Ehemaliger Kaut-Bullinger in der Rosenstraße: Lieber (k)eine Gaube auf dem Dach...

Die Kommission für Stadtgestaltung will den Entwurffür den ehemaligen Kaut-Bullinger in der Rosenstraße überarbeitet sehen. Das Gebäude soll vor allem niedriger werden.
von  Carmen Merckenschlager
So soll der Neubau am ehemaligen Stammsitz von Kaut-Bullinger werden.
So soll der Neubau am ehemaligen Stammsitz von Kaut-Bullinger werden. © Visualisierung: Holger Meyer GmbH

München - Beim anfänglichen Zuspruch hätte der Zuhörer fast meinen können: Der Entwurf wird durchgewunken. Keine Kritik. Punkt. Ganz so simpel ging es dann doch nicht zu in der Sitzung der Kommission für Stadtgestaltung, die sich am Dienstagabend mit dem Entwurf für den ehemaligen Kaut-Bullinger in der Rosenstraße beschäftigte. Die Architekten müssen noch mal nachbessern.

Das Architekturbüro Holger Meyer GmbH aus München befasst sich mit der Gestaltung des Hauses in der Rosenstraße 8. Die Lage könnte kaum zentraler sein, das Gebäude ist Teil des "Ensemble Altstadt München".

Um den Anforderungen zu entsprechen, wurde der Entwurf im vergangenen halben Jahr immer wieder angepasst. So wurden die geplanten zweistöckigen Dachgauben mittlerweile auf einstöckige reduziert. Aber auch die kleineren Gauben stießen am Dienstag noch auf Kritik. Die Gauben seien "zu massiv", sagte Veronika Mirlach (CSU), Stadträtin und Verwaltungsbeirätin der Lokalbaukommission.

Der denkmalgeschützten Rosenapotheke "mehr Respekt" zollen.

Auch Stadträtin Brigitte Wolf (Linke) wünscht sich mehr Zurückhaltung bei der Gestaltung, um der nahen denkmalgeschützten Rosenapotheke "mehr Respekt" zu zollen.

Auf Seite der teilnehmenden Architekten waren die Gauben weniger das Problem. Hier sorgte vor allem die geplante Höhe für Fragen. Der Entwurf sieht fünf Geschosse vor, die Firsthöhe - also der obere Abschluss des Daches - liegt mehr als einen Meter über der im Bebauungsplan festgesetzten.

"Warum muss es höher sein?", wollte der Berliner Architekt Piero Bruno wissen, obwohl er mit der Höhe kein Problem habe. Die Frage lässt sich laut Holger Meyer einfach beantworten: Damit das erste Obergeschoss auch als Laden- und nicht nur als Bürofläche genutzt werden darf, muss es eine Mindesthöhe von 3,95 Meter aufweisen. "Wir wissen nicht, wie sich der Handel entwickelt. Aber von architektonischer Seite haben wir dafür gekämpft, die Option einer Ladenfläche offenzuhalten", sagt Meyer. Für das Innenstadtbild sei das deutlich schöner als Büroflächen.

Die Kritik: Das Dach ist zu hoch und die Gauben zu massiv

Auch die Traufhöhe - der untere Abschluss des Daches - ist deutlich höher als beim Bestandsgebäude. Dadurch entsteht eine große Ecke, die laut Stadtrat Jörg Hoffmann (FDP), für "Unruhe" sorge.

Peter Hörauf (Grüne), Mitglied im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel, wollte sogar wissen, ob das Projekt nicht besser mit einem Geschoss weniger verwirklicht werden solle.

Architektin Birgit Rapp (Amsterdam) hingegen hat mit der Höhe kein Problem, München sei vielmehr "eine Stadt der gewachsenen Häuser", der Entwurf füge sich gut in das bestehende Häuserbild ein, findet die Architektin.

Was die Fassade angeht, hielt sich die Diskussion in Grenzen. Bernhard Landbrecht, Architekt und Stadtheimatpfleger, hält den Entwurf für realisierbar und spricht von der bestmöglichen Lösung. Die Münchner Architektin Ruth Berktold findet die Fassade ebenfalls gelungen: "Es passt insgesamt sehr gut in das Gesamtensemble der Straße."

Die angedachten Lisenen - die vertikalen Streben - seien gelungen, so der Tenor. Nur Architekt Piero Bruno findet die Fassade nicht grafisch. "Sie ist verspielt, aber wohin geht die Reise?", wollte er wissen.

Weil die Höhe und die Art der Gauben in der Kommission allerdings kritisiert wurden, wird das Projekt auf Wiedervorlage bei der Kommission für Stadtgestaltung gesetzt. Dafür soll das Architekturbüro die Höhe des Gebäudes reduzieren, den Übergang zu den angrenzenden Dächern angleichen und die Größe der Gauben überarbeiten.

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