Auf Schotterwegen durchs Münchner Umland: Die schönsten Radl-Touren fürs Wochenende

München - Grüne Wiesen ziehen an den Augenwinkeln vorbei, der Fahrtwind im Gesicht verspricht Freiheit, sanftes Ruckeln unterm Hintern: Radl fahren kann so herrlich sein. Zumindest wenn man nicht gerade zur Hauptverkehrszeit schnell zum Termin und dafür über die Leopoldstraße radeln muss. Deshalb am besten Mal wieder einen Ausflug mit dem Radl unternehmen, dazu eine gscheide Brotzeit einpacken und das schöne München und sein Umland genießen.
Ob man dafür nun aufs flotte E-Bike, das klapprige MVG-Radl oder ein robustes Mountainbike steigt, ist am Ende fast wurscht: Hauptsache, die Wege sind für das jeweilige Fahrrad geeignet und die Strecken auf die Kondition des Radlers oder der Radlerin angepasst. So lässt sich der Kopf freiradeln und gleichzeitig die Ausdauer steigern.
Gravelbike bedeutet übersetzt Schotter-Rad
Wer vom An-der-Isar-entlang-radeln genug hat, für den hat die AZ einige Tipps aus dem Buch "München und Umgebung mit dem Gravelbike" zusammengestellt. Keine Angst, ein Gravelbike ist kein futuristisches Profirad, das nur für ganz spezielle Fahrrad-Kenner einen Mehrwert bietet.
Gravelbike bedeutet übersetzt Schotter-Rad. Es ist fürs Gelände geeignet, sportlich, je nach Ausstattung aber genauso für eine Fahrt zum Einkaufen auf der anderen Seite von München zu gebrauchen. Die vorgestellten Touren können je nach Schwierigkeitsgrad ebenso mit einer anderen robusten Fahrradart bewältigt werden, weil sie beispielsweise größtenteils asphaltiert sind.

Für besonders Geübte gibt es auch Strecken mit kleinen Trail-Abschnitten oder besonders herausfordernde Tagestouren mit vielen Höhenmetern. Insgesamt 20 Touren – von leicht bis abenteuerlich – haben die Autorinnen Jessica Holst und Yvonne Streit in ihrem Buch zusammengestellt. Sie führen über grüne Wege aus der Stadt heraus, durchs Oberland, ins Chiemgau, entlang von Seen und Flüssen; teils in kleinen Einsteiger- und Feierabend-Touren bis hin zu herausfordernden Tagestrips.
In ihrem Werk geben sie Tipps zur Sicherheit auf dem Fahrrad, zum richtigen Verhalten auf Wald- und Radwegen, welche Ausstattung es braucht und wie Ausflügler am besten die Orientierung behalten. Im Buch sind die Strecken jeweils mit Karten und Angaben wie Schwierigkeitsgrad, Streckenlänge, Höhenmeter und Dauer versehen. GPS-Daten und Anfahrtsbeschreibungen zum Ausgangspunkt sind ebenfalls mit dabei. Mit den AZ-Tipps rund um das Buch steht einem Radlausflug – gerne auch ans Wasser – also nichts mehr im Wege.
"München und Umgebung mit dem Gravelbike" erschienen im Bruckmann Verlag; 22,99 Euro
Von leicht bis schwer: Die AZ stellt fünf Touren vor

