Ein gordischer Bahnknotenpunkt

Experten-Hearing im Landtag zum Thema "Bahnknotenpunkt München": Politiker fühlen sich veräppelt, andere drängen zur Eile.
von  Abendzeitung
Flughafen München (Archivbild)
Flughafen München (Archivbild) © dpa

MÜNCHEN - Experten-Hearing im Landtag zum Thema "Bahnknotenpunkt München": Politiker fühlen sich veräppelt, andere drängen zur Eile.

Es geht um viel Geld und zukunftsweisende Projekte. Drei Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren in den „Bahnknotenpunkt München" gepumpt werden, darunter auch in die umstrittene zweite S-Bahnröhre zwischen Laim und Ostbahnhof. Das Experten-Hearing im Landtag zu diesem Thema sorgte jedoch vor allem für Wut und Enttäuschung bei den Kritikern der zweiten Stammstrecke.

„Man wird als Parlamentarier veräppelt, das riecht nach Schiebung“, schimpfte der Münchner CSU-Landtagsabgeordnete Markus Blume. Gemeint ist die nun vorgestellte neue Studie zur Wirtschaftlichkeit der zweiten Röhre. Die sollte endgültig die Alternativen Nordtunnel und Südring ausstechen. Im dem aktuellen Sparplan fallen der Tunnelast Richtung Süden weg und auch die Pasinger Kurve und der Fernverkehr auf der Strecke S1. Dadurch ergibt sich ein Kosten-Nutzen-Faktor von 1,7. Der Nordtunnel, so das Gutachten, käme maximal auf einen Wert von 1,0 und würde noch dazu mehr kosten.

Die neue Studie wurde von der Staatsregierung in Auftrag gegeben. Die jüngste Studie kommt nun zu der Erkenntnis, dass die Röhre günstiger käme, als der Nordtunnel. Rund 2,9 Milliarden Euro wäre für die zweite Röhre fällig, der Nordtunnel soll je nach Variante zwischen 3 und 3,7 Milliarden kosten.

Man habe sich die Röhre „schöngerechnet", meint Tunnel-Gegner Martin Runge (Grüne) und wittert gar „Manipulation". Mehr Fragen als Antworten habe das Experten-Hearing gebracht, klagt der Münchner CSU-Abgeordnete Ottmar Bernhard.

Heiß diskutiert wurde auch die Flughafen-Anbindung. Im neuen Plan sollen durch die zweite Röhre auch Regionalzüge rollen. Allerdings konnte keiner der anwesenden Experten einwandfrei klären, ob der Fernverkehr auf den S-Bahnschienen innerhalb der Röhre technisch überhaupt möglich sei.

Ungeachtet der Kontroversen drängt Hans Peter Göttler, Leiter der Verkehrsabteilung im Wirtschaftsministerium, zur Eile. Schon wegen der möglichen Winterspiele 2018 müsse man „endlich zu einer Entscheidung kommen." Doch dafür, meint zumindest CSU-Abgeordneter Bernhard, gebe es noch immer „keine Grundlage". rke

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