Ein Büro sogar unter den schlechtesten im Land: So schlecht sind Münchens Ämter

Eine Auswertung des Verbraucherverbands zeigt: In der Stadt läuft einiges schief. Ein Büro ist sogar unter den schlechtesten im Land.
Paul Nöllke |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
24  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Eine lange Schlange vor dem Bürgeramt am Ostbahnhof: Mit 3,2 Sternen ist es sogar besser bewertet als der Münchner Durchschnitt.
Eine lange Schlange vor dem Bürgeramt am Ostbahnhof: Mit 3,2 Sternen ist es sogar besser bewertet als der Münchner Durchschnitt. © Peter Kneffel/dpa

München - Sie habe das Büro weinend verlassen, schreibt eine Münchnerin über das Bürgerbüro in der Ruppertstraße. Es ist nur eine von vielen katastrophalen Rezensionen, die Münchner auf Google über ihre Ämter und Bürgerbüros verfasst haben.

Dass die Bürgerbüros auch in München nicht immer perfekt funktionieren, ist sicher kein Geheimnis – doch eine Auswertung des Verbraucherschutzes zeigt nun: Münchens Ämter sind unter den schlechtesten Deutschlands!

Der Verbraucherschutzverband Berlin/Brandenburg (VSVBB) hat sich Google-Bewertungen für Bürgerämter, Bürgerbüros, Bürgerservices und Ortsverwaltungen in ganz Deutschland angesehen. Das schockierende Ergebnis: München ist auf Platz 34 von 40 und somit fast Schlusslicht, hinter Städten wie Berlin, Dresden oder Frankfurt.

Die Gründe: Wartezeiten und unfreundliche Mitarbeiter der Büros

Bewertet wurden nur Ämter, die eine repräsentative Anzahl an Bewertungen erhalten hatten. Der Verband hat mehr als 32.000 Bewertungen von 344 Behörden in den 40 größten deutschen Städten analysiert. Münchens Bürgerbüros haben im Schnitt nur 2,89 Sterne, der Bundesdurchschnitt ist mit 3,5 Sternen deutlich besser.

Bereits in vergangenen Erhebungen wurden die Münchner Behörden besonders schlecht bewertet. 2017 zum Beispiel wurden den Büros der Stadt in einer Studie die schlechtesten Noten (Mangelhaft) in ganz Deutschland ausgestellt – wegen langer Wartezeiten und unfreundlicher Mitarbeiter.

Im Ranking sticht ein Münchner Amt besonders negativ hervor: Das Bürgerbüro Ruppertstraße ist mit nur 2,4 Sternen von 5 möglichen Sternen unter den neun am schlechtesten bewerteten Ämtern Deutschlands. Insgesamt hatten 1.115 Bürger Rezensionen über das Amt geschrieben – oft voller Beschwerden über lange Wartezeiten, unfreundliche Mitarbeiter und inkompetente Bearbeitung.

Erklärung vom KVR: Bewertungen spiegeln "nicht den Ist-Stand wider"

Ebenfalls schlecht bewertet ist das Bürgerbüro in der Forstenrieder Allee, welches 2,8 Sterne hat. Nur wenig besser das Büro in der Riesenfeldstraße, bewertet mit 2,9 Sternen, gefolgt vom Büro in der Leonrodstraße. Dieses hat immerhin 3,1 Sterne, das am Ostbahnhof 3,2.Wer ein überdurchschnittliches Bürgerbüro in München sucht, muss allerdings nach Pasing. Hier ist das best-bewertete Büro der Stadt mit 3,7 Sternen.

Auf AZ-Anfrage erklärt das Kreisverwaltungsreferat (KVR) die miserablen Werte seiner Bürgerbüros damit, dass die Bewertungen teilweise schon lange (bis ins Jahr 2009) zurückliegen und somit "nicht den Ist-Stand widerspiegeln".

Tatsächlich werte das KVR seit sieben Jahren selbst die Google-Bewertungen für seine Büros aus. Der Grund: die schon damals sehr schlechten Bewertungen des Bürgerbüros in der Ruppertstraße.

Das KVR kann zur Zeit niemanden Neues mehr einstellen

"Heute sind wir auf dem Stand, dass es statt einem Stern häufig 5-Sterne gibt", erklärt eine Sprecherin des Referats der AZ. Das sei besonders für die neuen Online-Terminvereinbarungen der Fall. "Im zweiten Quartal 2021 äußerten sich 75 Prozent der Bürger positiv über die Terminvereinbarung", so das KVR.

Doch die schwierige Haushaltslage macht auch dem KVR zu schaffen – und das zeigt sich in den Bürgerbüros. Seit April 2021 können im gesamten Kreisverwaltungsreferat nämlich keine Stellen mehr mit externen Bewerbern besetzt werden.

Und obwohl es in letzter Zeit für viele der Münchner Bürgerbüros auch wieder 5-Sterne-Bewertungen gibt, scheint sich dieses Problem dann doch auch in den neueren Bewertungen niederzuschlagen.

Die Bewertung der Dame, die das Bürgerbüro in der Ruppertstraße nach eigenen Angaben "weinend" wieder verlassen hatte, nachdem ein Mitarbeiter sie sehr unhöflich behandelt habe, ist zum Beispiel erst vom August dieses Jahres.


Was sind Ihre Erfahrungen mit den Bürgerbüros in München? Ist die Stadt zurecht so weit hinten im Ranking, oder haben Sie bessere Erfahrungen gemacht? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an:leserforum@az-muenchen.de, Betreff: Bürgerbüros oder per Brief an die AZ, Leserforum, Stichwort: Bürgerbüros,Garmischer Straße 35,81373 München.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
24 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Radlrambo am 15.10.2021 09:02 Uhr / Bewertung:

    Während des ersten Lockdowns waren die Mitarbeiterinnen der Bürgerbüros überwiegend im Home-Office, d.h. im Klartext: gut bezahlter Extra-Urlaub aus Steuergelder.

    Es gibt leider keine Instanz, die diese Herrschaften (und Frauschaften) kontrolliert. In der freien Wirtschaft wären derlei Unternehmen in Nullkommanichts insolvent.

  • Dr. Schönfärber am 14.10.2021 16:12 Uhr / Bewertung:

    Meine Frau und ich brauchten im Juli neue Reisepässe. Gut, das mit den Terminen war Corona geschuldet, aber auch da klappte es gut. Und ausnahmslos alle sehr freundlich (Ruppertstr.)!
    Scheint aber auch mit dem zu tun haben wie man den dortigen Mitarbeitern gegenüber auftritt.
    Freundlich kann anscheinend nicht jeder.

  • hiertanzenvieleihrennamen am 14.10.2021 14:17 Uhr / Bewertung:

    Na, wer ist der oberste Dienstherr des Kreisverwaltungsreferates und der Bürgerbüros?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.