Ebola: Das ist Münchens Notfall-Plan

Das Schwabinger Krankenhaus verfügt über eine Sonderisolierstation für Verdachtsfälle, die Feuerwehr über einen Spezial-Rettungswagen. Der Ernstfall wurde erst vor Kurzem geprobt
München - Knapp 40 Millionen Passagiere werden jedes Jahr am Münchner Flughafen abgefertigt, rund 11 000 Menschen pro Tag. Direktverbindungen in die von Ebola betroffenen westafrikanischen Länder Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria stehen zwar nicht auf dem Flugplan. Rein theoretisch wäre es jedoch möglich, dass ein „Umsteiger“, der in London, Frankfurt oder Paris den Flieger gewechselt hat, die hoch ansteckende, meist tödliche Krankheit nach Bayern einschleppt.
Ein furchteinflößendes Szenario – auf das München vorbereitet ist. Das Klinikum Schwabing verfügt über eine Sonderisolierstation, von denen es deutschlandweit nur acht gibt. Außerdem haben Rettungskräfte, Feuerwehrler, Polizisten und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes erst im November am Airport den Ernstfall geprobt: Was passiert, wenn ein Risiko-Patient im Erdinger Moos landet?
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Das (fiktive) Szenario damals: Noch im Flieger bekommt eine Frau Fieber, Schüttelfrost – und muss sich übergeben. Als sie sich wieder aufrichtet, hat die Kranke Blutspuren am Mund. Eine Stewardess informiert den Piloten. Der meldet dem Tower, dass er eine Passagierin an Bord hat, die möglicherweise an einer hoch ansteckenden Krankheit leidet. Sein Funkspruch löst eine Kette von Maßnahmen aus, die auch bei einem „echten“ Ebola-Verdachtsfall ergriffen würden:
Das betroffene Flugzeug wird zur Landung auf eine Außenposition gelotst. Ein Notfallmediziner kommt an Bord und untersucht die Patientin. Crew und Mitreisende werden währenddessen in einem separaten Raum fernab des laufenden Betriebes über den Vorfall informiert, registriert und über mögliche Symptome der Krankheit aufgeklärt. Ganz ähnlich wurde übrigens auch 2009 verfahren, als kurz nach einander zwei Reisende in München ankamen, die sich mit der Schweinegrippe infiziert hatten.
Alle drei Stunden wird das Personal auf der Station ausgewechselt
Doch Ebola, Lassa oder das Marburg-Virus sind deutlich gefährlicher. Für den Transport von Menschen, die eventuell unter einem solchen viral-hämorrhagischen Fieber leiden, besitzt die Münchner Berufsfeuerwehr einen Spezial-Rettungswagen, den einzigen im südbayerischen Raum. Seine Türen schließen luftdicht ab, damit kein Erreger nach draußen gelangt. Sind sie geöffnet, dürfen sich nur Helfer in Schutzanzügen nähern. Alle anderen müssen mindestens fünf Meter Abstand halten. Ist der Patient an Bord, werden Türen und Rampe mit einem Dekontaminationsmittel gereinigt und das Rettungsteam macht sich, eskortiert von Polizeifahrezeugen, auf den Weg zum Krankenhaus.
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Die Schwabinger Sonderisolierstation ist normalerweise eine Geisterstation, auf der niemand behandelt wird. Im Notfall kann sie binnen vier Stunden „hochgefahren“ werden und bis zu zwei Kranke aufnehmen.
Das speziell geschulte Personal wird dann von anderen Abteilungen abgezogen. Es dauert gut 20 Minuten, bis sich die Ärzte und Schwestern in die aufwendige Schutzausrüstung gezwängt haben. Sie besteht aus Ganzkörperanzügen mit eigener Sauerstoffversorgung und doppelten Handschuhen.
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Die Overalls haben im Inneren einen leichten Überdruck. Sollte das Material reißen, entweicht Luft von innen nach außen – und nicht umgekehrt.
Die Schutzstation ist durch mehrere Schleusen von der Außenwelt abgeriegelt: Wird eine Tür geöffnet, schließen sich automatisch alle anderen. Drinnen herrscht Unterdruck, damit keine Luft nach außen strömt. Die verbrauchte Luft wird mehrfach gefiltert, bevor sie wieder an die Umgebung abgegeben wird. Laut Klinik werden Erreger auf diesem Weg zu 100 Prozent absorbiert.
Zum Schluss geht’s unter die Formalin- Dusche, für 20 Minuten
Weil die Arbeit im Plastik-Einteiler extrem anstrengend ist, wird das Personal auf der Spezial-Intensivstation alle drei Stunden ausgewechselt. Bevor sie sich wieder frei bewegen dürfen, müssen Ärzte, Schwestern und Pfleger allerdings eine 20-minütige Formalin-Dusche zur Desinfektion über sich ergehen lassen. Sicher ist sicher.