"Eigentlich ein ganz lieber, netter Jugendlicher"

Der 33-jährige Jurist Gregor Rose ist der Anwalt von Markus Sch. - einem der Schläger von Solln. Er erzählt, wie er den 18-Jährigen in Gesprächen erlebt hat.
von  Abendzeitung
Anwalt Gregor Rose vertritt einen der Sollner Schläger.
Anwalt Gregor Rose vertritt einen der Sollner Schläger. © az

Der 33-jährige Jurist Gregor Rose ist der Anwalt von Markus Sch. - einem der Schläger von Solln. Er erzählt, wie er den 18-Jährigen in Gesprächen erlebt hat.

AZ: Markus Sch. hatte schon vor der Tat viel auf dem Kerbholz – was ist er für ein Typ?

Gregor Rose: Er ist eigentlich ein ganz lieber, netter Jugendlicher, der einfach an die falschen Freunde geraten ist. Er scheint auch nicht aus dem klassischen Milieu zu sein, aus dem solche Straftäter hervorgehen. Seine Familie ist fassungslos.

Ein lieber Kerl? Das ist eine sonderbare Beschreibung für jemanden, der sein Opfer gemeinsam mit einem Kumpel mit 22 Schlägen und Tritten getötet hat.

In dem Fall war er natürlich nicht lieb. Aber Straftäter sind keine Monster. Markus weiß selbst nicht, was da passiert ist. Es tut ihm wahnsinnig leid. Er entschuldigt sich bei den Hinterbliebenen.

Wie kam es aus seiner Sicht zu der Tat?

Das kann er sich nicht erklären – aber er wollte den Mann auf keinen Fall töten. Er wollte ihm einfach eine reinhauen. Sich für den Konflikt in der S-Bahn revanchieren. Aber das ist dann eskaliert.

Wie haben Sie Markus bei Ihren Gesprächen erlebt?

Am Samstag hat er nur geweint. Aber natürlich kann man kein Mitleid mit dem Täter erwarten. Er ist in sich gekehrt. Er sitzt zusammengekauert da. Wie im Schock.

Nach der Tat ist die Forderung laut geworden, 18-Jährige nicht mehr nach Jugendstrafrecht zu verurteilen.

Man ruft in einem solchen Fall immer nach härteren Strafen. Aber davon halte ich nichts. Wenn Markus wegen Mordes verurteilt wird, liegt das Strafmaß auch nach Jugendstrafrecht bei bis zu zehn Jahren. Das ganze Verhalten in der S-Bahn deutet eindeitig auf jugendliches Imponiergehabe hin – der Fall ist deshalb dem Jugendstrafrecht zuzuorden.

Ist es schwer, so jemanden zu vertreten?

Natürlich ist das ein Fall, der einen selbst mitnimmt. Aber man ist ein Organ der Rechtspflege – und auch Markus hat einen Anwalt verdient. Er hat den schwersten Fehler seines Lebens gemacht.

Interview: Julia Lenders

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