Drogenbande vor Gericht: Gras, Blüten und falsche Polizisten

Drogenprozess in München: Dealer entführen einen 22-Jährigen, weil dieser Marihuana mit Falschgeld bezahlt.
von  John Schneider
Fünf Angeklagte und ihre Anwälte: Es wird eng im Gericht.
Fünf Angeklagte und ihre Anwälte: Es wird eng im Gericht. © Daniel von Loeper

München - Dealer, die mit Falschgeld betrogen wurden, Rache und Entschädigung wollen, sich zunächst als LKA-Beamte ausgeben und dann den entführten Blüten-Betrüger mit Schlägen traktieren und ausrauben, ein Opfer, das selber dealt und sich nur mit dem Einsatz von Pfefferspray mit knapper Not aus der Zwangslage befreien kann: Da haben sich nach Erkenntnis der Staatsanwaltschaft im Münchner Drogenmilieu offenbar filmreife Szenen abgespielt.

Dem zur Tatzeit jugendlichen Peter F. (Name geändert, heute 18) kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Er soll das spätere Opfer (22) angerufen und in die Falle gelockt haben.

Zeitweise bis zu drei Kilogramm Marihuana in Wohnung

Der 18-Jährige legte am Dienstag beim Prozessbeginn ein Teilgeständnis ab. Er habe über Monate mit verschiedenen Rauschgiften gehandelt. Der Staatsanwaltschaft zufolge verkauften er und ein 34-jähriger Komplize seit September 2017 bis zur Festnahme im Februar 2018 in München mit Marihuana, Kokain, Ecstasy und Amphetamin. Zeitweise lagerten sie bis zu drei Kilogramm Marihuana in der Wohnung eines älteren Mannes. Der soll dem 18-Jährigen zu diesem Zweck einen Safe zur Verfügung gestellt haben. Der gibt zu, dort auch eine Gaspistole mit Munition gelagert zu haben. Als Vorsichtsmaßnahme.

Peter F. bestreitet aber, dass er die Entführung des 22-Jährigen mitgeplant habe. Ja, er habe diesen angerufen und zum Treffpunkt bestellt. Aber nur, weil er gedacht habe, dass sich die Falschgeld-Sache vernünftig aus der Welt schaffen lasse. Der 18-Jährige sagt, dass sich der mutmaßliche Falschgeldzahler kurz nach dem Handel mit den Blüten sogar noch selber bei ihm beschwert habe, weil er angeblich zu wenig Marihuana bekommen habe. Von der Entführung habe er erst Tage später durch Zufall erfahren.

Das bleibt erst einmal so stehen. Denn die vier anderen Angeklagten - unter ihnen das Entführungsopfer - machen keine Angaben zu den Vorwürfen. Peter F. gibt sich reuig. Von Drogen will er nichts mehr wissen, stattdessen habe er Gefallen an der Arbeit mit Holz gefunden.

Der Prozess soll bis Ende Mai dauern.

Lesen Sie hier: Polizei gelingt Schlag gegen Rosenheimer Drogenszene

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.