"Ein Bazi und Supertyp": Abschied von Gerd Bittl

Große Trauerfeier in der Pfarrkirche „Leiden Christi“ in Obermenzing für Münchens verstorbenen Sport-Patriarchen. 800 Gäste bekommen Gratis-Regenschirme.
von  Michael Graeter

Große Trauerfeier in der Pfarrkirche „Leiden Jesus Christus“ in Obermenzing für Münchens verstorbenen Sport-Patriarchen. 800 Gäste bekommen Gratis-Regenschirme.

Dass ein Sportsmann zu Grabe getragen wird, ist spätestens am messdiener-frühen Termin zu erkennen. Um acht Uhr, es ist noch dunkel und klirrend kalt, als die Trauerfeier für Gerd Bittl beginnt.

Er war ein Kerl wie John Wayne, den in seinem bunten Lebensfinale überraschend der Krebs besiegte.

400 Trauergäste sitzen in aller Herrgottsfrüh in der zurückhaltend prunkvollen Pfarrkirche „Leiden Jesus Christus“ in Obermenzing, 800 werden es dann um 12.30 Uhr auf dem Friedhof in Untermenzing mit winziger Kirche, wo der Sport-Patriarch im Familiengrab beigesetzt wird und wo er, gleich in der Nachbarschaft, lebhaft in einer lässigen Villa wohnte und im Garten ein Wigwam für heiße Feste stand.

Mittags, beim zweiten Teil der Beerdigungs-Zeremonie, weint auch der Himmel und die von Sporthaus-Chef Stefan Bittl aus dem Autokofferraum verteilten schwarzen Edel-Schirme erweisen sich als nützlich.

Auf dem Kopf trägt der Junior eine Skiwollmütze. Jetzt, zu High Noon, sind alle Weggefährten da, Münchens erfolgreiche Geschäftswelt, fast alle „Tankstellen“-Wirte Bittls von Stefan Vogler („Augustiner Keller“) über Werner Hochreiter (Viktualienmarkt, Wiesn) mit Freundin, bis zum „Philosophen“ Karl Heinz Kleppel, alte und junge Raben, sowie ein paar mit stärkerem Rouge im Gesicht, verflossene Pflänzchen des erprobten Ladykillers, der Schlittenhunde-Rennen fuhr und alte Autos sammelte.

Einer der feineren Trauernden, die erst mittags kommen und sich die 8-Uhr-Messe geschenkt haben, erklärt: „Wir waren aber in Gedanken dabei“.

Die Münchner Politik verbeugt sich durch Hep Monatzeder, Alexander Reissl und Klaus Hirth.

Beim Gottesdienst ertönen Gospel-Songs und der Frontmann Humphrey nennt den Verstorbenen einen „Bazi und Supertyp“. Die Worte des Geistlichen fallen etwas nüchterner aus.

Vor dem Friedhofs-Kircherl erklingt ein Saxophon. Trachten-Tycoon Axel Munz („Angermaier“) erscheint auffällig getarnt – seine Camouflage-Jacke, eine Edelausgabe für jeden Bundeswehr-Einsatz, ist der Blickpunkt im Meer der schwarzen und grauen Mäntel.

Aus Berlin eingeflogen ist BMW-VIP-Streichler Hans Rainer Schröder mit seiner schönen Frau Katarina, aus Kitzbühel ist Walter Hammele (Immobilien) gekommen.

Bevor es zum Grab geht, muss die ergriffene Trauergemeinde nicht über den Jordan, sondern über die stürmisch dahinfließende Würm schreiten. Eine überdachte Holzbrücke führt zu den Gräbern.

Den Leichenschmaus – es sind 300 Schweinsbraten und reichlich Schaumiges geordert – gibt es im „Augustiner Keller“.

Neben dem Familien-Clan und Bittls Liebling Sidney sagten Adieu: Media Markt-Mitgründer Manfred Happach, Filser-Präsidenten-Witwe Traudl Kustermann, Alexander Knobl („Austernkeller“), Pin-Nadel-Baron Johann Strauß, Regional-Guttenberg Lulu Stummer, „Porsche-Michi“ Michael Wehnert, Solar-Spezialist Gustl Schuster, „Gunter, das Tier“ alias Gunther Marte, Stefan Grosse („Blauer Bock“), Bittl-Super-Spezi Björn Hopf, und PR-Berater Heinz Krompass.

Außerdem Ex-Löwen-Präsident Karl Auer, Steak-Dompteur Josef Gassner, die Kicker-Ehefrau Pilar Brehme, der Schwabinger Gastronom Hugo Bachmaier (unterbrach seine Schnee-Ferien in Kitz), der „Lord von Giesing“, Manfred Kottmayr (ganz still) und „der Dicke Fritz“, Münchens schillernder Szene-Kontrolleti, der beim Überqueren der Brücke zu bedenken gibt: „Sie wird wohl nicht einbrechen.“

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