Ein Münchner beflaggt Deutschland
Pünktlich zur EM sieht man sie wieder flattern, die Deutschland-Fahnen an den Autos. Volker Hansen, der größte Fähnchen-Verkäufer der Republik, sitzt in Neuried und beliefert Tankstellen, Discounter und Kioske - und verkauft bis zu drei Millionen Exemplare.
NEURIED Es war vor vier Jahren, als Volker Hansen sie das erste Mal sah. „Ich war gerade im Urlaub in Florida, als mich auf dem Highway ein Autofahrer überholt hat, der die Fahne eines Baseball-Vereins an seinem Wagen hängen hatte“, erinnert er sich. Da wusste der gebürtige Hamburger, der mittlerweile seit acht Jahren in München lebt: „Das ist für eine Auto-Nation wie Deutschland genau die richtige Idee.“
Heute, knapp vier Jahre später, ist Hansen der größte Autofahnen-Verkäufer der Republik. Von einer Lagerhalle in Neuried aus beliefert er Tankstellen, Discounter und Kioske. Anderthalb Millionen Fahnen hat er allein während der Fußball-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren an den Mann gebracht. „Das war damals ein richtiger Hype.“
Dass es heuer nicht anders wird, sieht man, wenn man Hansens Lagerhalle im Münchner Süden betritt. Nur noch ein Restbestand von 70000 Fahnen lagert derzeit in den Regalen: „Der große Rest ist bereits ausgeliefert“, sagt Hansen, der deshalb dringend auf Nachschub von seinen Produzenten in der Türkei und Asien wartet. Mit bis zu drei Millionen verkauften Fahnen rechnet er in diesem Jahr.
Die Vorteile der winzigen Flaggen, die nur 45 mal 30 Zentimeter groß sind, liegen schließlich auf der Hand. Die „Car Flags“ sind nicht nur relativ günstig (die Preise liegen zwischen einem und vier Euro), sie ermöglichen es jedem Fan auch, ohne Sicherheitsrisiko und großen Aufwand seine Sympathien zu bekunden (man klemmt das Feststeckelement einfach an und fährt die Fensterscheibe nach oben). Zwölf verschiedene Mastenformen hat Hansen derzeit in seinem Sortiment. „Mit meiner Highspeed-Variante kann man bis zu 150 Stundenkilometer fahren.“ Bei der billigsten Fahne ist schon bei einer Geschwindigkeit von Tempo 80 Schluss.
Und welche Flagge verkaufen Hansen und seine fünf Mitarbeiter derzeit am häufigsten? Die Deutsche natürlich. „Aber auch die Flaggen der Österreicher und Schweizer gehen sehr gut“, verrät der gelernte IT-Berater. Weitere Verkaufsschlager sind die Nationalfarben der Kroaten, Türken und Griechen. „Nur die Flaggen der Franzosen und Spanier sind noch Ladenhüter.“
Noch ein paar Wochen wird der Hype um Hansens EM-Fahnen anhalten. Danach wird er sich wieder auf seine Nebenbeschäftigung konzentrieren, den Verkauf von Fahnen für Unternehmen, Vereine und Parteien. Selbst für die Deutsche Bank produziert Hansen in der fußballlosen Zeit seine Flaggen.
Vorher wird Hansen aber der Nationalmannschaft die Daumen drücken. Zum einen, weil er Fan ist. Zum anderen, weil der Erfolg seinem Umsatz gut tut: „Je länger das Team drinbleibt, desto mehr verkaufe ich.“ Daniel Aschoff
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