Ehedrama in Berg am Laim: 29-Jährige ersticht Ehemann
MÜNCHEN - "Papa voller Blut": Eine 29-Jährige tötet ihren Ehemann mit einem Küchenmesser vor den Augen der kleinen Tochter – war es ein Verbrechen aus Rache?
Sie schrien sich an, spuckten Beleidigungen aus. Ihre Kinder bekamen alles mit und weinten. Dass ihre Ehe am Ende war, wussten sie wohl beide. Auch am Sonntag stritten sich Natascha und Vlasta S. Es sollte das letzte Mal sein. Um kurz vor halb fünf am Nachmittag rammte Natascha ihrem Mann ein Messer ins Herz. Vorher hatte sie damit in der Küche Zwiebeln geschnitten.
Es war eine entsetzliche Szene, und die dreijährige Tochter Valentina musste sie mitansehen. Sie sah, wie das Messer in die Brust des Vaters eindrang, wie er in der Küche zusammenbrach, wie immer mehr Blut aus seinen Wunden strömte.
Natascha S. hatte nach der Tat selbst den Rettungsdienst zu der gemeinsamen Wohnung in der Seebrucker Straße in Berg am Laim gerufen. Doch Vlasta war bereits verblutet. Der Notarzt konnte ihn nicht retten. Der Polizei sagte die 29-jährige Serbin später, ihr Mann sei unglücklich in das Messer gefallen.
Die Gerichtsmediziner kamen zu einem anderen Ergebnis: Der 38-jährige Mann hatte schwere Stichverletzungen an Herz und Lunge. Und eine Wunde am Arm – offenbar hatte er versucht, eine Attacke abzuwehren. Es hatte also einen Kampf gegeben.
Natascha S. gab am Montag schließlich zu, ihren Mann getötet zu haben. Sie sagte, Vlasta habe sie beleidigt und geschlagen. Auch ihre Kinder Valentina, Marianne (12) und der zehn Monate alte Bub Dragan seien Opfer seiner Aggressionen geworden. Und die Lüge bei der ersten Vernehmung? Sie habe verhindern wollen, dass ihr die Kinder weggenommen werden, sagte die Frau den Kripo-Beamten.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte Vlasta eine kurze Haftstrafe wegen Betrugs verbüßt. Zurück in der Freiheit habe er ein bis dahin unbekanntes Gesicht gezeigt, erzählte Natascha der Polizei. Offenbar war dem in Deutschland geborenen Serben die Liebe zu seiner Frau und den Kindern im Knast abhanden gekommen.
Nun wird Natascha S. wohl für längere Zeit im Gefängnis sein, gegen sie wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Die drei Kinder sind bei einer Cousine untergekommen. Die dreijährige Valentina leidet nach der schrecklichen Tat, die sie mitansehen musste. „Papa gestochen, voller Blut“, stammelte das Kind immer wieder völlig verstört und unter Tränen. So erzählen es die Eltern von Vlasta S.
Mit Angehörigen aus ganz Deutschland trauern sie am Dienstagabend in einer Wohnung in Karlsfeld um Vlasta S. Fast alle stammen sie aus Nordserbien, wohnen aber seit Jahrzehnten in Deutschland. Die Frauen weinen leise, Kinder schluchzen. Die Männer ziehen mit zitternden Händen an ihren Zigaretten. Dann sagt Vlastas Vater Radomir: „Wir wissen nicht, warum das passieren musste, aber wissen eines sicher: Unser Sohn hat seine Frau und seine Kinder geliebt.“ Doch dieses Bild eines liebenden Familienvaters passt nicht zu Nataschas Angaben bei der Polizei.
War Vlasta ein brutaler Schläger? Tötete ihn seine Frau aus Rache?
Für die Eltern ist so etwas unvorstellbar. Vlasta habe seine Frau „aus der Gosse geholt“, sagt die Mutter. Beide hatten sich in Serbien kennen gelernt. Sie heirateten und zogen mit Nataschas Tochter Marianne nach München. „Er hat alles für sie getan“, erzählt eine Cousine über Vlastas Verhältnis zu seiner Frau. Dann holt sie tief Luft, stockt und sagt mit düsterer Stimme: „Bis sie ihn kaltblütig umgebracht hat.“
Reinhard Keck
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