Drohender Verkehrskollaps: München setzt auf Sharing-Konzepte

München - Um mehr Bürger zum Verzicht auf ein eigenes Auto zu bewegen, setzt München künftig auch auf städtische Sharing-Angebote. Neben Autos und Fahrrädern sollen dabei auch Lastenfahrräder oder kleine Lieferwagen für den Transport schwerer und sperriger Gegenstände gegen Gebühr ausgeliehen werden können, erläuterte Stadtbaurätin Elisabeth Merk.
Sharing-Konzepte in München: Verfügbarkeit ist entscheidend
Wichtig sei, dass die Angebote ausreichend seien. "Es langt nicht, dass ich dann da drei Autos habe und immer, wenn ich ein Auto brauche, ist keines da", sagte sie. Entscheidend für die Akzeptanz von Angeboten zur gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen ist nach Merks Einschätzung auch die Erreichbarkeit. "Ganz wichtig ist, dass die Sharing-Modelle in den Stadtquartieren selbst sind und nicht an den großen S- und U-Bahnhöfen. Denn oft sind es die letzten eineinhalb Kilometer, die die Entscheidung beeinflussen." Zudem müsse es unkompliziert und schnell gehen, ein Fahrzeug zu mieten. "Am Ende geht es eigentlich immer um Erreichbarkeit und Komfort", betonte Merk.
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Die Sharing-Konzepte sind allerdings nicht die einzige Möglichkeit, den Verkehr in der Landeshauptstadt zu entlasten. Auch Quer- und Ringverbindungen stellen derzeit einen Schwachpunkt im Münchner Verkehrsnetz dar. Sie werden vor allem von Bussen abgedeckt, weshalb man oft schneller von A nach B kommt, wenn man sternförmig zunächst in die Innenstadt hinein- und dann wieder hinausfährt. "Wenn man drumherum fährt, führt das zu einer erheblichen Entlastung", erläutert Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Unser Ziel ist deshalb ein S-Bahn-Ring um München herum."
Merk freut sich über Söders Pläne
Das hört Stadtbaurätin Merk gerne: "Man braucht einfach alles an Schiene, was man verwirklichen kann!" Sie denkt aber noch viel weiter, bezieht autonom fahrende Busse und sogar Drohnen als Ersatz für Lieferwagen in ihre Überlegungen ein. Doch bis es einmal so weit ist, setzt Merk auf Zwischenlösungen wie Expressbusse, die auf einer eigenen Spur fahren. Und auf Radschnellwege, die für viele Pendler eine Alternative sein können.
Doch damit entstehen zwangsläufig Konflikte: Allein für den geplanten Radschnellweg nach Garching müssten mehr als 800 Parkplätze wegfallen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) fragte deshalb vor kurzem in einer Stadtrats-Sondersitzung zum Thema Mobilität, ob das Gremium bereit sei, für Busspuren, Radlwege und Fahrradgaragen auf Fahrbahnen für Autofahrer sowie auf Parkplätze zu verzichten.
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Reiters Geduld für stetes Stückwerk und die jahrzehntelange Vorrangstellung des Autoverkehrs ist sichtlich erschöpft: "Ein ausgebautes Netz an Fahrradwegen werden wir in dieser Stadt nicht einfach so hinbekommen, weil die Straße verdammt noch mal immer gleich breit bleibt!" Ob der Stadtrat seiner Vision für eine lebenswerte Stadt folgt, wird sich bei der Vollversammlung am kommenden Mittwoch zeigen.
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