Droht Zebuherde die Zwangsschlachtung?

Das Veterinäramt will eine Rinderherde auflösen. Die Landwirtinnen klagen dagegen.  
John Schneider |
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Im Verwaltungsgericht: Christine und Marie-Sophie Scherr (r.) wehren sich gegen die Auflösung ihrer Rinderherde.
jot Im Verwaltungsgericht: Christine und Marie-Sophie Scherr (r.) wehren sich gegen die Auflösung ihrer Rinderherde.

Das Veterinäramt will eine Rinderherde auflösen. Die Landwirtinnen klagen dagegen.

München Die Fronten sind gnadenlos verhärtet. Das Landratsamt des Landkreises München und die Familie Scherr streiten seit Jahren über die richtige Art, Rinder zu halten. Seit 2013 haben Christine Scherr und ihre Tochter Marie-Sophie eine Herde von Zwergzebus. Zuerst in Ismaning, jetzt grasen die 135 Tiere in Garching.

Begleitet werden die Landwirtinnen von ständigen Problemen mit dem zuständigen Veterinäramt. Das hat jetzt sogar die Auflösung der Rinderherde verfügt. Doch die Frauen wehren sich gegen das Ende ihrer Rindermast. Sie klagten.

Zu wenig Futter, fehlende Unterstände, zu späte Trennung von Bullen und Kühen – die Liste der angeblichen Missstände ist lang. Vor dem Verwaltungsgericht hofften die beiden Scherrs, die Behörden-Kritik zu entkräften, hatten sich zu Demonstrationszwecken sogar mit frischem Gras bewaffnet. „Das bekommen unsere Rinder“, erklärte Marie-Sophie Scherr.

Auch dass den Tieren in Oberbayern zu kalt sein könnte, stellen die Bäuerinnen in Abrede. Die Tiere seien größtenteils kaukasischer und nicht subtropischer Herkunft und kämen mit den Temperaturen klar – auch im Winter. Trotzdem habe man die geforderten Unterstände bestellt gehabt. Die Behörde kam ihnen aber zuvor und hatte per Ersatzvornahme für 7000 Euro Unterstände auf die Weide gestellt. Geld, dass das Landratsamt von den Scherrs zurückfordert.

Anwalt Sewarion Kirkitadse schlug einen Vergleich vor. Die Herde wird auf 40 Rinder reduziert, die Kosten für die Ersatzvornahme von seinen Mandantinnen gezahlt.
Das wäre wohl auch im Sinne des Gerichts. Der Vorsitzende der Kammer, Dietmar Wolff, legte den Frauen in der Verhandlung jedenfalls nahe, die Herde „erheblich zu reduzieren“. „Sie sind mit so vielen Rindern überfordert“, sagte er.

Das sehen Christine und Marie-Sophie Scherr zwar ein. Sie beklagen aber, dass sie die Tiere nicht verkaufen können, weil ihnen das Landratsamt die Bescheinigung verweigert, dass die Herde seuchenfrei ist. Obwohl die nötige Blutuntersuchung im April erfolgt sei. Die Behörde stelle sich quer.

Die Veterinäre des Kreises argumentieren wiederum, dass sie gar nicht anders könnten, da es zum Teil an der notwendigen Markierung der Tiere gefehlt habe. Der gordische Knoten erinnert angesichts dieser verfahrenen Situation an ein leicht zu lösendes Schleifchen.

Marie-Sophie Scherr erklärt vor Gericht, dass sie der Stress mit der Behörde krank gemacht habe. Und sie beklagt, dass die Kälber viel zu früh markiert werden müssten. Die Folge seien böse Verletzungen der Ohren.
Das Gericht will seine Entscheidung am Donnerstag bekannt machen. Fällt die Entscheidung negativ aus, müssten die Tiere wohl zwangsschlachtet werden. Kirkitadse kündigte an, dass man in diesem Fall den Weg zum Verwaltungsgerichtshof gehen werde.

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