Ein Kronprinz für den Bürgerking
Seit Jahren wartet München auf den Moment, an dem die SPD endlich den Kronprinzen für den Bürgerking kürt. Am Montag ist es soweit, wenn um 19 Uhr im Hofbräuhaus die Vorstände aller 44 SPD-Ortsvereine zusammenkommen. Alles spricht dafür, dass Dieter Reiter eine große Mehrheit bekommen wird. Vorsichtige Schätzungen ergeben, dass er bereits 27 Ortsvereine auf seiner Seite hat.
München - Seit Februar sind die drei OB-Aspiranten bei 37 Terminen an der roten Basis getrennt on tour gewesen: Sozialreferentin Brigitte Meier, Wirtschaftsreferent Dieter Reiter und Fraktionschef Alexander Reissl. Manche Ortsvereine haben danach abgestimmt, andere haben nur die Stimmung aufgenommen.
So weiß man, dass Moosach für Reissl ist (sein Heimatverein), Forstenried und Obersendling zu Meier tendieren. In Sendling, eigentlich Meier-Revier, votierten die Genossen so: 23 Reiter, 8 Meier, 6 Reissl. Auch in Schwabing spektakuläre Zahlen: 25:1:0 und 33:1:0 – für Reiter, Meier, Reissl. Oder Aubing: 19 Reiter, 2 dagegen). Die Tendenzen aus allen 44 Ortsvereinen werden vom Münchner Parteichef Uli Pfaffmann noch wie ein Staatsgeheimnis gehütet.
Es war eine mühsame Ochsentour für die drei. „Aber es war der einzig richtige Weg, dass wir die Basis beteiligen“, resümiert Dieter Reiter. Ude frohlockt, dass sein Wunschkandidat an der Basis wie eine Rakete abgegangen ist. Dabei war Reiter in München und in der SPD ein Nobody, als Ude ihn im Sommer 2010 fragte, ob er sein Nachfolger werden wolle. Doch überall schlugen Dieter Reiter die Sympathien entgegen.
Anfangs schien klar zu sein, das Rennen um die Nachfolge sei damit gelaufen. Bis Fraktionschef Alexander Reissl den Hut in den Ring warf. Und völlig überraschend auch Brigitte Meier – die vor Weihnachten noch dementiert hatte.
Wie man hört, entscheidet Brigitte Meier an diesem Wochenende, ob sie ihre Kandidatur zurückzieht. Zu groß ist der Widerstand, zu groß wäre die Beschädigung, falls sie bei der Wahl unterginge. Von ihrer Kampfkandidatur, falls Reiter nicht 40 Ortsvereine auf seiner Seite hat – ist keine Rede mehr. In der Partei hatte das für Ärger gesorgt.
Ihren Rückhalt hat sie im Sozialbereich. Ihre Unterstützer wollen, dass auch in der SPD endlich mal eine Frau kandidiert. Ude hatte das bei der vorigen Stadtratswahl den kleinen Parteien empfohlen, um Stimmen zu gewinnen. „Und warum machen wir das nicht?“, fragt eine Meier-Freundin. Fakt ist: Auf der Homepage „Brigitte Meier für München“ hatten bis Freitag gerade einmal 17 Unterstützer unterschrieben.
Dass Reiter derzeit vorne liegt, schieben Meier-Sympathisanten auf den Ude-Effekt: „Wird der Christian bei seiner Spitzenkandidatur für den Landtag beschädigt, wenn die Münchner SPD seinen Wunschnachfolger abschmieren lässt?“
Das Prozedere am Montag: Um 19 Uhr kommen die 44 Ortsvorstände zusammen. Dann werden die Mehrheitsverhältnisse gesichtet. Anschließend tritt – voraussichtlich gegen 22.30 Uhr – der Münchner SPD-Vorstand zusammen, mit den drei Kandidaten und Ude. Es wird aber auch diskutiert, ob es noch eine gesonderte Mitgliederbefragung gibt. Gibt es ein klares Ergebnis, will Uli Pfaffmann am nächsten Tag den Kronprinzen ausrufen.
Nach dem Gesetz muss dann ein Parteitag den OB-Kandidaten wählen.
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