"Ein Fanal für die Freiheit"

Nach der Schließung von Guantanamo sollen unschuldige Häftlinge nach München kommen - zumindest wenn es nach dem Stadtrat geht.
von  Abendzeitung
Eine Frau posiert für die AZ in typischer Tracht vorm uigurischen Gemeindezentrum.
Eine Frau posiert für die AZ in typischer Tracht vorm uigurischen Gemeindezentrum. © Daniel von Loeper

MÜNCHEN - Nach der Schließung von Guantanamo sollen unschuldige Häftlinge nach München kommen - zumindest wenn es nach dem Stadtrat geht.

Die Stadt hat sich gestern bereit erklärt, Häftlinge aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo aufzunehmen. Nach einigem Ringen um die richtigen Formulierungen einigte sich der Sozialausschuss einstimmig. Für eine Unstimmigkeit hatte zunächst die Frage gesorgt, ob man sich zur Aufnahme von Guantanamo-Häftlingen generell bereit erklären solle. Oder speziell zur Aufnahme von 17 uigurischen Gefangenen.

Der Kompromiss: OB soll nun im Bund und beim Freistaat zum Ausdruck bringen, dass München bereit ist, „insbesondere“ uigurische Guantanamo-Gefangene aufzunehmen. „Hoffentlich kriegen wir jetzt auch welche“, augenzwinkerte Bürgermeisterin Christine Strobl nach der diskussionsreichen Sitzung.

Etwa 500 Uiguren leben in München

Der Hintergrund: In München gibt es die größte uigurische Exilgemeinde der Welt – etwa 500 Menschen der ethnischen Minderheit leben hier. Fast alle von ihnen sind politische Flüchtlinge – ursprünglich stammen sie aus einer Provinz im Westen Chinas. Wenn die 17 uigurischen Guantanamo-Häftlinge nach München kommen, will sich die hiesige Gemeinde um ihre Landsleute kümmern. Das Behandlungszentrum Refugio könnte sie außerdem psychologisch betreuen.

Seit sechs Jahre sitzen die Uiguren unschuldig in Guantanamo – obwohl sie bereits vor einigen Jahren von allen Terrorismusvorwürfen freigesprochen wurden. Der neue US-Präsident Obama will das Lager nun binnen eines Jahres schließen. Dass München die uigurischen Häftlinge gerne aufnehmen würde, bezeichnete CSU-Stadtrat Marian Offman als ein „Fanal für die Freiheit.“ Grünen-Fraktionschef Benker, der mit einem Antrag den Anstoß zur gestrigen Erklärung gegeben hatte, freute sich über einen „kleinen Beitrag“ zu einer anderen Menschenrechts-Politik.

lj

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