Ein Preis für gute Seelen in der Residenz

Dank und Anerkennung für ihr engagiertes Lebenswerk, viel Arbeit für Horst Seehofer: 13 Münchner erhalten den Bayerischen Verdienstorden.
von  Eva von Steinburg
Ministerpräsident Horst Seehofer hat am Mittwoch den Bayerischen Verdienstorden verliehen.
Ministerpräsident Horst Seehofer hat am Mittwoch den Bayerischen Verdienstorden verliehen. © Daniel von Loeper

München - Ob Ordensschwester, sozial gesinnter Unternehmer oder Nachwuchsmusikerin – Horst Seehofer zeichnete am Mittwoch 49 Menschen aus ganz Bayern mit dem Bayerischen Verdienstorden aus. Darunter sind 13 Münchner. "Verehrte Festversammlung, wir feiern heute das Außerordentliche im prächtigsten Festsaal nördlich der Alpen", sagte Seehofer im Antiquarium der Münchner Residenz.

In alphabetischer Reihenfolge holten sich die Geehrten ihren persönlichen Preis ab. Er ist ein Zeichen des Danks und der Anerkennung für ihren engagierten Einsatz oder ihr Lebenswerk: Den weiß-blauen Orden tragen Frauen übrigens an einer großen Schleife am Revers. Männer tragen ihn an einem Band um den Hals.

Die Übersetzerin für Ärzte und Patienten


Strahlt über das ganze Gesicht: Ärztin Dr. Marianne Koch. Foto: Daniel von Loeper

Als Ärztin ist sie empathisch, zugewandt, geduldig, warmherzig und bestens informiert – Fernsehärztin Dr. Marianne Koch aus Tutzing lächelt breit: In einem eleganten Samtblazer und im schwingenden schwarzen Rock nimmt sie Horst Seehofers Dank entgegen. Seit 15 Jahren ist sie in der BR-Hörfunkreihe „Das Gesundheitsgespräch“ im Dialog mit den Münchnern. „Sie ist eine Vertrauensperson und ein Vorbild in der Arzt-Patientenkommunikation, die für die Rechte der Patienten kämpft“, steht über sie in der langen Laudatio.

Marianne Koch sei augenzwinkernd und undogmatisch, heißt es darin. Die 85-Jährige lebe, was sie in vielen Sendungen empfiehlt. Sie stehe für „ein erstrebenswertes, vorbildlich aktives, schlagfertig humorvolles und immer noch politisch gestaltendes Altersbild“.

Leuchtturm-Projekt für Frauen


Die Psychologin Christa Lippmann. Foto: Daniel von Loeper

Sie setzt sich seit 40 Jahren in großartiger Weise für die Interessen von Frauen ein. Bei der Ordensverleihung ist sie dann schrecklich aufgeregt: „Ach, ich freue mich so“, sagt die Psychologin Christa Lippmann. Ihr Verein „Nachbarschaftlich Leben für Frauen im Alter“ ermöglicht Seniorinnen, möglichst lange selbstbestimmt und unabhängig zu leben. Das Modell, dass alte Damen in einem Haus nachbarschaftlich zusammenleben, gilt bundesweit als Leuchttur-Projekt. Die erste Wohngruppe hat Lippmann vor über 17 Jahren in Pasing gegründet. Der Münchnerin gefällt ihr Verdienstorden: „In der Schachtel gibt es auch eine Mini-Version als Alltagsvariante, das ist ein Knopf, den werde ich mir gewiss an die Bluse stecken. Ich bin schon etwas stolz.“

Rettungsschwimmer


Hilfsbereit: Wolfgang Kink hat sich mit Herzblut engagiert. Foto: Daniel von Loeper

Er hat Hunderten von Kindern das Schwimmen beigebracht. Bei der Bereitschaftspolizei bildete er junge Kollegen als Rettungsschwimmer aus: Wolfgang Kink von der Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), der lange Zeit selbst aktiver Rettungsschwimmer war.

Seit seinem zwölften Lebensjahr engagiert sich der frühere Hauptkommissar beim BRK. Mit „Herzblut“ sei er über 50 Jahre in herausragender Weise in verschiedenen Ehrenämtern tätig gewesen, steht in der schriftlichen Laudatio für den verschmitzten Münchner, der auch Sportschütze ist: „Er versteht es, Menschen überzeugend zu motivieren.“

Hilfsbereit, mit gewinnendem Wesen hat sich Kink um das Gemeinwohl in Bayern verdient gemacht. Als Anerkennung für diese Lebensleistung bekommt er im Antiquarium der Residenz seinen Verdienstorden.

„Ich werde weiter spenden“


Ruth Rosner schützt die Umwelt. Foto: Daniel von Loeper

Sie kommt aus einer alteingesessenen Münchner Familie: die Mäzenin Ruth Rosner (87).

In der Dienerstraße, in der Nähe des Marienplatzes, gab es über drei Generationen das Wäschegeschäft Rosner & Seidl – ihr Großvater war Hoflieferant. Ruth Rosners Herz gilt heute dem Naturschutz, vor allem dem Vogelschutzbund in Bayern.

„Ich kaufe laufend Biotope auf, weil ich die Natur retten will“, erklärt sie: „Außerdem fördere ich, dass Kinder die Natur lieben lernen.“

Zwischen 2003 und 2013 spendete sie 800 000 Euro für die Hecksche Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie: für das Aquarium in der Eingangshalle und den Hörsaal.

Herz für andere


Ein Münchner, aber in der Welt unterwegs: Heinrich Bedford-Strohm (57, l.) hier mit Priester Apostolos Malamoussis. Foto: Daniel von Loeper

Er gibt Kirche ein Gesicht: Heinrich Bedford-Strohm (57) ist Landesbischof der Evangelischen Kirche in Bayern. Weil er „in einer menschlichen Art ein Stück Bayern auch international repräsentiert“, bekam er den Verdienstorden. Bedford-Strohm sah den Orden aber nicht als persönliche Ehrung: „Ich nehme ihn für die Leute, die ich vertrete. Und ich weiß keine Gelegenheit, zu der ich ihn tragen könnte. Meistens trage ich ja mein offizielles Amtskreuz“, scherzte der weißhaarige Bischof mit dem jungen Gesicht.

Lange war er Gemeindepfarrer, später Theologieprofessor für Gegenwartsfragen. Als solcher hat er speziell internationales Denken und das große Ganze im Blick, wie Fragen der Versöhnung zwischen Kriegsparteien und die Flüchtlingsfrage. „Mit großer Selbstverständlichkeit bewegt er sich in allen Teilen der Welt und kommt problemlos in Kontakt, ganz gleich, ob in einem Flüchtlingslager im Nordirak oder mit behinderten Kindern in Tansania“, heißt es in der Laudatio. Bedford-Strohm selbst betonte, ihn hätten besonders die Biografien der anderen bewegt: „Es ist schön, wenn Menschen, die unbeachtet von der Öffentlichkeit Gutes tun, herausgehoben werden, wie etwa eine Mutter, die ihr behindertes Kind Jahrzehnte zu Hause pflegt.“

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