Ein Dackel fährt U-Bahn
MÜNCHEN - Bella (4 Jahre) wird im Hofgarten verletzt und flieht mit den Öffentlichen nach Hause. Immerhin schafft sie es bis zum Ostbahnhof - die wahre große Reise eines kleinen Hundes.
Als alle die Rauhaardackel-Dame Bella im Hofgarten suchen, ist sie längst über alle Berge: Die vierjährige Hündin steht am Ostbahnhof – verletzt, verwirrt und allein, und wartet auf die S4 nach Haar. Am Ende landet sie im Tierheim. Zum Glück.
Ein paar Stunden vorher war am vergangenen Mittwoch noch alles in Ordnung: Bella stromerte durch den Hofgarten, ihr Herrchen Oswald Denninger spielte mit Spezln Boule. Seit zwei Jahren nimmt der 72-Jährige aus Haar die Hündin mit, die Spieler kennen sie gut – hin und wieder schenken sie Bella ein Schmankerl oder streicheln sie.
Da passiert es: Bella flitzt über eine Partie und wird von einer der 700 Gramm schweren Boule-Kugeln am Kopf getroffen. Die Rauhaardackel-Dame liegt benommen am Boden. Ein Spieler eilt zu Oswald Denninger, der woanders spielt. Als er kommt, ist Bella plötzlich weg. Die Spieler lassen alles stehen und liegen, durchkämmen den Hofgarten, später auch den Park bei der Staatskanzlei und den Finanzgarten – nichts.
Am Bahnsteig der S4 war Schluss
Oswald Denninger telefoniert mit dem Tierheim und ruft seine Tochter Barbara Astor an. Sie druckt einen Steckbrief aus, den hängen sie an die Bäume im Hofgarten. Niemand meldet sich. Bis am nächsten Morgen die Polizei anruft.
Bella war nach dem Unfall einfach mit den Öffentlichen geflohen. Benommen trottete sie zum Odeonsplatz. Sie stieg in die U5 und fuhr zum Ostbahnhof – so wie immer, wenn sie mit ihrem Herrchen nach dem Boule-Spielen nach Hause fuhr.
Am Ostbahnhof verpasste Bella die S4 und tapste ziellos herum. Passanten brachten sie ins Tierheim. „Sie hat einen gscheiten Schrecken bekommen“, sagt der ehemalige Schriftsetzer Oswald Denninger. „Das war eine Panik-Reaktion.“ Immerhin: Der Boule-Spieler, der Bella am Kopf traf, hat sich mittlerweile entschuldigt – mit einem dicken Knochen.
T. Gautier
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