dem Dach der Klinikum GmbH zu stützen, ist im Gespräch, dass die Stadt deren Eigenkapital um 100 Millionen Euro erhöht. Für das Defizit gibt es viele Gründe:
- Der inzwischen geklärte Hygiene-Skandal hatte bis in den Sommer Folgen – inklusive teurer Neuanschaffungen.
- Der Marktanteil der Kliniken sinkt in der Konkurrenz mit 70 anderen Einrichtungen in München.
- Die Zahl der Einweisungen von lukrativen schweren Fällen geht zurück.
- Es kommt weniger Geld von den Krankenkassen, weil Harrisons Vorgänger wohl unklug verhandelt haben.
- Es gibt zu viel Doppelarbeit, und es soll einen Überhang an Ärzten und bei der Verwaltung geben.
Beim Thema Personalabbau sind betriebsbedingte Kündigungen nicht im Gespräch. „Wir haben viele Überstunden und einen hohen Personalstand, da kann etwas mit der Organisation nicht stimmen”, sagte Harrison dem Aufsichtsrat. Das Personal müsse neu aufgestellt und Fähigkeiten gebündelt werden.
Das Sanierungskonzept hörte sich für den Aufsichtsräte etwas nebulös an. „Es gab keine belastbaren Zahlen”, bedauerte ein Teilnehmer der Runde. Die sollen bis November nachgeliefert werden.
Was Harrison plant: Die fünf städtischen Krankenhäuser sollen nicht mehr wie ein Bauchladen alles bieten. Sie behalten alle die Grundversorgung (wie Notaufnahme oder Kardiologie) und werden dann in „Kompetenzzentren” aufgeteilt. So spezialisieren sich die Häuser etwa auf Kinder, Krebs, Herz, Lunge oder Stoffwechselerkrankungen.
Mit der neuen Struktur will sie den Spezialkliniken Marktanteile abjagen. Weiter will Harrison die Personal- und Sachkosten senken, die IT optimieren (das A und O, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen und Personal zu entlasten). Und sie sucht neue Einnahmequellen: Indem sie neue medizinische Spezialbereiche wie für gynäkologische Krebserkrankungen schafft.
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