Isarufer - Oberföhring - Poschinger Weiher - Neufinsing - Feringasee: Rund um den Ismaninger Speichersee
Diese Tour beginnt am Maximilianeum: Am Isarufer geht es zuerst Richtung Unterföhring bis zum Stauwehr Oberföhring. Dort wird der Isarkanal überquert, weiter geht's stadtauswärts. Nach rund vier Kilometern führt die Beschilderung nach rechts zum Poschinger Weiher: die erste Bademöglichkeit! Auf ruhigen Straßen geht es geradeaus entlang am Weiher. Nach etwa einem Kilometer muss eine größere Straße überquert werden, anschließend führt der Weg entlang des Mittleren-Isar-Kanals.
Nach einer Unterführung tut sich der erste Blick auf den Ismaninger Speichersee auf. Am See, weiter der Straße folgend, vorbei an Feldern mit Getreide sind kaum Autos auf der Straße. Am eingezäunten BMW-Testgelände nach rechts in den Almweg abbiegen. Am Wegrand führen Hinweisschilder zum Finsinger-Alm-Biergarten. "Der liebevoll gestaltete Außenbereich lädt zu einer ausgiebigen Rast ein", heißt es im Buch.
Seltene Vogelarten im Schilf entdecken
Nach dem Biergartenbesuch geht es zuerst zurück zur Weggabelung, weiter links Richtung Neufinsing. Im Ort muss der Mittlere-Isar-Kanal überquert werden – auf dem Weg Richtung Pliening halten. Kurz vor dem Ortsausgang von Neufinsing heißt es rechts in den Weg Neubruch einbiegen. Eine Linkskurve führt wieder zum Deich des Speichersees. Bald folgt eine Weggabelung: Die Route nach rechts führt auf die Speicherseebrücke. "Es ist lohnend, sich einen kurzen Moment Zeit auf der Brücke zu nehmen, um vielleicht mit etwas Glück eine der seltenen hier lebenden Vogelarten im Schilf zu entdecken", schreiben die Autorinnen.
Links führt ein Track vom See ab. Über eine kleine Brücke über den Abfanggraben gelangt man auf einen Schotterweg, der wiederum an Feldern und zwei Kiesgruben vorbei führt – bis zu einem runden Platz neben der Autobahn. Einen Kilometer an der großen Straße entlang biegt schließlich ein Feldweg ab. Nach der Unterführung heißt es links fahren und dann bergauf radeln. Hier geht es über die Autobahn.
Angaben zu Schwierigkeit, Höhenmeter und Dauer
Achtung, nach einer engen Linkskurve folgt eine Abbiegung nach rechts auf die Straße "Unterer Aschheimer Weg", welche direkt zum Feringasee führt. Spätestens hier sollten sich Badefreunde im Wasser abkühlen. Zurück geht es auf dem Aschheimer Weg Richtung Ismaning, weiter Richtung Poschinger Weiher. Von hier aus geht es heim oder direkt in den Englischen Garten.
Schwierigkeit: Leicht – Strecke: 55 Kilometer – Höhenmeter: 120 Meter – Dauer: dreieinhalb Stunden

Pasing - Dachau - Haimhausen - Freising: An der Amper nach Freising – vorbei an Seen und Erdbeerfeldern
Die Tour beginnt am Pasinger Bahnhof und führt Richtung Blutenburg/Dachau, vorbei am Schloss auf dem ausgeschilderten Radweg entlang. Schon bald radelt man an der Würm, vorbei am Biergarten Inselmühle. In Allach dem Weg Richtung Dachau/Waldschwaigsee folgen. An einer Kreuzung zeigt ein Wegweiser gen Waldschwaigsee. Wenn das Wetter mitspielt, könnten Badelustige abbiegen. Der Umweg zum Waldschwaigsee ist nicht mit einkalkuliert.
Am Wegweiser geht es geradeaus in Richtung Karlsfeld. Links abbiegen zum Karlsfelder See. Der wird halb umrundet, bis es abgeht Richtung Langwieder See. Dann rechts Richtung Dachau/Eschenried halten. Auf einer Brücke wird der Gröbenbach überquert, dann geht es links ab auf einen unmarkierten Gravelweg. Dieser führt an Feldern entlang zu einem Golfplatz.
Abfahrt auf grobem Schotter: Auch mal absteigen
Ein Radweg führt nach Eschenried, dort den Radl-Wegweisern Richtung Gründing folgen. Rechts abbiegen: Eine Brücke überquert die Amper. Nun führt der Weg durch das malerische Tal. Geradelt wird rechts neben dem Kanal. Obacht: Am Ende des Kanals folgt eine kurze Abfahrt mit grobem Schotter, eventuell kurz absteigen. Nach einem kleinen Trail zwischen Amper und Kanal findet sich ein Rastplatz. Vielleicht schon Zeit für eine kleine Brotzeit?
Weiter bis zu einem Wehr geradelt, ist kurz danach die Dachauer Altstadt erreicht – dabei links halten. Nach einem Stück Hauptstraße rechts abbiegen, um wieder an die Amper zu kommen. Die kommende Brücke überqueren und weiter fahren nach links; der Weg führt aus der Stadt heraus, der Schotterweg stimmungsvoll am Ostufer der Amper entlang. Kurz vor Ampermoching führt der Radweg links über eine Brücke, die erste Einfahrt führt nach rechts in den Ort.
Zwischen Unterbruck und Großnöbach wird erneut die Amper überquert
Der trailige Weg setzt sich fort, inklusive der Überquerung einer Brücke. Nach und nach wird der Trail breiter, bis zur nächsten Brückenüberquerung. Hier links abbiegen und dem Weg kurz vor einem Weiler rechts in den Wald folgen. Vorbei geht es an einem Erdbeerfeld, über eine Brücke weiter Richtung Allershausen. Auf Feldwegen wird weiter geradelt Richtung Norden. Zwischen Unterbruck und Großnöbach wird erneut die Amper überquert (links, weiter gen Norden) sowie in Weng.
Am Wasserkraftwerk Kranzberg erneut überqueren und dem Kanal folgen; bis die Hauptstraße erreicht ist, um nach Leonhardsbuch zu gelangen. Im Ort rechts halten und die Autobahn überqueren, dem Weg Richtung Allershausen, dann nach Tünzhausen folgen; bis nach Burghausen. Dort erwartet Radler eine schöne Waldstraße mit wenig Verkehr. Nach Burghausen folgt noch ein steiler Anstieg nach Wippenhausen. Schließlich geht es nur noch bergab Richtung Freising. Wer dann noch nicht genug hat, kann an der Isar zurückradeln. Alle anderen nehmen die S-Bahn.
Schwierigkeit: Mittel – Strecke: 68 Kilometer – Höhenmeter: 250 Meter – Dauer: etwa viereinhalb Stunden

