Ein Investor soll den Großmarkt bauen
München - Avocados, Mangos, Papayas reifen auf dem Großmarkt in Sendling. Feinkost, wie Fisch, Kräuter und Gemüse werden von hier aus auf die Münchner Wochenmärkte gebracht. Im Jahr schlagen die Händler 250.000 Tonnen um. Die Fläche, auf der das stattfindet, gehört der Stadt. Trotzdem wird sie den neuen Großmarkt nicht selbst bauen - sondern ein Investor. Gestern beschloss der Stadt gegen die Stimmen der Linken und der ÖDP, einen Wettbewerb zu starten.
Schon jetzt gibt es zwei Interessenten: Der Grünwalder Investor Ralf Büschl und die Stadtwerke München. Büschl ist in München bekannt, weil er gerade das Paketposthallen-Areal überplant. Er kaufte Ende 2021 die Firma Umschlagzentrum Großmarkt München (UGM). Diese mietet drei Hallen auf dem Areal. Die Mietverträge laufen zum Teil noch bis 2037. Ursprünglich wollte UGM die neue Halle selbst bauen, doch während Corona geriet das Unternehmen in eine Schieflage. Zwei Jahre lang tat sich deshalb beim Großmarkt nichts.
"Die Energiewende ist eine große Baustelle"
Die Stadtwerke haben erst vor wenigen Tagen ihr Interesse bekundet. Obwohl unter anderem Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) betonte, dass eine Bewerbung allen offenstehe, wurde viel Skepsis laut, ob die Stadtwerke dem gewachsen sind. Die Energiewende sei eine große Baustelle, finden Grünen-Chefin Anna Hanusch und Stefan Jagel (Linke).
Jagel hatte gemeinsam mit der ÖDP beantragt, dass die Stadt den neuen Großmarkt selbst stemmen soll. Die beiden Parteien forderten, dass die Stadt zuerst den neuen Markt und dann ausschließlich bezahlbaren Wohnraum auf dem Areal bauen sollte. Nur so könne ein dauerhaft niedriger Mietpreis sichergestellt werden, sagte Jagel. Zudem führe die Ausschreibung zu einer weiteren Verzögerung.
In einer nicht-öffentlichen Sitzungsunterlage kalkuliert das Kommunalreferat, dass alleine die Vorbereitungsphase bis zu neun Monate dauern kann. Eigentlich sollte der neue Großmarkt 2030 fertig sein. Die Linke, die ÖDP und die Bayernpartei bezweifeln jedoch, dass das zu schaffen ist. Dass der Stadtrat vor etwa drei Jahren von seiner Entscheidung, die Großmarkthalle selbst zu bauen, abkehrte, hält auch Richard Progl (Bayernpartei) für einen Fehler: "Der ursprüngliche Plan hätte 160 Millionen gekostet. Das wäre heute in Schnäppchen gewesen."
Schließlich müsse die Stadt nun Millionen investieren, damit die alte Großmarkthalle nicht auseinanderfällt. Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU), die den Deal verhandelt, widerspricht: Der Stopp der städtischen Großmarkthalle sei nach wie vor richtig. Die damalige geplante Halle sei untauglich gewesen, die Händler seien gegen die Pläne gewesen. Zudem wäre die Stadt damals nicht an die Flächen gekommen - schließlich laufen die Mietverträge mit UGM noch Jahre.
Nur mit einem Wettbewerb habe sich UGM dazu bereiterklärt, die Flächen freizumachen, so Frank. Auch sei das Geld für die Sanierung nicht verschwendet. Schließlich stehen die Hallen unter Ensembleschutz. "Sie werden uns erhalten bleiben - wenn auch mit einer anderen Nutzung." Doch auch Frank gibt zu: Man hätte den Erbbaurechtsvertrag früher abschließen sollen. Doch ein unvorhersehbares Ereignis sei dazwischen gekommen: Corona.