Eifersucht: "Engelchen" sticht "Bärchen" Messer in Bauch

Michaela B. (40) hat ihrem Freund eine Reise zum Fußballspiel nach London geschenkt. Dort verliebt er sich kurz vor der Hochzeit in eine Engländerin. Als er sie verlassen will, soll sie ausgerastet sein.
von  Torsten Huber
Bärchen“ Mathias R. (49) führt gegen sein Ex-„Engelchen“ eine Nebenklage.
Bärchen“ Mathias R. (49) führt gegen sein Ex-„Engelchen“ eine Nebenklage. © th

München – Zimmermädchen Michaela B. (40) hat ihre Hochzeit bereits konkret geplant: Das weiße Hochzeitskleid hängt im Schrank, die Hochzeitsreise in die Dominikanische Republik ist gebucht und das Ja-Wort will sie sich anschließend mit MVV-U-Bahnfahrer Mathias R. (49) in Las Vegas geben.

Statt vor den Altar zu treten, sitzt Michaela B. seit Dezember 2012 wegen gefährlicher Körperverletzung in U-Haft. Laut Ermittlern soll „Engelchen“ ihrem „Bärchen“ – so die Kosenamen der beiden – ein Messer in den Bauch gerammt haben. Aus Eifersucht. Mathias R. habe angeblich mit einer Engländerin eine Affäre.

Über ihren Strafverteidiger Thomas A. Schales gibt sie ein Teilgeständnis ab: „Meine Mandantin wollte sich das Leben nehmen. Ihr Verlobter schlug sie an den Kopf, damit sie wieder zur Besinnung kommt, und versuchte, ihr das Messer zu entreißen. Im Gerangel ist es dann passiert.“

Michaela B. spricht zurückhaltend über ihr Leben. Sie stammt aus Österreich. Die Mutter verlässt sie gleich nach der Geburt: Sie zieht zu einem anderen Mann nach Ingolstadt. Die Mutter holt sie später zu sich. Der Stiefvater soll sie misshandelt und sexuell missbraucht haben. Nach der Schule muss sie die Friseurlehre abbrechen– „wegen Allergien“. Bei Schlecker macht sie eine kaufmännische Ausbildung, wechselt zu Lidl und McDonald’s. Mit 19 die erste große Liebe. Mit 23 bringt sie ihre heute 17-jährige Tochter zur Welt. Ihr Freund verlässt sie wegen einer anderen.

2001 tritt Mathias R. in ihr Leben. Sie zieht mit der Tochter zu ihm nach München. „Es war die Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Angeklagte. Sie verloben sich. Sie nennt ihn liebevoll „Bärchen“. Sie ist sein „Engelchen“.

Michaela B. findet einen Job in einem Münchner Hotel, verdient 2000 Euro brutto im Monat. Sie erfüllt ihm im Sommer 2012 einen Traum: „Er ist Arsenal-Fan. Ich schenkte ihm eine Reise nach London, damit er sich ein Spiel anschauen kann.“

Dabei hat „Bärchen“ anscheinend die Augen weniger Richtung Spielfeld, sondern mehr auf einen weiblichen Fußball-Fan gerichtet. „Ich habe gleich gemerkt, dass da was nicht stimmt. Er rief mich plötzlich aus London an. Daheim tauchte er mit Blumen auf. Das war sein schlechtes Gewissen“, so die Angeklagte. Als sie Fotos von der Engländerin findet, stellt sie ihn zur Rede. Antwort: „Engelchen, da ist nichts. Nur ein weiblicher Fußballfreund.“

In den nächsten Monaten sitzt Mathias R. oft am Computer. Auch am 5. Dezember. Gegen 19 Uhr erwischt sie ihn beim Chat mit der Engländerin. Sie will auch erfahren haben, dass „Bärchen“ ihr Geld geschickt habe und auch mit ihr verlobt sein soll.

Michaela B. will sich umbringen. Sie rennt in die Küche. Mathias R. hinterher, er schreit sie an: „Du gehörst in die Klapse.“ Dann will „Bärchen“ sie verlassen – und packt die Tasche. Sie stellt sich ihm in den Weg. Es kommt laut Anklage zum Gerangel. Dabei soll sie ihm die Klinge „wuchtig in den Bauchbereich“ gerammt haben.

Der Prozess dauert an.

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