EC-Betrug: Paar ergaunert 800.000 Euro
MÜNCHEN - Als auf den Überwachungskameras in 19 verschiedenen Banken in Bayern stets ein Mann in einer Kapuzenjacke zu sehen war, war die Sache offensichtlich: Hier trieb ein Serientäter sein Unwesen. Und das außerordentlich erfolgreich: Ein 26-jähriger Rumäne, der in München wohnt, zockte mit seiner Freundin (20) aus dem Allgäu durch Manipulationen an Geldautomaten fast 800000 Euro ab.
Die Masche des Duos war so simpel wie erfolgreich: Getarnt in seinem Kapuzenpulli steckte der 26-Jährige in den jeweiligen Banken einen Plastik-Aufsatz über den Kartenschlitz. In dem Aufsatz steckte ein Lesegerät, das die Daten der Kundenkarten las und speicherte.
Um auch noch an die PIN zu kommen, brachte der 26-Jährige eine Kamera über der Tastatur an oder er manipulierte die Tastatur, um die PIN-Zahlen zu speichern.
Mit diesen Daten stellte das Betrüger-Paar Kartenkopien her, reiste nach Südamerika und hob dort Geld ab.
Erst im vergangenen Dezember war Schluss mit dem Herumprassen. Ein Bank-Angestellter aus Irsee im Ostallgäu bemerkte, dass der Geldautomat manipuliert war. Er schaltete die Polizei ein, das Paar wurde gefasst. Nun sitzt es in U-Haft.
Trotz des spektakulären Falles gibt es gute Nachrichten für Bankkunden und Banker. „Wir dürfen mit deutlichen Rückgängen rechnen”, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gestern bei einer Pressekonferenz im Landeskriminalamt. Konkrete Zahlen gibt’s von der Polizei erst im Frühjahr mit der Kriminalstatistik – doch die „ Euro Kartensysteme GmbH ist schneller: Demnach sank die Zahl der Skimming-Fälle 2011 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte. Der Schaden, der 2010 noch 55 Millionen Euro betrug, ging um mehr als 40 Prozent zurück.
Grund sind neue Sicherheitssysteme. Seit Anfang 2011 kann in Europa nur noch mit EC-Karten Geld abgehoben werden, die über einen integrierten Chip geprüft werden. Theo Zellner, Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes: „Alle Geldausgabeautomaten und Händlerkassen wurden flächendeckend mit dem einheitlichen Sicherheits-Standard EMV ausgestattet.”
Skimming-Täter müssen nun erst nach Übersee, Russland oder Asien ausweichen, um mit den ausgespähten Daten an Bares zu kommen.
Dazu machen den Betrügern stille Alarme in Banken, Störsender und schnelle Meldewege, die ausgespähte Karten extrem schnell sperren, das Betrügen schwer.