Ein kaltes Bier auf Suaheli

30 Jahre lang verkaufte sie Schirme auf der Auer Dult: Jetzt wandert Renate Haas mit ihrem Lebensgefährten aus. Und zwar nach Afrika.
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Renate Haas wird ihren Regenschirm künftig  eher als Sonnenschutz gebrauchen können. Sie wandert nach Kenia aus.
Ronald Zimmermann Renate Haas wird ihren Regenschirm künftig eher als Sonnenschutz gebrauchen können. Sie wandert nach Kenia aus.

MÜNCHEN - 30 Jahre lang verkaufte sie Schirme auf der Auer Dult: Jetzt wandert Renate Haas mit ihrem Lebensgefährten aus. Und zwar nach Afrika.

Lange muss sie nicht mehr frieren. Renate Haas steht in ihrem Standl auf der Auer Dult. Dick eingepackt, eine Verfechterin der Zwiebel-Taktik. Doch bald kann sie auf die meisten Kleidungsschichten verzichten: Die 58-Jährige wandert aus. 30 Jahre lang verkaufte die quirlige Frau Schirme auf der Dult. Am Sonntag sagt sie dem geliebten Jahrmarkt nun endgültig Ade. Kenia ruft.

„Meine erste Stammkundschaft, die am letzten Wochenende kam, hat gleich geweint“, erzählt Haas. In ihrem Standl hängt schon die kenianische Landesfahne. „Schirmkauf ist eben Vertrauenssache“, erklärt die Münchnerin. Deswegen hätten sich viele Kunden jetzt bei ihr eingedeckt – und sechs Schirme auf einmal mit nach Hause genommen.

Renate Haas selbst wird in Zukunft nur noch in der Regenzeit einen brauchen. Der Entschluss, wegzugehen, fiel vor drei Jahren. Damals waren sie und ihr Lebensgefährte auf eine Hochzeit in Kanamai eingeladen – ein kleines Dorf, das künftig ihr Zuhause sein wird. Es war Liebe auf den ersten Blick. Das Land und seine Leute beeindruckten Haas zutiefst. „Die Menschen dort haben gar nichts. Und lachen trotzdem den ganzen Tag.“ Ein paar Wochen nach ihrer Rückkehr saß sie mit ihrem Freund Rainer wieder im heimischen Wohnzimmer. Die beiden sahen sich fest in die Augen. Und binnen Sekunden war es entscheiden: „Hau ma ab!“

Die Münchnerin kauft sich ein Haus am Indischen Ozean

Am 20. November fliegt das Paar wieder hin und kauft ein Anwesen direkt am Indischen Ozean. Im Garten blühen Bougainvillen, es gibt Papayas und Bananen. In einem Beihaus wollen die beiden künftig Gäste beherbergen.

Mindestens 550 Adressen von Kunden hat Renate Haas in einem Büchlein gesammelt. Alles Menschen, die sie gerne im fernen Afrika besuchen würden. Manche haben ihr eine Sonne in das Buch gemalt. „Mit den Kunden ist das wie mit einer Familie. Viele kommen nur, um zu erzählen.“ Und Renate Haas hat immer zugehört. Immer ein freundliches Wort für alle gehabt. Auch wenn es ihr selbst einmal nicht gut ging.

Haas ist ein echtes Münchner Kindl. Sie wuchs am Viktualienmarkt auf, ihrer Mutter gehörte früher das heutige Café Wiener in der Reichenbachstraße. Die Tochter wurde nicht nur zur Institution auf der Dult, sondern hatte auch auf der Wiesn ein Standl. Wird ihr Deutschland denn nicht fehlen? „Ich kann das Gejammer auf hohem Niveau hier nicht mehr ertragen“, sagt Haas. Sie und ihr Freund fiebern dem Neuanfang entgegen. „Wir können sogar schon ein kaltes Bier auf Suaheli bestellen.“

Julia Lenders

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