Ein letztes Holadaittijo der Wiesn-Legende
Über 600 Menschen kommen zur Trauerfeier für das Wirts- und Oktoberfest-Urgestein Willy Heide. „Er war in Bayern eine Berühmtheit – aber er war unser Wirt.“
München - Am Ende versagt sogar der Bräurosl leicht die Stimme. Ein letztes Mal jodelt sie für Wiesnwirt Willy Heide das Lied, das in seinem Zelt auf der Wiesn stets zum Auftakt gespielt wurde. Das „Holadaittijo“ erklingt. Dann wird sein Sarg auf dem Planegger Friedhof beigesetzt.
Rund 600 Trauergäste sind am Freitag gekommen, um von dem 91-Jährigen Abschied zu nehmen. Pfarrer (und Wiesnkellner) Rainer Maria Schießler hält die Gedenkfeier in der Aussegnungshalle und blickt auf den Sarg, der mit einem weiß-blauem Blumenbouquet geschmückt ist. „Willy, jetzt bist daheim.“
Am Samstag vor einer Woche war Willy Heide einer Darmblutung gestorben. Ein Journalist hatte Heide mal im Spaß gefragt, ob er lieber in den Himmel oder in die Hölle kommen möchte. „Egal, ich hab überall einen Freund“, soll der Wirt geantwortet haben, der als Wirtesprecher das Standkonzert erfand.
„Willy war ein lebensfroher Mensch, und Tradition war für ihn keine leere Floskel“, sagt sein langjähriger Wirte-Freund Richard Süßmeier. Vor ein paar Tagen hatte er Heide im Krankenhaus besucht. „Da sah man schon, es geht zu Ende“, sagt Süßmeier.
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Dass er seine Wohnung zuletzt fast ein Jahr nicht mehr verlassen konnte, sei schwer für Heide gewesen. Er hatte immer gerne mit angepackt. Nach dem Krieg baute er mit seinen Eltern zusammen das zerbombte Wirtshaus Heide-Volm wieder auf. Weiter ging es auch mit der Bräurosl auf der Wiesn, wo der gebürtige Münchner 1936 als Hendlsalzer angefangen hatte. „Einem Kleinen ist nicht leicht etwas zu groß“, sagt Süßmeier über den 1,56 Meter großen Wirt, der sich gerne mit einem 25 Zentimeter hohen Gamsbart schmückte.
„Willy hat immer zu seinen Gästen aufgeschaut, aber nicht wegen seiner Größe“, meint Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid. „Er war immer für seinen Gast da und ein Festwirt mit einem großen Herzen.“ 2002 hatte Heide die Leitung des Zeltes an seinen Sohn Georg und dessen Frau Renate abgegeben. Bis zum Schluss an seiner Seite war auch seine Lebensgefährtin Claudia, die im schwarzen Dirndl mit passender Blume im Haar zur Beerdigung gekommen ist. „Er hat ein erfülltes und freudiges Leben geführt“, sagt Schmid.
Heides Duzfreund, Oberbürgermeister Christian Ude, schickte ein Kondolenzschreiben aus seinem Urlaub: „Er hat Kultstatus erreicht und zog mit seiner Liebenswürdigkeit unzählige Menschen in seinen Bann.“
Eine besondere Erinnerung hat auch Werner Glöckle, Sprecher der kleinen Wiesnwirte, an Heide. „Er war mir ein väterlicher Freund. Als ich auf der Wiesn anfing, hat er mir so viel erzählt, wie’s geht. Und einmal habe ich für ihn die Kerze nach Maria Eich getragen.“ Jedes Jahr betete Heide dort an der Seite von Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl für ein friedliches Oktoberfest.
„Es wird schwer, einen Nachfolger zu finden für dieses bayerische Original, für diesen Symbol der Wiesn“, lobt Wirtschaftsreferent Dieter Reiter.
Dass Heide nicht nur Wirt und Unikat war, sondern auch ein Mensch, der sich gerne sozial engagierte, daran erinnert Planeggs Bürgermeisterin Annemarie Detsch: „Ich kenne Willy seit meiner Kindheit, und das Busserl von ihm zur Amtseinführung war etwas ganz besonderes für mich.“
Seit 1999 war Heide Ehrenbürger von Planegg. „Bei ihm gingen Prominente wie Max Greger und Hugo Strasser ein und aus, doch er ist immer bescheiden geblieben“, sagt Detsch. „Er ist in Bayern eine Berühmtheit geworden. Aber er war unser Wirt.“
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