E-Scooter mit dem Elektroroller durch München

Bald sollen die kleinen Flitzer in Deutschland zugelassen werden. Die AZ hat den Alltagstest in München gemacht - und Interesse, Misstrauen und Ärger erlebt.
München - Mit dem Elektroroller durch die Stadt? AZ-Reporter Paul Nöllke hat es schon mal ausprobiert. Hier berichtet er.
Der Mann in der U-Bahn schaut mich neugierig an: "Was ist denn das für ein komisches Gefährt?" Sein Blick wandert über den sperrigen schwarzen Metallrahmen und bleibt an der kleinen digitalen Anzeige am Lenker hängen. "Das sieht ja cool aus."
Das "Gefährt" ist der neue X2 City Elektroroller von BMW. Die AZ darf ihn in München testfahren. Wer mit dem mehr als 2.000 Euro teuren Teil unterwegs ist, muss sich auf neugierige Blicke einstellen. Fast überall, wo ich halte, werde ich von Passanten angesprochen oder verdächtig beäugt.
Höchstgeschwindigkeit 20 km/h - Münchner radeln locker vorbei
Das Thema Elektroroller scheint viele Münchner zu beschäftigen, die meisten haben schon von den Rollern gehört, allerdings oft noch keinen gesehen. Vorsichtig fahre ich los, gewöhne mich aber schnell an den Roller. Die maximale Geschwindigkeit sind offiziell 20 km/h, bergab schafft man aber auch ohne Anstrengung über 25. Obwohl das eher langsam ist, merke ich das im Verkehr der Altstadt kaum. Dank der vielen Ampeln und Stopps fahre ich ohnehin selten mit voller Geschwindigkeit. Besonders auf geraden Strecken würde ich gerne auch schneller fahren, denn hier werde ich mitunter locker von Fahrradfahrern überholt.
Außerdem fühlt sich der Roller ziemlich solide an, so dass ich nach kurzer Zeit keine Angst mehr vor hohen Geschwindigkeiten habe. Das kann sich mitunter bitter rächen, zum Beispiel beim Bremsen. Die Scheibenbremsen lassen mich so hart stoppen, dass ich fast über den Lenker katapultiert werde. Auch deswegen rät BMW jedem Käufer dazu, einen Helm zu tragen – selbst wenn das gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Ob sich die meisten Fahrer daran halten werden, bezweifle ich.
Mit Elektroroller unterwegs zu sein, ist überraschend angenehm. Anders als beim Fahrrad schwitzt man bei der Fahrt nicht und hat im Verkehr ein sehr gutes Blickfeld. Entgegen meinen Erwartungen reagieren Fußgänger und Radfahrer auch eher positiv auf den Roller. Das ändert sich sofort, wenn man sich entschließt, den X2 City mit in die U-Bahn zu nehmen.

Der Roller ist zwar klappbar, aber er bleibt unhandlich und die 20 Kilo machen ihn sehr schwer. Obwohl es am Odeonsplatz noch nicht besonders voll ist, werde ich sofort angesprochen: "Müssen Sie denn mit dem Ding U-Bahn fahren?", fragt ein Mann genervt. Als noch eine Frau mit Kinderwagen umständlich um meinen BMW Roller herum manövrieren muss, ist das dann wirklich peinlich.
Mit dem Roller in die U-Bahn - gar nicht so einfach
Ich starre den Rest der Fahrt betreten auf den Boden. Man möchte sich lieber nicht ausdenken, was los wäre, wenn man zur Hauptverkehrszeit versucht, mit dem Roller in die U-Bahn zu kommen, vielleicht auch noch, wenn es geregnet hat und die Räder schmutzig sind.
Alles in allem finde ich es schwer vorstellbar, wofür ich den Roller benutzen könnte. Als Autoersatz für die Stadt kommt er nicht in Frage, er schützt nicht vor Regen, ist langsam und hat vor allem keinen Stauraum. Als Fahrrad-Alternative ist der Roller für mich etwas zu langsam. Von meiner Wohnung in Ramersdorf bis zur Redaktion am Westpark zu fahren, würde zu lange dauern. Und wenn es später am Abend regnet, müsste ich entweder 10 Kilometer im Regen fahren, oder mit dem Roller in die U-Bahn.
Nach meiner Erfahrung, weiß ich, dass ich den Roller wählen würde, selbst wenn ich mir dabei eine Erkältung zuziehe. Trotzdem mag ich den Roller irgendwie. Wenn man ihn bald unkompliziert leihen kann, würde ich ihn sicher mal wieder benutzen.