Schloss Blutenburg - Wesslinger See - Germering: Wörthsee und Aubinger Forst
Diese Tour beginnt in Obermenzing am Schloss Blutenburg. Los geht's links am Schloss vorbei, entlang an der Würm Richtung Pasing/Starnberg. Auf einem Radweg neben der Hauptstraße geht es raus aus der Stadt. In Germering angekommen heißt es nach der Ortseinfahrt links unter der S-Bahn-Unterführung durchradeln. Der kleine Weg führt schließlich an eine Kreuzung, dort rechts abbiegen. Bahngleise überqueren und links halten: Ein "Gravelweg" leitet durch einen Waldabschnitt.
Am Ende rechts den Radweg nach Germering-Oberpfaffenhofen einschlagen und im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt nehmen. Der Schotterweg führt links über die Autobahn, weiter links halten. Dabei wird ein Forstgebiet durchquert, es geht ein bisserl bergauf, schließlich radelt man vorbei am Weßlinger See in den Ort hinein. Zeit für eine Pause und ein Getränk am Kiosk.
Über einen Schotterweg in den Aubinger Forst
Der Weg führt weiter nach Meiling zum höchsten Punkt der Tour. Laut der Autorinnen "können wir bei guter Sicht das herrliche Alpenpanorama als Belohnung genießen." Der Weg führt weiter Richtung Wörthsee. Vielleicht ein bisschen später im Jahr ein zweiter Badestopp? Der Rückweg führt am Süd-West-Ufer entlang – vorbei an einem Reiterhof – nach Etterschlag. Über Wirtschaftswege geht es nach Altdorf, über Radwege nach Alling und Puchheim.
Ein Schotterweg bringt die Radler schließlich in den Aubinger Forst, hoch auf den Teufelsberg und schließlich nach Aubing. Dem Geschichtspfad folgen bis zum Ende, dann über den Weg im Gras fahren, bis rechts der Radweg anschließt. Die weiß-grünen Radwegschilder an der Kreuzung führen zurück zum Ausgangspunkt, dem Schloss Blutenburg.
Schwierigkeit: Mittel – Strecke: 69 Kilometer – Höhenmeter: 410 Meter – Dauer: viereinhalb Stunden

