Ein Piks und Gummibärchen: So laufen die Kinderimpfungen in München

Bis zu 800 Kinder am Tag können nun im Foyer des Gasteigs mit Biontech gegen Corona geimpft werden. Die Nachfrage ist hoch. Nach der Spritze gibt's zur Belohnung ein Zuckerl.
von  Nina Job
Die Zwillinge Johanna und Luisa (10) haben es schon hinter sich: Sie sind am Donnerstag im Gasteig gegen Corona geimpft worden.
Die Zwillinge Johanna und Luisa (10) haben es schon hinter sich: Sie sind am Donnerstag im Gasteig gegen Corona geimpft worden. © Daniel von Loeper

München - Den Weg zum Piks weisen Aufkleber mit Tieren: Dort, wo sich vor wenigen Monaten im Gasteig noch Konzertbesucher versammelt haben, stehen nun Messebauwände, an denen Bildchen mit Schnecken und Seepferdchen kleben. Sie lenken die kleinen Besucher zu 16 Impfkabinen, auch sie sind mit Tiersymbolen versehen.

Eine kindgerechte Atmosphäre ist wichtig

"Wir haben wertgelegt auf eine kindgerechte Atmosphäre", sagt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek. Gemeinsam mit Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) hat sie gestern das neue Kinder-Impfzentrum mitten in der Stadt eröffnet.

Rund 800 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren können hier nun pro Tag mit Biontech gegen Corona geimpft werden - und ihre erwachsenen Begleiter gleich mit (ohne extra Termin/aber registriert müssen sie sein). Zurek: "Es ist uns ein wichtiges Anliegen, ein Familien-Rundumpaket anzubieten."

Ein Vater: "Letztlich ist die Impfung für alle das Beste"

Die Zwillinge Johanna und Luisa (10) gehörten am Donnerstag zu den Ersten, die sich den Piks abholten. Ihr Vater Benjamin Bauer hatte kurz, nachdem das Anmelde-Portal  diese Woche freigeschaltet worden war, einen Termin ergattert. "Wir Erwachsenen sind alle schon durchgeimpft", berichtet er. An Weihnachten wollen die Großeltern von Johanna und Luisa zu Besuch kommen. Benjamin Bauer ist sich sicher: "Die Impfung ist letztlich für alle das Beste."

Sorgen vor schweren Nebenwirkungen sind nicht nötig 

Damit folgt er der Empfehlung des Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek. Der sagt, dass Kinder sich am besten gar nicht erst mit dem Coronavirus anstecken und deshalb impfen lassen sollten. Im BR betonte Cichutek am Donnmerstag, Herzmuskelentzündungen bei Kindern nach einer Impfung gegen Covid-19 seien sehr selten. "Und es verläuft, so wie wir das bisher mitgeteilt bekommen haben, blande - wie wir medizinisch sagen. Das heißt, gutartig und heilt aus."

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Corona-Impfung derzeit für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren mit verschiedenen Vorerkrankungen. Sowie für Kinder, in deren Umfeld es Kontaktpersonen gibt, die ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben, die aber nicht oder nur unzureichend durch eine Impfung geschützt werden können.

Zudem kann, so die Stiko, die Impfung bei den Kleinen auch ohne Vorerkrankungen bei individuellem Wunsch erfolgen. Nur Kinder, die bereits eine Coronainfektion hatten, sollten vorerst nicht geimpft werden.

Für alle Kinder gibt es einen "Laufzettel"

Johanna und Luisa müssen nur wenige Minuten warten, bis sie ins neue Impfzentrum dürfen. Gleich nach dem Betreten bekommen die Zwillinge wie alle Kinder einen "Laufzettel", auf dem sie ihren Namen eintragen können. An jeder Station, die sie im Anschluss passieren, gibt es einen Stempel oder ein handgemaltes Symbol.

Bei der Eröffnung Donnerstagfrüh muss niemand lange warten.
Bei der Eröffnung Donnerstagfrüh muss niemand lange warten. © Daniel von Loeper

"Wir versuchen, die Impfung zum Event zu machen", erklärt Beatrix Zurek. Sie wünscht sich, dass der Besuch im Impfzentrum zum "Coolnessfaktor" wird und Klassenkameraden animiert, sich ebenfalls impfen zu lassen.

Als erstes wird Fieber gemessen

Nun heißt es erst mal Temperatur messen für die Schwestern: Dafür bleiben die beiden kurz vor einem Bildschirm stehen. Hätten sie erhöhte Temperatur, dürften sie heute nicht geimpft werden. Doch das ist nicht der Fall. Alles in Ordnung. Weiter geht's zur Registrierung, dann in die Impfkabine.

Rund 90.000 Kinder in der Altersgruppe fünf bis elf Jahre leben in München. Zurek geht davon aus, dass davon etwa 20 Prozent für die Impfung in den Gasteig kommen werden, ein anderer Teil werde zu niedergelassenen Ärzten gehen.

36.000 Impfdosen wurden schon geliefert

Simon Wuttke von der Aicher Ambulanz, die im Auftrag des Gesundheitsreferats nach dem Impfzentrum Riem nun auch das im Gasteig betreibt: "Am Mittwoch haben wir die Erstlieferung von 36.000 Kinderimpfdosen von einer Münchner Klinik-Apotheke abgeholt." Dorthin war der Kinderimpfstoff vom Bund geliefert worden. Bald soll Nachschub kommen.

Tieraufkleber wohin man schaut.
Tieraufkleber wohin man schaut. © Daniel von Loeper

Die Nachfrage nach einem Termin ist hoch. Viele freie gab es am Donnerstag nicht mehr. Doch: Es hat Sinn, es immer wieder zu versuchen. Denn die Kapazität soll bald erhöht werden. Auch ist möglich, dass Termine wieder abgesagt werden.

Zur Belohnung gibt's Gummibärchen

Für Johanna und Luisa ist das kleine Impfabenteuer schon nach 45 Minuten vorbei. Nach dem Piks in der Kabine mit dem Fuchs gibt's vom Impfarzt zuckerfreie Gummibärchen zur Belohnung, danach müssen sie zur Sicherheit noch 20 Minuten warten. Kurz nach 10 Uhr verlassen die Zwillinge mit ihrem Vater den Gasteig wieder. Johanna ist zufrieden: "Es hat gar nicht wehgetan!"

So klappt es mit dem Impftermin

Das Kinderimpfzentrum Gasteig (Rosenheimer Straße 5, Eingang Foyer Philharmonie) ist täglich von 9 bis 17.45 Uhr geöffnet. Eine Registrierung und Terminvereinbarung ist erforderlich. Registrierung online unter: www.impfzentren.bayern (Auswahl: Oberbayern) oder 089/ 90 429 22 22.

Der Termin muss vereinbart werden über: www.wir-impfen-muenchen.de. Wenn es zu einer Überlastung des Systems kommt, versuchen Sie es bitte später wieder. Für Kinder ab 12 sind Impfungen im Impfzentrum München-Riem und den Außenstellen Marienplatz, Theresienwiese, KVR, Pasing Arcaden oder bei mobilen Impfaktionen möglich. Ab Januar soll es bei Bedarf auch Impfungen an Grundschulen geben.

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