Ein Kardinalsfehler
Betriebsversammlung bei Hugendubel: Marx ist eingeladen, sagt aber nicht mal ab
MÜNCHEN/AUGSBURG Die Verunsicherung ist groß bei der Buchhandlung Hugendubel. Aus gutem Grund hatten die Mitarbeiter für ihre gestrige Betriebsversammlung auf „kirchlichen Beistand“ gehofft – allerdings vergeblich. Kardinal Reinhard Marx blieb der Veranstaltung im Literaturhaus kommentarlos fern.
Die Buchhandelskette Hugendubel gehört über die Finanzholding DBH zur Hälfte dem kirchlichen Medienunternehmen Weltbild. Das wiederum soll verkauft werden (AZ berichtete). Und dazu hätte die Münchner Hugendubel-Belegschaft natürlich gerne etwas aus erster Hand erfahren – eben vom Kardinal.
„Wir hätten auch für eine Absage Verständnis gehabt“, so Betriebsratsvorsitzender Uwe Kramm. Dass die Einladung nicht mal abgesagt wurde, sondern unbeantwortet blieb, fanden die Buch-Spezialisten weniger gut.
Im Kern ging es laut Kramm bei der gestrigen Versammlung darum, die Mitarbeiter für die Auswirkungen eines Weltbild-Verkaufs auf ihre eigenen Arbeitsplätze zu sensibilisieren. Denn laut Gewerkschaft Verdi ist noch völlig offen, was nach dem Konzern-Verkauf mit der Weltbild-Tochterfirma Hugendubel geschehen wird. Die Beschäftigten fordern – ähnlich wie ihre Augsburger Weltbild-Kollegen – dringend eine tarifvertragliche Absicherung ihrer ungewissen Zukunft durch einen Sozialtarif- oder Zukunftssicherungs-Tarifvertrag.
Die Unsicherheit resultiert nicht nur aus der Verkaufs-Absicht, sie nährt sich aus mehreren Gründen. Denn Hugendubel ist im Umbruch, „weiterer Personalabbau und Entlassungen stehen auf der Agenda“, heißt es beim „Hugendubel-Verdi-Infoblog“. Unter anderem soll das Münchner Stammhaus am Salvatorplatz im kommenden Juni geschlossen werden.
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