Ein Freudenhaus für Freimann?
MÜNCHEN - Die Nachbarn sind empört über Pläne, in der Freisinger Landstraße das vermutlich größte Bordell Europas zu bauen. Anwohner fordern: „Sperrgebiet muss ausgeweitet werden.“
Die Freimanner sind alarmiert: Ein Münchner Bauträger will in der Freisinger Landstraße 74 ein riesiges Freudenhaus plus Hotel bauen. Vom „größten Bordell Europas“, wird bei Anwohnern und Politikern geredet. Fakt ist: 20 Bordell- und 160 „Hotel“-Zimmer hat der Investor sind beantragt – das Kölner „Pascha“, das derzeit mit dem Titel „Europas größtes Laufhaus“ für sich wirbt, bringt’s auf 126 Zimmer.
Der Riesenpuff nebenan – eine Vorstellung, die den Nachbarn und dem Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann gar nicht gefällt. Zumal der Bauherr erst noch viel Größeres vorhatte: Im ersten Antrag an die Lokalbaukommission (LBK) war das ganze Areal als Bordell vorgesehen. Nach einem Tipp der Behörde an die Verantwortlichen, dass das als problematisch angesehen werde, wurde umgeplant: Das Bordell wurde mit 2252 Quadratmeter kleiner, hinzu kamen rund 4000 Quadratmeter Hotel. „Augenwischerei“, schimpft Petra Piloty vom BA: „Man kann sich doch vorstellen, was das für ein Hotel werden soll.“
Das Freudenhaus würde direkt im Wohngebiet liegen
Absolut nicht begeistert ist auch Anwohner Anantha Swamy. Er hat inzwischen beantragt, das Sperrgebiet an der Freisinger Landstraße bis zur Stadtgrenze auszudehnen. Seine Begründung: „Das Bordell würde innerhalb des Wohngebiets Freimann liegen.“ Und damit im direkten Umfeld vieler Familien mit Kindern. Außerdem wird in Kürze nebenan ein Studentenwohnheim eröffnet.
„Man könnte ja Mädchen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine nach draußen lassen“, befürchtet Swamy. „Das ist doch kein Zustand für ein Wohngebiet.“
Die Freimanner beklagen, dass sie in den letzten Jahrzehnten schon reichlich mit „Negativ-Einrichtungen“ bedacht wurden. „Wir wollen den Stadtteil doch aufwerten“, so Petra Piloty. Sie befürchtet aber, dass die Verwaltung bei der Genehmigung wenig Spielraum hat: „Sie wird sich nicht leicht tun, das abzulehnen. Schließlich handelt es sich um ein Gewerbegebiet.“
"Der BA wird das radikal ablehnen"
„Das Verfahren läuft, der Antrag wird derzeit geprüft“, so Thorsten Vogel vom Planungsreferat. „Wir warten die Stellungnahmen der beteiligten Fachdienststellen ab.“
Am kommenden Dienstag wird vor Ort über die Bordell-Pläne beraten. „Ich bin sicher, dass der BA das radikal ablehnt“, so Piloty. Ihr – nicht so ganz ernst gemeinter – Gegenvorschlag: „Die Stadt sollte mal überlegen, ob sie solche Einrichtungen nicht besser verteilen kann. Etwa nach Bogenhausen oder Solln. Die haben dort noch nicht so viele davon.“
Rudolf Huber
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