EHEC-Krise: Wie die Wirte reagieren

Keine Tomaten, bitte, und erst recht keine Gurken! Wie die Gastronome – von der Dönerbude bis zum Tantris – auf die Sorgen ihrer Gäste reagieren.
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Nur Fleisch oder Fisch, bitte. Viele Kunden meiden wegen EHEC Gemüse und greifen lieber zu Weißwurst oder einer deftigen Schlachtplatte mit Kraut und Senf.
Martha Schlüter Nur Fleisch oder Fisch, bitte. Viele Kunden meiden wegen EHEC Gemüse und greifen lieber zu Weißwurst oder einer deftigen Schlachtplatte mit Kraut und Senf.

München - Was soll man noch essen in diesen Zeiten der EHEC-Krise? Von Gurken und Tomaten lassen die meisten Verbraucher in diesen Tagen lieber die Finger. Eine schwere Situation. Nicht nur für die Erzeuger und Händler (AZ berichtete) – sondern auch für Gastronome.

Die AZ hat sich vor Himmelfahrt, also dem klassischen Ausflugs- und Ausgehtag, in Lokalen aller Kategorien einmal umgehört, wie EHEC auf die Gestaltung der Speisekarten Einfluss nimmt.

Der Gourmettempel

Im „Tantris“ etwa gibt es Tomaten: Im Acht-Gänge-Menü, vermischt mit Polenta. Und im Fünf-Gänge-Essen, hier als Ofentomaten. Hans Haas, Küchenchef im Zwei-Sterne-Lokal: „Tomaten verarbeiten wir eh immer ohne Haut – genau wie die Gurken, die wir zusätzlich blanchieren.“ Seine Ware beziehe er von heimischen Erzeugern. „Noch hat kein Gast seinen Salat abbestellt.“


Das Hotel

Hausverbot haben Salat, Gurken und Tomaten im Bayerischen Hof, zumindest in roher Form. „Waren mit Negativ-Image“, nennt Sprecherin Elena Del Carlo das. Das Luxushotel vertraue seinen Lieferanten, wolle aber auf „maximale Sicherheit“ setzen – Beispiel: Statt der Ochsenherztomaten im „Blue Spa“-Salat komme nun bunter Paprika hinein.


Der Biergarten

„Das Verhalten vieler Gäste hat sich geändert“, sagt der Küchenchef der Waldwirtschaft Großhesselohe, Erhard Schneider. „Viele essen gar kein Gemüse mehr.“ Aber: „Bei uns gibt’s nach wie vor alles.“ Die vier Salate blieben unverändert auf der Karte. Auch der „Kleine Blattsalat mit Strauchtomaten und Gurken“.


Das Ausflugslokal

EHEC? Da hat man im Klostergasthof Andechs keine Sorgen, „da wir weder Gurken, Tomaten noch Blattsalate im Angebot haben“, sagt Sprecher Martin Glaab. Doch da höre die Vorsicht nicht auf. Glaab: „Der Radi, den wir anbieten, wird geschält. Radieschen und Frühlingszwiebeln für unsere Frischkäsezubereitung kommen aus der Region.“


Der Alteingesessene

Beim Sedlmayr in der Westenriederstraße serviert man weiterhin laut Bedienung Charlotte Kunft die üblichen Gemüse- und Salatgerichte. Der Inhaber beziehe sein Gemüse von der Großmarkthalle und überprüfe seine Ware genau. Beim Kartoffelsalat werden Gurken separat serviert. Kartoffel- und Spargelgerichte würden verstärkt angeboten.


Der Vegetarier Das Restaurant Prinz Myshkin in der Hackenstraße nimmt bis zur Klärung der EHEC-Fälle Salate, Rohkostgerichte sowie Beilagen wie Tomaten oder Gurken von der Speisekarte, sagt Chef Torsten Blüher. Die Auswahl an Antipasti haben die Köche erweitert, außerdem kochen und garen sie Spargel und Fenchel noch mehr als sonst.


Die Salatbar

In der Filiale der Salatkette „Dean & David“ in den Fünf Höfen sind die Gurken laut Geschäftsführer Daniel Herpich komplett aus dem Sortiment verschwunden, Salate und Tomaten stehen weiterhin auf der Speisekarte. Bezogen wird das Gemüse von einem Großhandel. Die Betreiber sagen, sie würden auf Lieferanten achten, die weder mit Gülle oder Mist düngen.


Der Dönerladen

Als Vorsichtsmaßnahme bietet etwa „Bereket Sofrasi“ in der Landwehrstraße momentan weder gemischten Salat noch Bauernsalat an. „Döner wird noch viel gegessen“, sagt ein Angestellter. „Die Zutaten haben wir nicht verändert. Allerdings wollen die Kunden häufig, dass der Eisbergsalat und die Tomaten weggelassen werden.“


Der Grieche

„Die Zutaten im Zaziki haben sich nicht verändert, außer dass die Gurken geschält sind und wir darauf achten, dass wir bei regionalen Händlern in der Großmarkthalle kaufen“, sagt Panos Spyrou, Restaurantleiter der Taverne Diogenis in der Herzog-Wilhelm-Straße. Jeder zweite Kunde bitte bei den Beilagen um eine Salat-Alternative. Oder um das Weglassen der Gurke.


Das City-Wirtshaus

Im Augustiner in der Neuhauser Straße wurden die Gurken komplett aus dem Programm genommen, Salate sind trotzdem noch als Beilage im Menü. „Statt der Gurke sind zur Zeit Bohnen, Sellerie oder Karotten im Salat“, sagt Restaurantleiter Harald Moosburg.


Das Nobellokal

Gurken im Kartoffelsalat, Kirschtomaten als Beilage? Alles verschwunden. Mathias Reinbold, Chef vom Franziskaner, hat die Speisekarte extra ändern lassen. Jetzt seien alle Gerichte garantiert EHEC-frei. Zum Schnitzel gibt’s Pommes oder Nudeln. Als Gemüse werden nur Spargel und Sauerkraut angeboten. „Der Renner ist sowieso der Leberkas.“

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