Ehrengräber in München: Die Stadt und ihre Toten

26 Ehrengräber gibt es in München. Für sie übernimmt die Stadt die Kosten des Grabsteins, die Gebühr und die Grabpflege. 50000 Euro kostet dieser Unterhalt im Jahr.
von  Abendzeitung
Ein Kranz von der Stadt: Das Grab des Hokapellmeisters Franz Lachner (†1890) am Südfriedhof
Ein Kranz von der Stadt: Das Grab des Hokapellmeisters Franz Lachner (†1890) am Südfriedhof © Julia Lenders

MÜNCHEN - 26 Ehrengräber gibt es in München. Für sie übernimmt die Stadt die Kosten des Grabsteins, die Gebühr und die Grabpflege. 50000 Euro kostet dieser Unterhalt im Jahr.

Die Stadt hat ihre eigenen Toten. Verstorbene, denen sie die letzte Ruhestätte finanziert. Eine Ehrbezeugung über das Leben hinaus. Wer Allerheiligen gestern für einen Friedhofsbesuch nutzte, hat vielleicht eines der Gräber gesehen. Und darauf den Herbstkranz, als Gruß der Landeshauptstadt. Was lässt München sich „seine Toten“ kosten? Und wer gehört dazu? Die AZ hat nachgefragt.

Für genau 26 Ehrengräber kommt die Stadt auf. Grabstein, Gebühr und Pflege – das alles wird komplett übernommen. Vorausgesetzt natürlich, die Familie des verblichenen Ehrenbürgers ist damit einverstanden. Das Komplettpaket von der Stadt hat nämlich einen kleinen Haken: Nur der Ehepartner darf noch in derselben Ruhestätte beerdigt werden. Andere Angehörige nicht.

Das Prozedere: Zuerst muss der Stadtrat einem solchen Ehrengrab zustimmen, dann wird es für mehr als zwei Jahrzehnte angekauft. Danach stehen theoretisch drei Optionen zur Wahl: Die Familie kann es übernehmen, die Stadt verlängert ihr Engagement oder das Grab wird aufgelöst.

Die 26. und seither letzte Ruhestätte hatte München im Jahr 1991 erworben, auf dem Waldfriedhof. Darin ruht der frühere bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel. Seit seinem Tod kam kein Ehrengrab mehr dazu, was aber nicht irgendwelchen Sparoffensiven der Stadt geschuldet ist.

Sondern allein der Tatsache, dass seitdem kein Ehrenbürger gestorben und in München beerdigt worden ist. „Die Regelung gibt es nach wie vor“, erklärt Karl Lindemeir vom Stadt-Direktorium.

Das war's aber noch nicht mit den stadteigenen Ruhestätten. Neben den Ehrengräbern gibt es noch 123 so genannte Unterhaltsgräber. Dort sind berühmte Persönlichkeiten beerdigt, die keine Angehörigen mehr haben. Deshalb kommt die Stadt dafür auf. Einen Kranz an Allerheiligen gibt's aber nur für die Ehrenbürger – auch für die, die in einem ganz normalen Familiengrab liegen.

Alles in allem lässt sich München „seine Toten“ im Schnitt rund 50 000 Euro pro Jahr kosten. Eine Frage der Ehre.

Julia Lenders

Staädtische Ehrengräber - von Ansprnger bis Zaubzers

Ansprenger, Alois (1853-1913)
Bauer, Dr. Jakob von (1787-1854)
Borscht, Dr. Wilhelm von (1857-1943)
Dall’Armi, Heinrich von (1846-1922)
Erhard, Dr. Hans (1887-1980)
Erhardt, Dr. Aloys von (1831-1888)
Gärtner, Friedrich von (1792 bis 1847)
Goppel, Alfons (1905-1991)
Grässel, Prof. Dr. Hans (1860-1939)
Gümbel, Dr. Wilhelm von (1823-1898)
Haas, Prof. Dr. Joseph (1879-1960)
Held, Prof. Dr. Hans Ludwig (1885-1954)
Heyse, Dr. Paul von (1830-1914)
Hoegner, Dr. Wilhelm (1887-1980)
Knappertsbusch, Prof. Hans (1888-1965)
Lenbach, Franz von (1836-1904)
Mittermayr, Franz de Paula Edler von (1766-1836)
Steinsdorf, Kaspar von (1797-1879)
Teng, Josef Edler von (1786-1837)
Vossler, Prof. Dr. Karl von (1872-1949)
Widenmayer, Dr. Johann von (1838-1893)
Weber, Dr. Friedrich (1831-1902)
Wimmer, Thomas (1887-1964)
Witti, Sebastian (1866-1919)
Wunder, Dr. Alois (1878-1974)
Zaubzer, Dr. Ignaz (1801- 1866)

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