Ein Obstler für den Bundespräsidenten
Bayern ist zwar das flächenmäßig größte deutsche Bundesland, auf den offiziellen Antrittsbesuch des Bundespräsidenten mussten die Bayern aber trotzdem länger warten als zum Beispiel Sachsen-Anhalt. Dafür musste Christian Wulff sich in München etwas Spott gefallen lassen.
München – Bundespräsident Christian Wulff (CDU) hat bei seinem ersten Amtsbesuch in Bayern leichten Spott über sich ergehen lassen müssen. Bayern sei das „Bundesland mit der ältesten, stolzesten und erfolgreichsten Geschichte“, sagte Seehofer am Dienstag bei der offiziellen Begrüßung des Niedersachsen Wulff in der Münchner Residenz.
„Die Bayern sind ein friedfertiges und bescheidenes Volk, das seine Interessen zu vertreten weiß“, scherzte Seehofer über die lange Historie der Auseinandersetzungen zwischen Bayern, Bund und anderen Ländern. Wulff bescheinigte anschließend seinen Gastgebern ein „gesundes Selbstbewusstsein“. Wenn man durch die Münchner Prachtstraßen fahre und die alten Institutionen des Freistaats sehe, „wird man ein bisschen demütig“, gestand Wulff später bei seiner Rede im Landtag ein.
Seehofer hatte Wulff und seine Frau Bettina am Münchner Flughafen abgeholt. Vor der Residenz marschierten eine Kompanie Gebirgsschützen und Trachtenvereine aus ganz Bayern auf, um Wulff zu begrüßen. Für die Trachtler war der Wulff-Besuch Routine: „Wir waren schon bei Gorbatschow, beim Papst, und bei der Stoiber-Verabschiedung“, sagte der Allgäuer Walter Sirch. Bei kaltem Wetter blieben nur wenige Dutzend Münchner und Touristen stehen, die sich für den Bundespräsidenten interessierten.
„Es ist kalt, darf ich Ihnen ein Schnapserl anbieten?“
„Es ist kalt, darf ich Ihnen ein Schnapserl anbieten?“, fragte der Kommandant der Gebirgsschützen den Bundespräsidenten, Seehofer und die Ehefrauen, die zugriffen. Nach den donnernden Salutschüssen ging es ins Antiquarium der Residenz, wo Seehofer seine Begrüßungsansprache hielt.
Es war zwar Wulffs offizielle Antrittsvisite in Bayern, aber keineswegs sein erster Besuch im Freistaat seit seinem Amtsantritt vor knapp acht Monaten. Im Oktober hatte Wulff die Bundeswehr in Hammelburg besucht. Ungeachtet der von Seehofer hervorgehobenen großen Bedeutung Bayerns hat Wulff in den vergangenen Monaten viele andere Bundesländer vorher besucht, darunter Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. Am Nachmittag wollte Wulff mit Hubschrauber nach Bamberg weiterfliegen. Dort stand unter anderem ein Besuch bei einem Basketball-Projekt und Gespräch mit ehrenamtlich engagierten Bürgern auf dem Programm.