Ecclestone vor Gericht: Über Geld spricht man nicht?

Bernie Ecclestone hat angeblich nie mit seiner Frau über Geld geredet. Das versicherte der Milliardär  – und nun zweifelt die Staatsanwaltschaft an der Glaubwürdigkeit des wichtigsten Zeugen.
von  dpa

Formel 1-Boss Bernie Ecclestone hat angeblich nie mit seiner langjährigen Frau über Geschäftliches geredet. Das versicherte der Milliardär im Münchner Schmiergeldprozess – und nun zweifelt die Staatsanwaltschaft an der Glaubwürdigkeit des wichtigsten Zeugen.

München – Formel 1-Chef Bernie Ecclestone spricht gern über
Geld. Der 81-Jährige hat reichlich davon – mit geschätzten drei
Milliarden Euro gehört er zu den reichsten Männern Englands. Für
Ecclestone dürfte es aber ruhig noch ein bisschen mehr sein. Beim
Verkauf der Formel 1-Anteile der BayernLB hielt der hagere Mann
deshalb selbstbewusst die Hand auf. „Es lag mir daran, das maximale
aus dem Verkauf herauszuholen“, sagte er am Donnerstag am zweiten Tag
seiner Zeugenvernehmung vor dem Landgericht München.

Schließlich musste er sich nach zähen Verhandlungen mit dem
angeklagten Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit nur 41
Millionen Dollar abgeben – viel zu wenig, wie er fand. „Es hätte mehr
sein müssen.“ Ohne ihn, so begründete er seine Forderung, wäre der
Verkauf der Formel 1-Anteile an den britischen Investor CVC nie
zustande gekommen. Der BayernLB spülte der Deal immerhin 840
Millionen Dollar in die klamme Kasse und damit viel mehr als erhofft.

Nur mit einem Menschen redete Ecclestone angeblich nicht über
Geld: Mit seiner langjährigen Frau Slavica. „Nein, mit meiner Frau
habe ich nie über Geschäftliches gesprochen“, versicherte er vor
Gericht – und nährte damit bei der Staatsanwaltschaft Zweifel an
seiner Glaubwürdigkeit. Denn ein anderer Zeuge hatte vor
Prozessbeginn erzählt, Slavica Ecclestone sei darüber informiert
gewesen, dass es mit Gribkowsky ein Problem gebe.

Ecclestone fühlte sich nach eigenen Worten von dem Banker bedroht
und zahlte ihm aus Angst vor einer Anzeige bei den Steuerbehörden
Millionen. Die Anzeige hätte sein Vermögen um zwei Milliarden Pfund
schmelzen lassen, sagte er. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen
davon aus, dass der 81-Jährige den Banker bestach, um den Verkauf an
seinen Wunschinvestor CVC durchzudrücken. Mit diesem konnte
Ecclestone an der Spitze der Formel 1 bleiben, die sein Lebenswerk
ist. Gribkowsky ist deshalb wegen Bestechlichkeit angeklagt und auch
Ecclestone muss eine Anklage befürchten – die Ermittlungen gegen ihn
dauern noch an.

24 Jahre war Ecclestone mit der 30 Jahre jüngeren Slavica
verheiratet. Das Paar sorgte mit seinem eindrucksvollen Größen- und
Altersunterschied immer wieder für schrille Fotos an den
Rennstrecken. Mit dem ehemaligen Top-Model hat Ecclestone zwei
Töchter, zusammen wohnten sie in einer Villa in London. Als er schwer
krank war, überschrieb er ihr 1996 seine Anteile an der Formel 1, die
sie in die Familienstiftung Bambino übertrug. Trotzdem spielte das
Geschäft bei Mr. und Mrs. Ecclestone angeblich nie eine Rolle.

2009 ließen sie sich scheiden – nicht zuletzt wegen Streit ums
Geld. Vor dem Münchner Landgericht empörte sich Ecclestone über den
verschwenderischen Lebensstil, für den er nichts übrig hatte. Als
eine seiner Töchter heiratete, so erzählte er den Richtern, sollten
schon die Getränke eine absurde Summe kosten. Sein Ärger darüber kam
bei den Damen des Hauses aber nicht gut an. „Es gelang mir, meine
Frau und meine Tochter gegen mich aufzubringen.“ Letztlich kostete
das Hochzeitsspektakel 12 Millionen Pfund. „Was ich erst nach der
Hochzeit erfahren habe.“

Aus seiner Freude über die Scheidung machte der Milliardär später
keinen Hehl. „Warum sollte ich Bodyguards nehmen? Von der einzigen
Person, die mich unter Druck setzt, bin ich jetzt geschieden“, sagte
er nach der Trennung einmal – und schmückte sich kurz danach mit
einer fast 50 Jahre jüngeren Freundin. Zu seiner Zeugenaussage nach
München flog Ecclestone in seinem Privatjet aber lieber alleine – an
seiner Seite ein Anwalt statt einer schönen Frau.

 

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