Ein Münchner mischt die Hotel-Szene auf
Hotelier Dieter Müller vereint im „Motel One“ günstige Zimmer mit Luxus: "Wir konzentrieren uns aufs Wesentliche".
MÜNCHEN - Die Lampen im Foyer kosten Zehntausende, der türkisfarbene Sessel ist nicht unter 3000 Euro zu haben, an der Bar glitzern Swarowski-Steine. Und doch kosten die Zimmer nur 69 Euro die Nacht – mit Blick über das Deutsche Museum auf München. „Wie machen Sie das, wie geht das, Herr Müller?“ Dieter Müller ist kein Lautsprecher. Vornehme Zurückhaltung ist ein Markenzeichen des Münchners, der mit „Motel One“ die deutsche Hotelszene aufgemischt hat. „Das war eine strategische Überlegung“, sagte der 57-Jährige, der im Jahr 2000 das erste Budget-Hotel aufgemacht hat. „Ich wusste, dass im Low-Budget-Bereich was drin ist“, sagt er.
Er kannte sich aus. Die Astron-Hotels, die er in den achtziger Jahren gegründet hatte, verkaufte er für diese Idee an die spanische NH-Gruppe. Es hat sich gelohnt. „Alles was damals billig war, war wirklich billig. Das haben wir geändert.“ Binnen elf Jahren hat er mit Motel One eine Hotelkette mit 7941 Zimmern hochgezogen. 36 Häuser gibt es, in Deutschland und im europäischen Ausland. Noch heuer kommen drei dazu, in Wien, Stuttgart und Essen.
Allein in München stehen sieben, am Sendlinger Tor entsteht das nächste. 13 Millionen Gäste kennen den typisch türkisen Look. „Den hat meine Frau ausgesucht, türkis mag jeder“, sagt Müller, „Eine Naturfarbe, wie das Meer.“ Das Äußere ist wichtig, das Erscheinungsbild, aber die Zahlen müssen stimmen und das tun sie, sagt Müller. 90,9 Millionen Umsatz machten die Hotels 2010, im Jahr zuvor waren es 5, 6 Millionen und 18,3 Millionen Gewinn. Mehr als 670 Mitarbeiter hat die Gruppe, „allein im letzten Jahr haben wir 210 Arbeitsplätze geschaffen“.
Und der Wachstumskurs geht weiter. 16 festangestellte Entwickler im Unternehmen beobachten die Immobilienmärkte in europäischen Städte, auf der Suche nach Standorten. Spart er auch bei den Gehältern in einer Branche, wo notorisch schlecht gezahlt wird? „Wir können den Tarif nicht ändern, wir können nur mehr zahlen“ sagt Müller, „und im letzten Jahr haben wir pro Mitarbeiter 1000 Euro an Boni ausgeschüttet.“ „Wir konzentrieren uns aufs Wesentliche“, erläutert er.
Klein sind die Zimmer, 16 Quadratmeter inklusive Bad müssen reichen, es gibt kein Telefon, keinen Zimmerservice. Aber an der Wand hängt ein Loewe-TV und die Bad-Armaturen sind vom Designer: Die Lounge unten verwandelt sich morgens in den Frühstücksraum. Müller spricht von „optimaler Flächenratio“. Und, sein Lieblingswort: „Wertig soll es sein.“ Klingt einfach, aber hinter dem Konzept des gelernten Großhandelskaufmanns steckt Weitblick:
In einer Zeit, als man glaubte, Dienstreisen würden sich mit Video-Konferenzen irgendwann erledigen, überzeugte Müller Banken und Investoren – darunter Morgan Stanley und die Söhne des SAP-Gründer Dietmar Hopp, neue Hotels zu bauen: „Zunächst haben wir nicht auf Geschäftsreisende gezielt“, sagt Müller, „Hotelier des Jahres“ 2009. „Es war damals noch fast unmöglich, dass ein Unternehmen für seine Mitarbeiter nur ein Zwei-Sterne-Hotel bucht. Das wäre eine Degradierung gewesen.“ Das habe sich aber geändert. Mittlerweile buchen auch die Firmen, „Qualität kennt keine Sterne“.
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