Keltenschanze - Deiniger Weiher - Pupplinger Au - Forstenrieder Park: Auf wilden Pfaden
Eine Strecke für Geübte, die man sich unbedingt vorher genau ansehen sollte: Wurzelige Wege, enge Kurven und steile Abfahrten. Wo genau der Weg verläuft, lässt sich mit Komoot gut nachvollziehen – genauso wie im Buch. Einen kleinen Vorgeschmack soll es freilich geben für alle, die sich und ihr Gravel- oder Mountainbike gerne ein wenig herausfordern möchten. Rechts vorbei am Tierpark Hellabrunn geht es bergauf Richtung Harlaching bis zur München Klinik.
Dort geht es in den Perlacher Forst – der Pfad ist wurzelig. Der Track führt kurzzeitig auf die Straße nach Ödenpullach, bald ist der nächste Waldweg erreicht. "Hier erwartet uns neben der alten Römerstraße der nächste spannende Trail – in einer langgezogenen Kurve kann man das Gravelbike an seine Grenzen bringen", so die Autorinnen. Felsen ragen in die Höhe, steile Abfahrten fordern heraus. Der Deininger Weiher liegt ebenfalls auf der Strecke.
Am Obermarkt von Wolfratshausen gibt es zahlreiche Cafés
Für eine Pause empfehlen die Autorinnen Wolfratshausen, die Auswahl an Lokalen ist groß. Von dort aus führt der Weg weiter Richtung Münsing; bis nach Dorfen weiter zur Olympiastraße nach Wangen bis in den Forstenrieder Park. Die Tour endet an der Thalkirchner Brücke.
Schwierigkeit: Schwer – Strecke: 78 Kilometer – Höhenmeter: 690 Meter – Dauer: Fünf Stunden und 45 Minuten

Grünwald - Schäftlarn - Sauschütt - Damwildgehege: Kloster Schäftlarn und Grünwalder Forst
Sicher zählt die Erhebung beim Kloster Schäftlarn viel mehr zu den Fahrrad-Hotspots als zu einem Geheimtipp. Aber das nicht ohne Grund. Die vorgestellte Runde eignet sich als gemütliche Feierabendrunde und ist dennoch ganz wunderbar. Die Tour startet kurz hinter der Thalkirchner Brücke vor dem Haupteingang des Tierparks Hellabrunn und folgt zunächst dem Weg entlang der Isar stadtauswärts.
Der Radweg ist auf den ersten drei Kilometern bis ungefähr zur Großhesseloher Brücke sehr beliebt und entsprechend stark befahren. Einfach weiterradeln bis nach Grünwald zum Kiosk unterhalb der Burg. Nun nach rechts auf die Hauptstraße über die Grünwalder Brücke fahren. Danach links auf dem asphaltierten Weg hinunter zur Isar rollen lassen. Vorsicht: Schlaglöcher.
Vorbei am Wildschweingehege zurück nach München
Es geht geradeaus, Richtung Wasserkraftwerk Höllriegelskreuth. Nach und nach führt ein Waldweg bergauf, der bald wieder zur Isar hin abfällt. Dort gibt es ein paar wunderschöne Fleckerl zum Verweilen und Kraft tanken. Nun geht es nämlich sieben Kilometer in welligen Passagen stetig bergauf zum Kloster Schäftlarn. Bei Kilometer 15 teilt sich der Hauptweg auf. Hier links Richtung Kloster bleiben. Dort bietet sich eine Pause mit bayerischen Schmankerl an. "Wer hier keinen Platz mehr bekommt, fährt einfach einen Kilometer weiter zum Gasthaus zum Bruckenfischer. Beide Biergärten sind gleichermaßen empfehlenswert", heißt es im Buch.
Wer nun der Straße über den Isarkanal folgt, kann die Tour verkürzen. Ansonsten bis Aumühle weiterradeln und wieder flussabwärts treten. Vorbei am Gasthaus zur Mühle und dem Wildschweingehege des Walderlebniszentrums Grünwald Sauschütt geht es wieder zurück nach München.
Schwierigkeit: Leicht –Strecke: 45 Kilometer – Höhenmeter: 410 Meter – Dauer: etwa vier Stunden

Die Orientierung behalten Was ist eigentlich Komoot?
In Zeiten von Handys und Fahrradcomputern haben Karten in Papierform quasi ausgedient. Zumindest beim Radfahren ist es praktisch, nicht ständig einen Plan auf- und zuklappen zu müssen. Im Buch "München und Umgebung mit dem Gravelbike" sind zu allen Routen die GPX-Dateien mitgeliefert. Die Autorinnen empfehlen, diese für die Strecke zu nutzen.
Für die Kartenplanung haben die beiden das Programm "Komoot" verwendet. Die Anmeldung für den Routenplaner ist kostenlos und nicht nur für die Fahrrad-Navigation geeignet. Auch Wanderer können sich damit wunderbar orientieren und Touren planen.
Mehr Informationen im Internet unter www.komoot.com