Drogen-Prozess: Wichtigster Zeuge verstorben
MÜNCHEN - Er soll der Drogen-Mafia angehören: Seit Februar sitzt Dzezair H. im Gefängnis, jetzt steht er vor Gericht: Doch der wichtigste Zeuge fehlt: Der Mann ist tot. Jetzt wird die Leiche obduziert.
Zehn Jahre liegen die Drogendelikte bereits zurück. Seit Februar 2010 sitzt Dzezair H. (40), der laut Anklage zur kosovo-albanischen Drogen-Mafia gehören soll, in Untersuchungshaft. Doch der Ausgang des Verfahrens vor dem Landgericht München I ist noch immer ungewiss. Denn der wichtige Kronzeuge Ruschdi F. (55) kam vor neun Tagen ums Leben. Vermutlich ein Herzinfarkt während einer Autofahrt in Schleswig-Holstein.
„Die genaue Todesursache wird noch ermittelt. Die Obduktion wurde angeordnet“, sagte der vorsitzende Richter Anton Winkler.
Ruschdi F. wurde nämlich 2004 vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen, seine Identität geändert. Er war mit seiner Familie in Basel in der Schweiz abgetaucht. Ruschdi F. war Kosovo-Albaner und mischte im Drogengeschäft mit, es wurde Heroin nach München geschmuggelt. Ende 2000 wurde der Dealer-Ring zerschlagen. „Hauptbelastungszeuge war damals Ruschdi F.“, sagt Andreas Schwarzer, Strafverteidiger des Angeklagten Dzezair H.
Gegen Dzezair H. hatte der tote Ruschdi F. bereits bei der Polizei eine Aussage gemacht. Demnach soll der Angeklagte im Jahr 2000 mehrere Kilogramm Heroin von Ungarn und Italien nach Deutschland geschmuggelt haben.
Den heutigen Rentner Hans P. (66) soll der Angeklagte damals als Kurierfahrer angeheuert haben. Hans P., dessen Verfahren eingestellt wurde, erkannte Dzezair H. vor Gericht nicht wieder: „Der Mann war größer und schlanker.“ Außerdem habe er nur „Leerfahrten“ gemacht: „Die ganze Sache war schlecht organisiert.“ Der Prozess dauert an. th