Ein Reifenplatzer mit bösen Folgen

Auf der Salzburger Autobahn zerriss es einem Münchner den Reifen: Seither sucht er nach Ersatz – vergeblich. Händler und Importeur seines koreanischen Ssang Yong sind Pleite gegangen
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Schöne Bescherung: Karl-Heinz Schwaiger mit seinem zerfetzten Pneu.
Martha Schlüter Schöne Bescherung: Karl-Heinz Schwaiger mit seinem zerfetzten Pneu.

MÜNCHEN - Auf der Salzburger Autobahn zerriss es einem Münchner den Reifen: Seither sucht er nach Ersatz – vergeblich. Händler und Importeur seines koreanischen Ssang Yong sind Pleite gegangen

Karl-Heinz Schwaiger hat Glück gehabt: Obwohl bei Tempo 160, auf der linken von drei Spuren der A8, der linke Vorderreifen seines eineinhalb Jahre alten Geländewagens platzte, konnte der Münchner mit Müh und Not einen Unfall verhindern und den Wagen sicher zum Stehen bringen. Seither gibt’s Ärger.

In der Reifenwerkstatt erfuhr Schwaiger nämlich, dass sein Autohändler statt der bestellten Ganzjahresreifen reine Winterreifen montiert hatte. Nach dem kapitalen Platzer traut der Autobesitzer natürlich auch den restlichen drei Pneus nicht mehr über den Weg. Darum machte er sich mit seinem koreanischen Ssang Yong auf zu seinem Händler. Böse Überraschung: Die Firma am Frankfurter Ring existiert gar nicht mehr – sie ist pleite gegangen.

Karl-Heinz Schwaiger ist durchs Netz gefallen, sagt der ADAC

Auch der Deutschland-Importeur der Koreaner hat bereits vor einigen Monaten aufgegeben – eine Kulanz-Regelung kam deswegen ebenfalls nicht in Frage. Und die Leasingfirma winkte auf die Frage nach einem Satz neuer Reifen gleich ab. „Mein Problem interessiert die überhaupt nicht“, sagt Schwaiger. „Jetzt sitz’ ich da mit diesem Wagen – und so wie mir geht’s in Zeiten der Wirtschaftskrise sicher auch noch anderen Autofahrern.“

Mit dieser Einschätzung liegt Schwaiger richtig, bestätigt Rechtsanwältin Silvia Schattenkirchner, Leiterin der Abteilung Recht und Verbraucherschutz beim ADAC. „Das klingt knallhart – aber der Mann hat das ernsthafte Problem, dass er niemanden mehr hat. Er ist durchs Netz gefallen.“ Rechtlich zuständig für derartige Reklamationen sei der Verkäufer, im Falle eines Konkurses „laufen die Ansprüche ins Leere“.

Laut der Juristin landen derzeit viele Autobesitzer oder -leaser in dieser rechtlichen Lücke. Deshalb setzt sich der ADAC aktuell auch für einen Insolvenzschutz im Automobil-Bereich ähnlich dem beim Reiserecht ein. Bloß: Karl-Heinz Schwaiger und seinen Leidensgenossen hilft das leider überhaupt nichts.

Rudolf Huber

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