Drohen auch in München vermehrt Unwetter? Wetterexperte klärt auf
Frankfurt/München - Mitten im Sommer haben schwere Gewitter mit Starkregen für Chaos in Teilen Deutschlands gesorgt. Besonders betroffen: das Rhein-Main-Gebiet um Frankfurt. Die gute Nachricht: "Der große Knall ist vorüber", sagte Felix Dietzsch von der Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstag.
Der große Knall in der Nacht zuvor hatte es allerdings in sich: Um Frankfurt wüteten heftige Gewitter, die mit einer "außerordentlich hohen Blitzfrequenz eine regelrechte Lichtshow geliefert haben", wie Dietzsch sagte. Durch den U-Bahnhof Frankfurt-Süd liefen Wassermassen. Aufgrund der starken Regenfälle wurden am Frankfurter Flughafen, Deutschlands größtem Airport, Dutzende Flüge gestrichen.

Gestrichene Flüge als Folge der Unwetter in Deutschland
Am Mittwochabend hätten sich unter anderem auf dem Vorfeld große Wassermengen gesammelt, sagte ein Sprecher des Flughafens. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen, konnten nicht rechtzeitig abheben oder wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Nach ersten Schätzungen traf es eine Passagierzahl im vierstelligen Bereich.
Der "Hessenschau" zufolge gingen zwischen 20.40 bis 21.40 Uhr über dem Rhein-Main-Gebiet 25.289 Blitze nieder. Im gesamten vergangenen Jahr seien es über Hessen lediglich 11.566 Blitze gewesen. In NRW führte ein schweres Gewitter in einigen Städten zu überfluteten Straßen. So mussten in Gelsenkirchen Menschen aus Autos gerettet werden, weil mehrere Unterführungen unter Wasser standen. Einige Straßen waren teils nur noch mit Schlauchbooten passierbar.
Gewitter auch über Bayern: Wann erwischt es München?
Die Gewitterfront hinterließ auch in Unterfranken Spuren: Besonders betroffen war die Gemeinde Laufach im Kreis Aschaffenburg, in der mehrere Bäche über die Ufer traten, wie die Kreisbrandinspektion Aschaffenburg mitteilte. Verletzt wurde niemand.
Am Donnerstagabend und in der Nacht krachte es dann nochmals heftig: Heftige Regenfälle in Franken haben die Einsatzkräfte in Atem gehalten. Überflutete Keller, überschwemmte Straßen und angehobene Gullydeckel hätten in Mittelfranken zu zahlreichen Einsätzen geführt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in der Nacht. Auch seien unter anderem Gasleitungen beschädigt worden und eine Vielzahl von Bäumen auf fahrende und parkende Autos gestürzt. Verletzte habe es zunächst keine gegeben.
In Oberfranken hätten umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller ebenfalls zu Einsätzen geführt, sagte ein Sprecher der dortigen Feuerwehr. Am Donnerstagabend war die Innenstadt von Nürnberg zu weiten Teilen unter Wasser gesetzt. Auch Keller, Tiefgaragen und Unterführungen liefen voll. Die Feuerwehr wurde zu Hunderten Einsätzen gerufen.
Warum hat die Region um Frankfurt solch ein Unwetter getroffen? Und wäre das auch in München denkbar? Die AZ hat bei einem Experten des Deutschen Wetterdienstes in München nachgefragt:
Wie kommt so ein Unwetter mit Starkregen wie jetzt in der Region Frankfurt zustande?
Es habe sich um einen "sehr großen Gewittercluster oder auch -komplex" gehandelt, erklärt Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst in München der AZ. Dieser hatte teilweise eine Ausdehnung von 100 bis 200 Kilometer. Ursache sei auch gewesen, dass derzeit die Luftmassen aus den Subtropen zu uns kämen und durch den Weg über das sehr warme Meer eine enorme Menge an Wasserdampf aufnehmen.

Auch in München drohen schwere Gewitter, warnt der Wetterdienst-Experte
Müssen wir damit öfter rechnen mitten im August?
"Mit August hat das erstmal relativ wenig zu tun", sagt Wolz. Solche schweren Gewitter treten ihm zufolge bevorzugt dann auf, wenn wir wie jetzt im Zustrom von Subtropenluft stünden. Diese sei gepaart mit viel Wasserdampf. Wolz sagt, die Bedingungen müssten günstig zusammenfallen. "Das heißt, wird eine solche Luftmasse durch großräumige Hebungsprozesse zum Aufsteigen gezwungen, können sich in der Folge schwere Gewitter bilden, wenn zudem noch Windscherungen in der Atmosphäre vorherrschen." Die Entwicklung in der Zukunft lässt sich ihm zufolge schwer vorhersagen, aber je wärmer die Meere seien, desto größer die Gefahr, dass sich auch vermehrt schwere Gewitter in der warmen Jahreszeit bilden.
Kann das auch in München in dieser Form auftreten?
"Ja, natürlich!", sagt Wolz. Er erinnert an ein kürzliches Unwetter vor rund einem Monat.
Wie geht es weiter?
Während es am späten Donnerstagnachmittag bis in die Nacht hinein gebietsweise noch starke Gewitter mit Starkregen in Bayern gab, beruhige sich die Lage in den kommenden Tagen. "Es bleibt weitgehend heiß, mit Temperaturen jenseits von 30 Grad." Das Gewitterrisiko am Freitag und Samstag schätzt Wolz im Augenblick gering ein. Am Sonntag seien schon wieder vereinzelte Schauer und Gewitter "nicht auszuschließen".
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