E-Scooter, Share-Bikes, Transport-Radl: Ist das noch normal?
Gerade erst da, schon polarisieren die E-Scooter in München. Sie treffen auf unzählige Sharing-Bikes und Transport-Radl. Ist das noch normal? Ein Pro und Contra.
Contra: E-Scooter? Schwere Unfälle sind zu erwarten
Manchmal komme ich mir vor, als würde ich einer mittlerweile schier außerirdischen Minderheit angehören: Fußgänger. Ja, ich gehe noch zu Fuß. In die Boazn. Zum Einkaufen. Leider viel zu selten, aber doch – ab und zu auch an die Isar.
Von ebenjener kam ich gut gelaunt an einem späten Samstagabend zurück. Ich schlenderte durch die Isarvorstadt, in der sich dieser Tage die Hitze staut. Plötzlich: "Ssssrrrrrrrrrrrrr", rauscht ein Halbstarker auf einem E-Scooter vor meiner Nase vorbei – rasend schnell und offenbar nicht mehr ganz so nüchtern. Als ich weitergehen will, schneidet mir der nächste Jugendliche rasant den Weg ab: "Yaaaaaay!" "Yay", denke ich mir, will mir ja nicht die Laune verderben.
Dabei habe ich gehört, dass sich schon der Parkchef des Englischen Gartens über die Dinger beschwert haben soll – Stichwort: hohe Unfallgefahr! Und wenn ich Google befrage, lese ich Schlagzeilen wie "E-Scooter-Wahnsinn" oder "betrunken auf E-Scooter, Führerschein weg", sehe Fotos, wie Jugendliche den Gehsteig zu zweit (!) auf einem Roller runterflitzen. Wie kann man sowas nur ohne Lizenz freigeben?, frage ich mich. Die Stadt ist doch eh schon pickepackevoll mit allerhand, nicht minder gefährlichen Gefährten.
Freitagmorgen, Goetheplatz, ich warte (wie so oft lange) auf meinen Bus. An der Kreuzung rauscht eine junge Frau mit Cargo-Bike heran, einem regelrechten Schiff. "Quiiiiiitsch", gerade noch so kann sie an der roten Ampel bremsen. Ihr, mit Verlaub, Boot reicht jedoch Minimum einen Meter in die Autofahrbahn. Die Frau atmet durch. Auch ich puste, denn das war eng. Nicht falsch verstehen, ich möchte jungen Müttern ihre überdimensionalen Kinderwagen nicht verbieten. Aber muss es gleich ein "Kreuzer" im Fahrrad-SUV-Style sein?
Nein! Es braucht mehr verbindliche Regeln für E-Scooter und wuchtige Transport-Radl! Ansonsten gibt es ein böses Erwachen – in Form von schweren Unfällen!
Von Patrick Mayer

Pro: Jede Alternative, die ein Auto ersetzt, ist willkommen
Seit zwei Wochen sind E-Scooter in Deutschland erlaubt. Ist doch logisch, dass die Menschen diese Dinger da ausprobieren wollen. Und ebenso wenig verwunderlich, dass manch einer damit umfällt und sich verletzt. Laut Münchner Polizei wurden in ihrem Zuständigkeitsbereich seit Inkrafttreten der Erlaubnis für die E-Scooter insgesamt 38 Fahrer unter Alkoholeinfluss und sechs Fahrer unter Drogeneinfluss festgestellt (Stand: 05. Juli, 12 Uhr). Bei tausenden Fahrten täglich.
Sicher, nicht jede Suff-Fahrt wird erkannt und geahndet. Das gilt aber ganz genauso für die Autofahrer. Und das ist deutlich schlimmer. Denn während E-Scooter-Fahrer meistens nur sich selbst gefährden und verletzen, ist das bei Autos gänzlich anders. Setzt sich jemand (betrunken) hinters Steuer, sind Fußgänger, Fahrradfahrer und ja, auch E-Scooter-Nutzer in potentieller Lebensgefahr. Denn so ein Zwei-Tonnen-SUV, das mit 60 km/h angerauscht kommt, gewinnt immer. Und ein Lkw, der beim Abbiegen einen Radler übersieht, auch.
Der Sinn der Roller und Fahrräder besteht ja gerade darin, die innerstädtische Mobilität vom Auto zu befreien. Mit dem Roller von der U-Bahnstation nach Hause. Oder zur Post oder zum Date. Schnell, emissionsfrei, entspannt. Anstatt mit dem viersitzigen Auto alleine zum Supermarkt zu fahren, lieber ein Radl mieten und die Einkäufe im Rucksack heim fahren. Macht fit, geht in der Stadt genauso schnell und braucht keinen Parkplatz.
Und dabei gilt immer: Der öffentliche Raum ist begrenzt. Wir müssen ihn uns alle teilen. Ein E-Scooter aber oder ein wie auch immer geartetes Fahrrad nehmen deutlich weniger Raum weg als ein Auto. In unseren immer weiter wachsenden Metropolen kann nur das eine wirkliche Entlastung sein.
Also: Rücksicht auf den Schwächeren nehmen. Und Regeln aufstellen, die sinnvoll und gut durchzusetzen sind. Gilt in diesem Fall wie so oft im Leben.
Von Lukas Schauer
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